Project Gutenberg's Die Schw�gerinnen. Zweiter Theil., by Henriette Hanke This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Die Schw�gerinnen. Zweiter Theil. Author: Henriette Hanke Release Date: October 4, 2015 [EBook #50128] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE SCHW�GERINNEN. ZWEITER THEIL. *** Produced by The Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by The Internet Archive) [ Symbole f�r Schriftarten: _gesperrt_ : =Antiqua= ] Die Schw�gerinnen. Roman von Henriette Hanke geb. Arndt. Zweiter Theil. Ist die Natur nicht mit dem Gl�ck im Bunde, Dann kommt sie �bel fort, wie jede Saat, Die man ges�et auf fremdem falschen Grunde. _Dante Alighieri._ Hannover, 1836. Im Verlage der Hahnschen Hofbuchhandlung. Graf Frankenstern war der letzte Spr��ling eines alten fr�nkischen Geschlechts. Fr�h verwais't, seinem Stammhaus entfremdet, hatte er den Besitz der deutschen Standesherrschaft Bonna und B�hle, einer Spaltung der Familie und dem Ungl�ck seines Oheims zu danken, der vier kr�ftige S�hne in der Bl�the ihrer Jugend hinsterben sah, um dies reiche Majorat einem kr�nklichen Neffen zu hinterlassen, der schon im Sarge gelegen. Graf Frankenstern war von Kindheit an zu Starrkrampf geneigt, und in solchem Zustande einmal f�r todt gehalten worden. Ein rettender Zufall gab ihn dem Leben zur�ck; doch den tiefen Eindruck jener entsetzlichen Gefahr nahm die Oberfl�che der Welt nicht mehr hinweg. Dem edlen Gesichte blieben leichenhafte Z�ge, ein Grauen vor Allem, was an das Grab erinnert, wurzelte tief in der Natur dieses Erstandenen, und jene bange einsame Ruhe, welche die Todten umschwebt, wich nie von seiner blassen Stirne.�-- Von seinem Oheim mit kalter Strenge behandelt, hatte Graf Frankenstern schon zeitig das Weh empfunden, ein aufgedrungener Erbe zu seyn. Kein inniges Band z�rtlicher Achtung kn�pfte ihn an seine Verwandten, Liebe machte seine dankbare Pflicht nicht freiwillig: das Schlo� zu Bonna war eine Oede des Hasses f�r seinen k�nftigen Herrn. Als dieser nun auf eine ferne Ritterschule kam, f�hlte er sich zum erstenmale gesellig gl�cklich, und in einem Zusammenhange, der sein Herz erweiterte. Vorzugsweise schlo� er sich an einen jungen Edelmann fremder Abkunft, und vielleicht war es weniger manches Gleiche in den �u�ern Verh�ltnissen der beiden J�nglinge, als ihre innerste Verschiedenheit, was diese Freundschaft begr�ndete. Sylvius de Romana war durch ein seltsames Geschick von den K�sten seiner Heimath auf den Boden dieses Landes verschlagen worden. Seine Vorfahren hatten gro�en Rang und Reichthum in Spanien behauptet, doch den Umschwung ihres zeitlichen Gl�ckes erfahren, und seitdem die schwebende Fortuna auf andern Stellen der Erdkugel gesucht. Eine junge verwittwete Dame jenes einst gl�nzenden Namens bewohnte im Gebiet von Valencia ein verfallnes Landhaus am Meere. Sie hatte den Gemahl auf einer Seereise verloren, und den letzten schmerzlichen Trost entbehrt, seinen Leichnam gesehen zu haben. Sein Ebenbild, ein holder Knabe, war ihr einziges Gl�ck! -- Nach einer st�rmischen Gewitternacht, in der ein Schiff verungl�ckt war, fand Donna Romana einen Mann besinnungslos an einen Balken geklammert, unter Tr�mmern am Strande. Sein Blut flo� aus einer Armwunde, die er im Kampf gegen den Untergang davon getragen haben mogte, sacht in den gl�henden Sand. Dieser traurige Anblick regte in der Spanierinn Erinnerungen auf, die sie bestimmten, sich des Ohnm�chtigen anzunehmen. Sie glaubte noch schwache Spuren des Lebens in ihm zu entdecken. Es war der Kaufmann, den jener Verlust betroffen; doch die Dame dachte nur an ihren eigenen, indem sie ihm H�lfe leistete. Sie lie� ihn in das Landhaus tragen und pflegte sein mit samaritischem Geist. Er erkrankte schwer, das Fieber ward durch die sch�dlichen Einfl�sse des Climas und der Jahreszeit aufl�send; doch er genas, und kaum war der Sieg seiner r�stigen Natur entschieden, als die gute Dame ein Opfer ihrer Menschenfreundlichkeit ward. Die Dame richtete die schwarzen Augen, vor denen die Schatten des Todes schwebten, auf den ungl�ckseligen Gast, der h�nderingend an ihrem Lager stand -- dann erlosch ihr Blick, dieser m�tterliche Strahl, auf dem weinenden Gesicht ihres Kindes. Der Kaufmann verga� niemals diesen Blick. Das L�cheln, womit die Mutter starb, als sie ihren Sohn in den Armen jenes Mannes und sich verstanden sah, hatte ein Testament in sein redliches Herz geschrieben, mit Z�gen, die keine Zeit verwischte. Niemand that Einspruch, als der Fremdling den kleinen Romana als sein Eigenthum ansah, und sobald er dazu im Stande war, ihn fortf�hrte von dieser traurigen K�ste. Der kleine Sylvius nahm nichts von dort mit sich hinweg, als ein d�mmerndes Gedenken an die Sch�nheit seines Vaterlandes, eine Sprache, die in der Stimme seiner Mutter lebenslang wie Fr�hlingslaut an seine Seele r�hrte -- und das Blut seiner Nation, das stolz und hei� in seinen Adern flo�. Im Hause des Kaufmanns kam dem Knaben daher -- spr�chw�rtlich gesagt -- Alles spanisch vor, und nichts heimisch. Bis dahin hatte er im Garten des m�tterlichen Landhauses unter einer Dattelpalme, in deren Kern sich bekanntlich die Seidenraupe einspinnt, den langen Tag der Kindheit vertr�umt, und, ein Fischerliedchen summend, kleine Grotten von Muscheln gebaut. Jetzt schirmte ihn zwar auch der Baum des Friedens und des Flei�es; aber der Ernst eines gesch�ftsth�tigen Lebens rief seine Kr�fte zu n�tzlicher Uebung auf. Das j�ngste T�chterchen des Kaufmanns hatte sich mit Sylvius in eine Art von Verst�ndni� zu setzen gewu�t, die andern Geschwister nicht. Die kleine Blanka schien ihm ein Engel, und waltete sch�tzend um ihm wie ein solcher. Einst sagte sie bittend: �Vater! lasse doch den kleinen Ritter�--� der Kaufmann l�chelte zu dieser anmuthigen Benennung, -- �nicht mehr in die Manufactur gehen; das Get�se der Webst�hle macht ihm Kopfschmerz.� Der Vater legte seine Hand auf die blonden Flechten seines Kindes und sprach: �das Meer, daran die Wiege Deines kleinen Freundes gestanden, toset viel st�rker, Blanka!� Aber er sorgte daf�r, da� Sylvius bald darauf in verh�ltni�m��ige Aufsicht k�me, und brachte ihn sp�ter in jenes adelige Institut, wo er sich, wie wir bereits erw�hnt, mit Graf Frankenstern freundlich zusammenfand. Als die Zeit ihrer Trennung gekommen war, dachten sie kaum, wann? und wo? ein g�nstiger Stern sie wieder vereinigen werde, und eben so wenig daran, einen Briefwechsel zu verabreden. Das Band einer jugendlichen Freundschaft h�lt sich so stark, da� es keiner Verkn�pfung dieser Art bedarf oder zu bed�rfen glaubt. Graf Frankenstern kehrte nach Bonna zur�ck, und nahm die Stellung ein, auf die er Anspr�che hatte. Die Welt zog ihn in ihre Kreise, ohne da� er sich ihrem Interesse h�tte anschlie�en k�nnen; immer war und blieb der Hang zur Einsamkeit vorherrschend in ihm. Als er nach dem Tode seines Oheims die G�ter antrat, meinte er, es sey nun schicklich, da� er sich verm�hle. Wenig zug�nglich f�r leidenschaftliche Gef�hle der Liebe, richtete er mit ruhiger Ueberlegung sein Augenmerk auf die T�chter edler Herkunft, und seine Wahl fiel auf ein liebes, leutseliges Wesen, welches den Grafen durch eine Ahnung von Stille f�r sich einnahm, die in diesem Gem�th wohne, und ihn ein Uebereinstimmen ihrer Neigungen hoffen lie�. Ein so gl�nzendes Loos w�re dem Fr�ulein nicht im Traume eingefallen. Dies liebenswerthe Kind, elternlos und unbeg�tert, lebte in Mitten einer hochm�thigen Familie, hart gedr�ckt, und war, ohne Aussicht auf eine andere Versorgung, entschlossen gewesen, den Schleier zu nehmen, der damals noch manches M�dchen durch freiwillige Entsagung vor dem Schmerz sch�tzte, unbegehrt von einem Manne zu bleiben. Der irdische Br�utigam kam bei dem Fr�ulein dem himmlischen zuvor, und ein beinahe f�rstlicher Brautschatz machte es dem Gel�bde der Armuth untreu. Aber es schien doch, als ob jene Idee Beruf und Element dieser jungfr�ulichen Seele gewesen w�re. Ein kl�sterlicher Hauch -- wenn wir so sagen d�rften -- schwebte um die Gestalt der jungen Gr�finn, und die Blume ihres Gl�ckes hatte einen Athem von Resignation. Sie verehrte ihren Gemahl gleich einem Schutzheiligen, h�tete sich sorgsam, gegen seine Eigenheiten zu versto�en, deren der Graf wirklich viele hatte; doch war es nur Achtung, nicht Liebe, was die Gr�finn so zart in ihren Pflichten machte. In ihrem Herzen blieb eine L�cke, welche der ganze Vollbesitz ihrer Lage nicht auszuf�llen vermogte. Einen verborgenen Kummer trug sie dar�ber. In ihrer linken Brust war eine kleine Verh�rtung entstanden, die Gr�finn wu�te nicht wie? Sie hatte lange keine Gelegenheit, einen Sachverst�ndigen um Rath zu fragen, und dann eine schmerzliche Schaam zu �berwinden, als es sp�ter doch geschah. Der Graf duldete keinen Wundarzt erster Classe im Bereich seiner Herrschaft, und der Bader des Ortes mu�te sich wie ein Ge�chteter seinem Blick entziehen. Als die Gr�finn ihrem Gemahl sanfte Vorstellungen zu machen pflegte, ward er heftig und sagte: �nein, nein! meine Liebste! solch ein Messer in der Hand des Chirurgs, was er mit Gleichg�ltigkeit entbl��t, w�hrend das arme Opfer zitternd sitzt und nach dem furchtbaren Stahl zitternd hinblinzelt -- ist mir nicht viel anders, als ob ich ein Richtschwert schwingen s�he.�--� Ein j�her Krampf flog �ber seine Z�ge, die Gr�finn erbleichte -- und es war nie mehr die Rede davon. Nur zum Behuf des Gottesdienstes durften die Glocken in Bonna gel�utet werden; die Todten wurden ohne Sang und Klang bestattet. Der Graf entsch�digte die Geistlichkeit f�r den Verlust, den sie an diesen stillen Begr�bnissen erlitt, sehr freigebig. Doch, wie v�terlich er f�r seine Unterthanen sorgte, ihnen Krankenh�user baute, nasse Augen heimlich trocknete, und sich als den Schutzfreund ihrer Wittwen und Waisen bewies, so verziehen sie es ihm doch nicht, da� er ihnen den Genu� �ffentlicher Trauer und Thr�nen raubte; das Gepr�nge mit ihren Todten galt ihnen mehr, als die Zufriedenheit der Lebendigen. Da� ihr g�tiger Grundherr einen Grund zu diesem Verfahren haben m�sse, dies sahen sie nicht ein. Der Graf f�hlte jedesmal eine Anwandlung seiner Krankheit, so oft er einen Leichenzug erblickte. Endlich machte er seinen Unterthanen den Vorschlag, ihre Gestorbenen zu verbrennen, und diese classische Idee wurzelte in seiner nerv�sen Furcht vor der M�glichkeit, lebendig begraben zu werden. Alle Spuren der Verwesung w�ren dann vertilgt vom Boden seines Gebiets, und er war Willens, der Erf�llung dieses Wunsches Denen, die sich ihm f�gten, gro�e Vortheile einzur�umen. Der Aschenkrug, darin die Reste der guten Landleute von Bonna gesammelt w�rden, sollte ein volles Ma� von Wohlergehen �ber sie ausgie�en. -- Aber es gab einen Aufruhr -- und wenig fehlte, so h�tten sie das Schlo� gest�rmt und den Grafen gesteinigt. Nur die abg�ttische Hochachtung vor seiner Gemahlinn hielt das Volk von roher Unbill zur�ck. Von dieser Zeit an ward Graf Frankenstern mit Vorurtheil geha�t. Dies n�hrte seinen tiefsinnigen Stolz, und er verschlo� sich in sich selbst; nur das Gef�hl, geliebt zu seyn, macht populair. Seine G�te war Grundsatz, deshalb ersch�tterte ihn der Undank nicht; aber er stand allein, und auf einer schroffen Spitze. �Das wollen wir erleben, _Der_ wird noch �berschnappen�--� sagte der Bader, so oft er eine alte Gevatterinn zur Ader lie�, beflissen, den Widerwillen des Grafen gegen seine Person auf eine Art zu erkl�ren, die nur Jenem schadete. So kam das Ger�cht in Umlauf, es sey nicht richtig mit ihm. Und da die Sage es ist, welche Verh�ltnisse schafft, so wie nicht selten durch die Meinung Zust�nde entstehen: so schwebte auch dieserhalb Graf Frankenstern in Gefahr, f�r wahnsinnig gehalten zu werden. Mit jener tiefen Wehmuth, die nur die Reichen dieser Welt kennen, die da wissen, wie nichtig eitler Besitz f�r das Bed�rfni� des Gl�ckes sey -- ent�u�erte sich die Gr�finn ihrer Vorz�ge, und meinte das Beste zu entbehren, da es nicht in ihrem Verm�gen l�ge, ihren Gemahl zu erheitern. Sie glaubte, seine finstere Seele werde sanften Eindr�cken sich �ffnen, als sie sich Mutter f�hlte, und ihr ganzes Herz hing an diese Hoffnung. Die Gr�finn ward von einem Knaben entbunden, aber schwer; es mu�te ein Geburtshelfer geholt werden. Der Graf hielt sich in seinen Zimmern, und kam nicht eher wieder zum Vorschein, bis man ihm sagte, Alles w�re vor�ber. Wie duldsam die Gr�finn nun auch war, eine kleine Empfindlichkeit, so weit ihre Schw�che sie zulie�, konnte sie doch nicht bergen. Und als das Kind nach kurzer Zeit an Kr�mpfen starb, brachte der Gedanke, mit welch einsamen Schmerzen sie es geboren, und da� die Natur des Vaters es ihr entrissen -- die Mutter aus dem Gleichgewicht sanftm�thiger Gelassenheit, so da� sie schwankte, zwischen Groll und Gram. Der Graf weigerte sich, den kleinen Leichnam zu sehen, und seine Gattinn f�hlte sich verlassen wie eine Wittwe, da sie ihn mit ihren m�tterlichen Thr�nen salbte. �Mein Kind, mein s��es, kleines Kind!� jammerte die Gr�finn, �so mu�test Du mir hinsterben, bewu�tlos wie eine Blume einschl�ft, die in t�dtendem Frost erschauert! -- Und kaum habe ich das Blinken Deines Auges gesehen, keinen Blick des Verstandes.�--� �Das Kind war weise�--� sprach der Graf am Fenster eines Coridors, wo er in der umgebenden Stille die Klage seiner Frau vernommen hatte. �_Wei�_? sagst Du?� fragte die Gr�finn, aufhorchend, welch ein Wort der stumme, scheinbar kalte Vater fallen lie�e, und schritt mit matten Schritten n�her, �nein, da irrst Du, mein Gemahl! es hatte von Geburt an eine blaurothe Farbe.� �Es war _weise_, sagte ich,� betonte der Graf, �denn es str�ubte sich gegen das Licht dieser Welt, und hat sie bald wieder verlassen, weil sich die M�he des Lebens nicht verlohnt.� Diese Worte schnitten mit zwiefachem Weh in die Seele der Mutter, sie erinnerten an Stunden der Angst, und zeigten, welch eine d�stere Ansicht ihr Gemahl von einem Daseyn h�tte, das Sch�tze �ber seinem Haupte geh�uft, ohne ihm eine Freude abzugewinnen. Die Gr�finn konnte sich nicht von dem Anblick ihres Kindes trennen, und h�tte es lieber wie ein Bild unter Glas und Rahmen gesetzt. Sie sch�tzte vor, es k�nne wohl gar in Starrsucht liegen; aber es lag im Arm des Todes. Der Graf hatte die ganze Zeit unbeschreiblich gelitten, und sein bleiches, verst�rtes Gesicht forderte Schonung f�r seinen Zustand. Da dieser Zustand nun das Geheimni� eines Leidens war, was innig verflochten in das wundervolle Gewebe der Nerven, nicht minder eine Krankheit der Seele wie des K�rpers genannt werden k�nnen, und die Menschen in der Regel nur ein mitleidiges Auge f�r sichtbare Uebel haben: so schonte selbst die Gr�finn bei aller nat�rlichen Zartheit der Empfindung, ihren Gemahl nicht immer genug. Wir wollen bedenken, da� der Gr�finn jenes Gef�hl f�r ihn abging, welches allein den Geist zu durchdringen vermag: die _Liebe_ -- das tiefste Verst�ndni�!�-- Ob wir auch Tugenden an dieser liebensw�rdigen Frau r�hmen m�ssen, die kein Gemeingut ihres Geschlechts sind, und nur das Eigenthum der edelsten weiblichen Seelen, so war sie doch als Evas Tochter von einer kleinen Schw�che nicht frei. Der Reiz des Versagten wirkte auf ihren bescheidenen Sinn. In absonderlicher Hinneigung zu Aerzten und Wund�rzten, nahm sie den geringsten Anla� wahr, ihre Kunst anzusprechen, selbst den Bader von Bonna gr��te sie freundlich und bedeutsam -- was freilich zur Ehre eines verg�tenden Willens erkl�rt werden k�nnte. F�r die Utensilien des Todes hatte die Gr�finn ein bemerkendes Interesse; und so wie Jemand das, was eine Gestalt in ihm gewonnen, in jedem Gegenstande erblickt: so pr�gte sich ihr Alles zu Bildern der Sterblichkeit aus. Im Verschlu� ihres Gemahls befand sie eine Chatoulle, worin die Juwelen der Familie aufgehoben lagen. Dies K�stchen, von einer Form, wie man auch jetzt noch, nur im kleinsten Verh�ltni�, ein kompendi�ses N�hzeug f�r Damen kennt, war von dunklem Saffian; um die schmal abw�rts laufende H�he zog sich eine feine st�hlerne Gallerie, Schlo� und Handhaben waren massiv und von Silber. Die Gr�finn, gleichg�ltig gegen Schmuck und Putz, so da� sie als Braut jedes schimmernde Geschenk verschm�ht hatte, liebte von allem Geschmeide nur Perlen. Eines Tages erw�hnte sie gespr�chsweise, da� die Perlen im Halsband von ihrer seligen Mutter, worin sie sich trauen lassen, nun auch abgestorben w�ren. Sie sagte dies mit so bek�mmerter Miene, als w�re ein Leben von gr��erem Werth ihr erblichen. �O! da sey ruhig, mein Schatz!� antwortete der Graf eilig, weil jener bildliche Ausdruck ihn schon leise �ngstete, �Perlen kannst Du sehr sch�n haben, wirklich k�stlich; �chte! orientalische!�--� Und mit freundlicher Gef�lligkeit f�r den Geschmack der Gattinn, lie� er das K�stchen aus dem Beh�ltni� eines Schrankes heben, und reichte ihr den Schl�ssel. Die Gr�finn war doch eine Frau. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie das nette K�fferchen und sprach: �ist dies doch ein f�rmlich kleiner Sarg! das niedlichste Modell zu einem solchen. Oben fehlt nur noch das Crucifix, so ist er fertig.� Das Schlo�, leise erklingend, that sich auf; dieser Ton, jene Worte, ber�hrten in dem Grafen eine �berspannte Saite -- und schaudernd wendete er sich ab. �Und innen auch�--� fuhr die Gr�finn unvorsichtig fort, �dieses duftende Kissen von wei�em Atla�, mit kleinen Franzen besetzt, was darauf ruht, ist doch ein wenig mehr als Staub.�--� Sie nahm ein St�ck nach dem andern heraus, und der Schimmer der Edelsteine spiegelte sich in ihrem l�chelnden Blicke. Der Graf bat seine Frau mit dumpfer Stimme, das K�stchen von nun an in Gewahrsam zu behalten. Eine abermalige Niederkunft der Gr�finn war nicht gl�cklicher als die erste. Das Kind starb an Kr�mpfen. Sie fing an zu zweifeln, da� ihr Mutterfreuden beschieden seyn w�rden, nur halb getr�stet von dem Gedanken, es geschehe ihr zum Wohl: denn kr�nklichen Gesch�pfen das Leben gegeben zu haben f�r langes Leiden, sey viel schmerzlicher, als ihren fr�hen Tod zu beweinen. Graf Frankenstern nahm diesen Verlust mit gewohnter d�strer Fassung hin, und diese melancholische Unempfindlichkeit vereinsamte seine Gattinn in ihrem Schmerz. Mit der bedenklichen Stelle in ihrer linken Brust war es w�hrend jener Zust�nde schlimmer geworden, und ein erfahrener Arzt �u�erte, wenn die Gr�finn nur nicht wieder guter Hoffnung w�rde, so d�rfe sie schon ohne Furcht seyn.�-- Eine Reihe von Jahren war hingegangen, ohne da� irgend ein Ereigni� bedeutender Art die tiefe, eint�nige Ruhe im Schlo� zu Bonna unterbrochen h�tte. Es war der Gr�finn zuweilen, als h�tte sie seit ihrer Verheirathung ein Weltalter durchlebt. -- Sie brachte jeden Sommer eine Zeitlang in B�hle zu und besuchte dann freundschaftlich die Cisterzienserinnen von Sanct Capella. Mit einem schmerzlichen L�cheln blickte sie in das heitere, vollbl�hende Gesicht mancher geistlichen Schwester, deren Geburtstag nicht weit von dem ihrigen aus einander lag. Sie sah an dem jungen Zuwachs der T�chter auf den G�tern ihres Gemahls, da� sie alt w�rde, und nahm in tr�bem Verzichten auf die Freuden des Lebens das Gef�hl einer Matrone voraus. Die schweigsame Haltung des Grafen, die goldne Wucht des Reichthums und der Druck der Gleichm��igkeit, beugte ihre liebliche Gestalt vor der Zeit. Jetzt aber wurde die Gr�finn, deren zarte Gesundheit selten gest�rt gewesen, sehr kr�nklich und verfiel sichtbar. Ein Arzt, dem die Gr�finn ihr Zutrauen schenkte, meinte, als er ihre Klage vernahm, sie f�hle sich beengt und einen Andrang nach dem Herzen -- traurige Gedanken schwebten ihr best�ndig vor, und sie sey nicht mehr im Stande, die Stimmung ihres Gemahls auszuhalten�--: es l�ge ihr ein wenig im Gem�th, und Zerstreuung w�rde hier das Beste thun. Die Gr�finn sch�ttelte leise den Kopf, wobei ein paar Thr�nen von ihren Wimpern tropften. Sie sprach: �habe ich jene Schwermuth, unter der eine Frau uns�glich leidet, doch so lange mit Freudigkeit getragen, warum sinkt mir denn jetzt der Muth?� �Weil jede Last mit jedem Tage schwerer und zuletzt unertr�glich wird�--� erwiederte ihr hierauf der Doctor. Er gab sein Gutachten dahin ab, da�, wenn der Graf sich entschlie�en k�nnte, die B�der von S... zu gebrauchen, so w�re hoffentlich auch seiner Gemahlinn geholfen. -- Es kostete einen schweren Entschlu�, da� dieser Rath befolgt w�rde. Der Graf war beinahe menschenscheu, die Gr�finn, durch langes Entw�hnen von geselligem Umgang nonnenhaft bl�de geworden; es grauete Beiden vor dem Ger�usch der Welt. Der Graf machte die sch�ne Reise wie ein Automat. Er sprach nur, was er mu�te. -- Die Gr�finn sa� stumm an seiner Seite, und ihr Blick streifte d�ster �ber die wallenden Getraidefelder hin, an denen noch die letzte Bl�the hing -- oder tauchte unter in ein Meer von Sorgen. Sie lie� halten, so oft ein Fu�g�nger, m�hselig und beladen, ein Armer am Wege mit neidendem Staunen zu der pr�chtigen Equipage aufsah, und reichte ein Geldst�ck heraus, das ihm fr�hlich weiter half. So sammelte die gute Gr�finn tausend Segensw�nsche ein, und der gro�e Rentirer an der Hauptcasse des Himmels zahlte richtig an Ort und Stelle die Zinsen des Wohlthuns. In dem pallast�hnlichen Hause, worin Graf Frankenstern mit seiner Gemahlinn Wohnung fand, hatte die n�chst daran sto�enden Zimmer ein alter freundlicher Mann, mit einer jungen blassen Frau inne. Ein Zufall brachte die Gr�finn schon am ersten Morgen in n�hernde Beziehung zu dem alten Nachbar. Es war ein ber�hmter Accoucheur, der seiner Schwiegertochter zu Liebe hierher gekommen war. Er erz�hlte, die junge Frau h�tte f�nf todte Kinder geboren, �und _f�nftausend lebendige_,� setzte er mit summarischem Accent und einer Mischung von Stolz und Schmerz hinzu: �habe ich mit dieser meiner Hand eingetragen, und komme mir deshalb wie ein kleiner Herrgott vor, der seine Kinder =nolens volens= an das Licht bringt.� Bei diesen Worten hob er die Hand empor, die obgleich klein und hager doch so gewaltig war; der Gr�finn Auge haftete auf einem Siegelringe am Finger des Priesters der Lucina. Sie err�thete gleich dem sch�nen Carniol, und fa�te ein Herz zu diesem Manne.�-- �Mein bleiches T�chterchen,� fuhr er fort, �thut mir leid; das gute Weib gr�mt sich und weint oftmals im Stillen, eine Leichenmutter zu seyn. Und ich, der Geburtshelfer! kann ihr nicht helfen, und mu� meinen Ruf verlieren am eigenen Blut. So kannte ich einen Mann, der die halbe verkr�ppelte Welt gerade gemacht hatte, und sein einziger Sohn war ein Aesop. Dies ist ein herber Spott f�r die Kunst, und ein m�chtiger Schlagbaum gegen den Egoismus; aber gewi� eine weise Einrichtung von Gott. Die Kr�fte des Einzelnen geh�ren der Menschheit und nicht seinem Gl�ck.� Die Gr�finn h�rte ihm mit ersichtlicher Theilnahme zu. Sie kam sich, im Vergleich zu jener beklagenswerthen Frau, minder ungl�cklich vor. So erw�hnte sie ihrer eigenen Leiden, und fragte ihn um seine Meinung, �ber den Gebrauch der B�der dieses Ortes f�r sie selbst. Der Alte that ein paar Querfragen, dann mit einem practischen L�cheln den Ausspruch: die Gr�finn w�rde noch vor Ablauf des Jahres einer kleinen Wanne bed�rfen. -- Sie sah ihn an mit einem Blick -- einem Blick! -- wenn, nach einem platonischen Ausdruck, Verwunderung die Mutter des Sch�nen und Guten sey: so d�rfen wir, in k�hner Anwendung desselben, die Gr�finn als eine Gesegnete ihres Geschlechts betrachten. In dieser Stunde ging der Graf einsam ins Freie; er �berlie� sich seinen Gedanken, und gerieth auf einen jener geheimni�vollen Spazierg�nge, die dadurch an ihrem Reiz verlieren, da� die Menge sie weder kennt noch sucht. Unter dem Niederhang einer Birke sa� ein Mann, der einen Knaben zwischen seinen Knieen hielt, dem er aus einem Buche etwas zu erkl�ren schien. Der Graf gr��te stumm und ging vor�ber. �Gieb Acht, Sylvius!� sagte der Fremde, als der Knabe zerstreut Jenem mit seinen Blicken folgte. �Sylvius!� wiederholte der Graf leise, und blieb stehen, um einem Echo der Erinnerung zu lauschen. Als er aber jenen Mann mit einer fremdartigen Aussprache weiter reden h�rte, rief er, da� Berg und Thal davon wiederhallte: �Sylvius!� Vater und Sohn dieses Namens sprangen erschrocken auf, und Romana lag in den Armen seines Freundes. Der Knabe stand ausgeschlossen, ja scheinbar vergessen, und schaute mit gro�en Augen unter einem strohernen H�tchen hervor, dem eine kleine rothe Feder ein phantastisches Ansehn gab; der Unbekannte hatte sich mit all' der hinrei�enden Gewalt der Freundschaft seines Vaters bem�chtigt. �Sieh hier meinen Sohn!� sagte der �ltere Sylvius, und streckte seine Hand nach dem j�ngeren aus: �mein einzig Gut -- Du bist wohl reicher, Frankenstern?� �Ich habe gar keine Kinder�--� antwortete der Graf schmerzlich. �Aber verheirathet bist Du doch?� fragte der Freund, und es gereute ihn, voreilig gewesen zu seyn. Der Graf nickte blo�. Wie wenig diese Antwort auch besagte: Romana w�rde, sie geben zu k�nnen, sich f�r einen Cr�sus an Gl�ckseligkeit gehalten haben. Seine geliebte Frau war gestorben: die kleine blonde Blanka, die gro� und sch�n, und sein gr��tes Gl�ck geworden war. Er hatte mit ihr in Virginien gelebt. Diese Versorgung seines j�ngsten und besten Kindes war ein Opfer gewesen, welches der edelm�thige Kaufmann seinen Familien-Verh�ltnissen gebracht. Seine �lteren T�chter ha�ten den Sylvius, und liebten ihren Vater nicht, und lohnten ihm schlecht. Er hatte sich aus dem Vortheil gegeben: das giebt nie ein gutes Ende -- es w�re denn ein leichtes Sterben darunter gemeint. �Mein Vater sehnt sich nach mir�--� sagte Blanka mit thr�nenden Augen zu ihrem Gemahl: �ich h�re mich zuweilen ganz deutlich von ihm rufen. J�ngst tr�umte mir, sein Reichthum w�re zu Wasser geworden, wir schifften still darauf hin -- und hatten uns verirrt: denn es war das _todte Meer_.� Als Sylvius nun sah, da� seine Frau gem�thskrank vor Heimweh werden k�nnte, machte er die R�ckreise m�glich. Die Fahrt war aber nicht gl�cklich, und ihr Ziel traurig. Der Kaufmann lag im Grabe und konnte nicht mehr klagen, was ihn hinein gedr�ckt; aber man h�rte es doch, und auch wes Geistes Kind seine T�chter w�ren. -- Die Folgen der Seereise, ersch�tternde Gef�hle wirkten sch�dlich auf Blankas zarte Gesundheit, und nicht lange, so bettete man sie an ihres Vaters Seite. Romana nahm sein Kind, nahm den Rest seiner Habe, und verlie� dies Haus f�r immer. Er wollte eine Anstellung suchen, wie er sie bei seiner vielseitigen Ausbildung in diesem oder jenem Fache finden konnte, als er den Jugendfreund wiederfand. Er erkannte den Grafen Frankenstern nur an der alten Liebe noch: seine Gestalt war ihm unkenntlich geworden. In tiefen H�hlen, von finstern Braunen �berbuscht, lagen seine Augen, sein Blick war verst�rt, und verrieth eine zerr�ttete Seele. Und jenes ihm eigenth�mliche L�cheln um den geklemmten Mund, war nicht mehr todtenhaft friedlich wie sonst, sondern krampfhaft: so da� auch dieser weltvers�hnte Zug, nur wie ein Nervenspiel innerster Angst erschien. Auch Sylvius de Romana hatte sich sehr ver�ndert. Er war sehr braun geworden, sonst w�rde er sehr bleich gewesen seyn, wie dies in den Schattirungen seiner Gesichtsfarbe zu bemerken. Sein stolzer Wuchs hatte etwas Gebeugtes angenommen, tiefe Erfahrungen ruhten in seinen Z�gen -- aber sie _ruhten_. Der Klang seiner Stimme, sonst voll und laut, der Ausdruck einer heftigen Seele, war geistig bes�nftiget, und etwas langsam und leise.�-- Doch, empf�nde wohl der Mensch eine �u�ere Ver�nderung, ob er sie auch s�he, in einem Augenblicke unsterblicher Freude? -- Der Begriff der Zeit verschwindet, wo wir f�hlen, da� die Freundschaft _ewig_ ist. -- Virginien, das Andenken an Blanka, ihres Vaters Grab, jeder in Thr�nen und Tagen verflossene Schmerz: Alles sank in der Unendlichkeit unter, was, wie ein Weltmeer, in Sylvius Herzen aufwallte, da es an dem des Freundes schlug, und seine Augen wurden feucht. Und im Anblick der kleinen Narbe an Romanas Stirn, die Graf Frankenstern ihm einst in der Fechtschule mit dem Rappier geschlagen, schlo� sich f�r Diesen jede Wunde des Schicksals, und seine kranke Seele blutete nicht mehr. Entz�ckt f�hrte er den Freund und dessen Sohn mit sich fort in seine Wohnung, sein Gl�ck mit seiner Frau zu theilen. Die Gr�finn brannte unterdessen vor Begierde, die gro�e Nachricht, die sie wu�te, ihrem Gemahl mitzutheilen. Er lie� lange auf sich warten, endlich kam er, doch nicht allein. Die Fremden, die er mitbrachte, waren als eine St�rung von ihr angesehen, und leider! ist der erste Eindruck beinahe immer entscheidend. So ist es nicht genug, da� Jemand ein Recht zu kommen hat: er mu� auch zur _rechten_ Zeit kommen, und kein Mensch -- nur ein Gott kann diese wissen. Hier, im Beiseyn seiner Frau, sch�ttete der Graf das verschlossene Herz aus, dessen eiserne B�nder die Freude sprengte. �Du bleibst nun bei mir, Romana! denke nicht daran, mich zu verlassen�--� sagte er gebietend, und in den Ausdruck, wie sehr, wie innerlichst er dieser N�he bed�rfe, mischte sich etwas von dem Bewu�tseyn, wie viel er �u�erlich zu gew�hren verm�ge. �Dein Sohn�--� so fuhr der Graf fort, �soll wie der meine gehalten seyn, um so mehr, da wir keine Kinder haben.� Die Gr�finn hustete leise, und wurde bla� vor Schrecken. Sie w�re keine Frau gewesen, wenn diese Aeu�erung ihres Gemahls gegen einen ihr fremden Freund, sie nicht beleidiget h�tte; dazu diese gespr�chige W�rme, als ob Geist des Lebens �ber ihn gekommen. Nie hatte sie, auch zur Brautzeit, eine �hnliche Macht auf ihn ge�bt, und ganz nach Art weiblicher Eifersucht, nahm sie dies Dem �bel, der diese erheiternde Wirkung hervorbrachte, ohne sich selbst heiter zu zeigen -- was immer anspruchslos erscheint. Der unschuldige Knabe kr�nkte in der Aeu�erung des Grafen ihr neugebornes Kind -- und ein leiser Widerwille gegen diese Fremden schlich wie eine Schlange �ber ihr Herz.�-- Als die Gr�finn Gelegenheit hatte, ihren Gemahl mit der neuen Hoffnung bekannt zu machen, fand sie ihn zwar erfreut; aber -- nicht im richtigen Verh�ltni� zu ihrer m�tterlichen Erwartung. Vielleicht f�rchtete der Graf, das Kind werde wieder sterben -- oder er schlug als ein seelenkranker und niedergeschlagener Mann, den Werth eines Leibeserben �berhaupt nicht hoch an: genug, seine Freude war m��ig. Die Gr�finn trug ihr Gl�ck wie eine Bu�e, mit schwerem, verschwiegenem Herzen; mancher Stich ging jetzt durch ihre leidende Brust, die sich t�glich mehr verh�rtete. Romana und sein Sohn begleiteten das Ehepaar von Frankenstern nach Bonna. Ersterer sollte Forstmeister werden -- hatte der Graf fl�chtig hingeworfen. Den ersten Abend ihrer Ankunft daselbst, sagte die Gr�finn: �ein Einziges bitte ich von Dir, mein lieber Mann! bleibt Romana hier: so sey es doch nicht in unserm Hause; ich habe dazu meine guten Gr�nde.� Der Graf sah seine Frau best�rzt an, nie hatte sie durch Laune oder Eigensinn seine Handlungsweise bedingt -- er schwieg, aber er wagte nicht, diesen befremdenden Wunsch zu verneinen. Romana stellte die Bedingungen, unter denen er in Bonna bleiben wolle, mit edler Selbst�ndigkeit fest. Er sagte: �gieb mir ein Pl�tzchen, Frankenstern, nach meinem Sinn, darauf ich mir ein Haus baue, und Material dazu; dann Gelegenheit, Deinen G�tern wie Dir selbst zu n�tzen: so hast Du mich.� Sie gingen aus, einen Platz zu suchen, und der Graf dachte seufzend, wie viel Raum in dem weiten Schlosse, und da� keine Frau, auch die beste nicht! durchaus vertr�glich w�re. Ganz in der N�he von Bonna, kaum ein paar hundert Schritte davon entfernt, lag ein kleines Vorwerk, Heiland genannt. Vermuthlich hatte es diesen ehrw�rdigen Namen von einem Christuskreuze erhalten, das in ungew�hnlicher H�he zwischen dem herrschaftlichen Hof und diesem H�fchen stand. Ein klares Br�nnlein rieselte darunter hin, und eine eingerostete Gitterth�re schien diesen lautern Quell zu verschlie�en. Es waren Spuren da, die es wahrscheinlich machten, da� der Bezirk dieser Stelle einst Mauern getragen habe, und bewohnt gewesen sey; die Aussicht war himmlisch. �La� mich hier zu Jesu F��en wohnen!� sagte Romana, indem er mit gl�nzenden Augen an dem Crucifix hinauf blickte, �doch Dir zuvor und gewi� am rechten Ort -- ein Bekenntni� ablegen, nach welchem es sich fragt, ob ich nicht den Staub von den meinigen sch�tteln und weiter ziehen mu�.� Graf Frankenstern glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er vernahm, da� Romana, dieser catholische Edelmann, unter dessen Vorfahren vielleicht Ritter vom goldenen Vlie� gewesen, seinem Glauben entsagt habe, und der eifrige Anh�nger einer frommen Gemeinde geworden sey, die das Lamm verehrt, was der Welt S�nde tr�gt. So wie Menschen von schw�rmerischer Anlage der �u�ersten und entgegengesetzten Richtungen ihres Wesens f�hig sind: so hatte Romana in Verbindungen, darin er mit Blanka in Virginien gelebt, diesen Umschwung seiner religi�sen Ideenwelt erfahren. Eine gro�e Gefahr, aus der er auf beinahe �bernat�rliche Weise gerettet worden, entschied, und seine angestammte Wundergl�ubigkeit wechselte nur ihre Form in seinem Gem�the. Das Gef�hl seiner Abkunft und Armuth ward christlicher Stolz: den Armen war ja vorzugsweise das Evangelium gepredigt.�-- Nachdem der Graf dies vernommen, stand er eine lange, sinnende Weile. Der Boden dieser catholischen Gegend schien empf�nglich, um die neue Lehre darauf zu verpflanzen, und neben Kl�stern, p�bstlichen Kirchen und Heiligenbildern, lebte friedsam und einm�thig ein H�ufchen der Stillen im Lande. Selbst unter den Beamten der Ortschaft waren einige derselben, deren gewissenhafte Redlichkeit Graf Frankenstern sch�tzte. Und so sagte er: �was ich h�re, Romana, setzt mich in Erstaunen, wie Du siehst; aber es �ndert nichts zwischen uns. Unsere Freundschaft ist mir eine Art Religion -- und so glaube ich an Dich, wenn ich auch nicht begreife, wie es m�glich war, da� Du -- ein Abtr�nniger werden konntest. Ich halte Dich f�r einen ehrenwerthen Mann, und mich an diese Ueberzeugung. -- So eben dachte ich, wie seltsam es sey, da� der Wind des Schicksals Menschen eines Sinnes von allen Enden der Welt hierher zusammen weht.� Von der festen Zuversicht des Freundes ger�hrt, antwortete Romana: �_weht_! ja, das ist das rechte Wort. Der Herr sammelt, was verstreut gewesen. Sein Athem ist es, das Wehen seines Geistes, was den Bl�thenstaub im Fr�hling, auch �ber Mauern, zu der verwandten Blume tr�gt.� Die Grundmauern zu dem neuen Hause wurden nun gelegt und hundert arbeitsame H�nde f�rderten den Bau. Es fand sich, da� ein gew�lbter, v�llig gut erhaltener Gang von hier aus nach dem Schlosse f�hre, wovon die eiserne Gitterth�re am Brunnen der Ausgang w�re. Dieser Fund war f�r den Grafen die Entdeckung einer Goldmine. Er dachte bek�mmert, seine Frau w��te bereits, was er ihr verhehlen m�gen, und am liebsten f�r immer, denn er kannte ihren Abscheu gegen Apostaten. �Sieh!� sagte er sehr gl�cklich, und sich ins Geheim bewu�t, sein Umgang mit dem Freunde st�nde unter unsichtbarem Schutze, �so k�nnen wir ungehindert und selbst zur Nachtzeit zu einander kommen.�--� Aber der Saamen des Geheimnisses tr�gt selten Fr�chte f�r das Licht. Endlich stand das Haus fertig, mit plattem Dach, worauf Romana einen kleinen Garten anzulegen gesonnen war. Der Herr Christus prangte als Schutzwache davor, und leise rieselte das W�sserchen unter der marmornen Schwelle. Hinein zog Romana mit seinem Sohn, und lebte nicht allein in strenger Absonderung, sondern einsiedlerisch verschlossen. Wenn die F�rster und Holzschl�ger, die den Forstmeister zu sprechen kamen, Einla� suchten, so zitterte der Schall der hellen Hausglocke durch den m�uschenstillen Flur, und selbst Verstockte meinten, der Himmel werde ihnen einmal eher aufgethan werden. Wie selig Graf Frankenstern sich die N�he seines Freundes getr�umt: so empfand er doch die Beruhigung nicht davon, welche er gehofft hatte. Er sah ein, da� die Gef�hle der Jugend eine bedeutende Zuthat zu jener innigen und begl�ckenden Freundschaft gewesen w�ren. Wirklich hatte Romana sich sehr ge�ndert, und war ein wenig kopfh�ngerisch geworden; der Graf war ein geisteskranker Mann, der ganz eigen behandelt seyn wollte, und eines aufrichtenden Umgangs bedurft h�tte. Romanas Uebertritt hatte eine Kluft zwischen ihnen gerissen, die der Graf in der F�lle seines Herzens anf�nglich nur f�r eine Linie hielt�--; aber es war ein tiefer, dunkler Spalt, der ihr innigstes allseitiges Vertrauen nicht zulie�. Sie vermieden sorgsam jedes Gespr�ch, das nur von fern diesen Punkt ber�hrte, und wehe der Freundschaft, die, wenn auch nur _eine_ Stelle wei�, welche geschont werden mu�!�-- Der Hochmuth des Grafen war durch seine Verh�ltnisse, durch das Gef�hl, verkannt zu seyn, durch die Natur seiner Krankheit gen�hrt worden. Auch der Ungl�ckseligste hat noch _einen_ Freund: den Tod! Graf Frankenstern aber sah in diesem das Gespenst seines Lebens, und die �de Unsterblichkeit, die er sich in der Angst seiner Seele w�nschte, stellte ihn allein unter den Menschen. Romanas ritterlicher Sinn war Stolz der christlichen Demuth geworden. Ein leiser Hang zum Abenteuerlichen, der ihm verblieben, ein inneres Absondern von Andern, lie� ihn von der breiten Stra�e abbeugen, auf der gew�hnliche Menschen das Gl�ck suchen. Der Geist seiner Secte setzt etwas darin, vertraut mit dem Tode seyn und seine d�stern Farben und Symbole in den Bedarf des h�uslichen Lebens aufzunehmen; Romana schlief unter einer Decke schwarz und wei�, zu seinen H�upten lief lautlos oder stand eine Sanduhr, weil sein Schlaf so leise war, da� auch der sanfteste Seiger ihn verscheuchte. Er w�rde l�chelnd seinen Morgentrunk aus einem Sch�del genommen haben, er sprach freudig von seiner Aufl�sung, und diese Kraft stellte ihn hoch �ber seinen Freund. Graf Frankenstern arbeitete nichts; nur seine Phantasie war unabl�ssig besch�ftiget. Das Bewu�tseyn, durch seine eigensten Kr�fte zu n�tzen, hatte ihn nie gehoben. Die Leichtigkeit, womit er wohlthun konnte, t�uschte ihn �ber die Unterlassungs-S�nde, die Mittel dazu aus sich selbst zu sch�pfen. Romana besa� sch�ne Kenntnisse, und �bte sie mit Flei�. Er war th�tig von fr�h bis sp�t, und der Kernspruch seines gro�en Landsmanns, da� Arbeit des Blutes Balsam sey -- bew�hrte sich an ihm: er war sehr gesund. Er trieb viel Mathematik, und fl��te seinem Sohne Lust und Eifer f�r diese Wissenschaft ein; indem er ihn gew�hnte, seinen Verstand anzustrengen, unterdr�ckte er das fr�hzeitige Aufstreben von Gef�hlen, denen die Einsamkeit Nahrung giebt. Die Gr�finn war im Sp�therbst jenes Jahres, welches ihren Gemahl seinen Freund wiederfinden lie�, schnell und sonder Gef�hrlichkeit von einer Tochter entbunden worden. Ein niedliches M�dchen machte ihr das Leben leicht. Dennoch schien die Mutter t�dtlich ersch�pft. �Das Kind ist im Zeichen des Krebses geboren�--� sagte die W�rterinn nach einem Blick in den Calender, �Gott verh�te, da� ihm nicht Alles r�ckg�ngig werde!� Die Gr�finn erschauerte bei diesen Worten in einer andern Furcht. Die Kleine ward Albane getauft, und gedieh wundersch�n an der Brust einer derben Amme. Keine Spur von Kr�mpfen zog das Herz der Mutter in der Bef�rchtung zusammen, dies Engelskind werde ja doch nur wieder ein geliehenes Gut seyn, wie die kleinen Br�der -- was sie nach kurzer Zeit mit tausend Thr�nen zur�ck zahlen m�ssen. Langsam hatte sich die Gr�finn erholt, und war auch bei wiedererlangten Kr�ften, und ihres Anlasses zur Freude ungeachtet, in sich gekehrt und traurig geblieben. Zwei Jahre waren seitdem verstrichen, als eines Tages Romana sich bei seinem Freunde im Schlo� befand. Sie unterredeten sich �ber die Zukunft seines Sohnes. �Sylvius bekommt einmal Deine Stelle�--� sagte Graf Frankenstern gleichsam zusichernd. Er sprach damit die Gewi�heit an, den Vater des k�nftigen Forstmeisters zu �berleben. �Meinem Wunsche nach,� antwortete Jener, �geht er in die weite Welt.� �Dein einziger Sohn?� erwiederte der Graf mit Vorwurf, �Du willst doch nicht, da� er ein Gl�cksritter werde?� �Warum nicht? bin ich doch auch Einer�--� sagte Romana, und l�chelte wie ein Eremit. �Sieh lieber Frankenstern,� fuhr er fort, �die Seinen f�r sich behalten und in den Kreis der angestammten Verh�ltnisse einschlie�en wollen, w�re engherzig gedacht. Nur in der Welt wird der Mann ein Mensch und lernt br�derlich denken. In diesem Aussenden liegt mir etwas G�ttliches�--� �Wir aber sind Menschen, Romana,� unterbrach ihn der Graf, �und es liegt in der Natur, da� man sein Kind so nahe und so lange als m�glich um sich habe; es ohne Noth dem Zufall zu opfern, kommt mir wie Vermessenheit vor.� �Aber gehorsam dem Willen des Herrn? oder einer heiligen Idee?� wendete Romana mit erh�heter Stimme ein, �ich f�hle, das w�rde ich k�nnen. W�re es dem Sylvius bestimmt, in einem rechtlichen Kriege zu fallen: so preise ich ihn selig. Z�ge er �bers Meer, um die Heiden dem Erl�ser zuzuf�hren und vers�nke: ich w�rde deshalb nicht zu Boden sinken. Im Aufgeben, Freund, liegt das wahre _Haben_, und das Geheimni� ewigen Gewinns. Wie �rmlich ist das Leben, wenn es keinen andern Werth hat, als da� man athme!� der Graf seufzte schwer, und Romana verlie� ihn. Noch wirkte dieses Gespr�ch nach, als die Gr�finn in das Zimmer ihres Gemahls trat. Die kleine Albane hing schlafend auf ihrem Arme, und das volle H�ndchen des Kindes, wie aus rosigem Wachs mit reizenden Gr�bchen geformt, lag sch�tzend auf der linken Brust der Mutter. Den Grafen r�hrte dieser Anblick. Er k��te v�terlich sacht diese kleine Hand, und das Mutterherz darunter schlug st�rker. Vielleicht ward in diesem Augenblicke der Gedanke an das, was Romana gesagt, zu einer stillen Freude, da� dies sein einziges Kind eine _Tochter_ sey. Zum erstenmale �u�erte er, wie gl�cklich ihn der Besitz des Kindes mache, und da� es so gesund sey, und die Mutter dazu, um die er vordem doch sehr besorgt gewesen. Die Gr�finn entf�rbte sich. Mit bewegter Stimme sagte sie: �es k�nnte seyn, da� ich mein Leben um einen Preis gerettet h�tte, der Dir mi�f�llt.� Dem Grafen fiel diese Aeu�erung auf. Er sah seine Frau forschend an, welche ihm nunmehr gestand, wie sie seit ihrer Verheirathung ein schadhaftes Fleckchen in der Brust versp�rt, was ihr dann und wann Schmerzen, immer aber Kummer verursacht habe. In jedesmaliger Schwangerschaft sey es schlimmer damit geworden, bis endlich bei der Geburt der kleinen Albane der leidende Theil sich zu Stein verh�rtet und dergestalt sich entz�ndet habe, da� sie (die Gr�finn) f�rchten m�ssen, den Krebs zu bekommen, wenn sie nicht Muth zu einem gewagten Schritt fassen k�nnte.�-- Der Graf legte beide H�nde vor das Gesicht, schon bedeckt von der Bl�sse des Grauens. Er sagte: �gut, da� ich es nicht wu�te; der blo�e Gedanke macht mich schaudern. Eine Operation solcher Art br�chte mich von Sinnen. Du glaubst nicht,� setzte er mit scheuem Vertrauen hinzu, �wie tausend Dinge, stumpf f�r den Verstand Anderer, in mein Gehirn bohren! diese Vorstellung zum Beispiel -- durchdringt mich entsetzlich.� Seine Lippen zuckten, als w�hle ein Messer in seiner Seele. Die Gr�finn h�tte beinahe ihr Gest�ndni� bereut -- gewi� h�tte sie es sollen. Sie sprach: �in dieser Noth that ich das Gel�bde, h�lfe mir der Himmel und w�rde ich geheilt: so solle die Brust meines Kindes sich nie f�r eitle W�nsche heben -- nur dem Heil der Seele. Und es dauerte nicht lange, so gena� ich an einem simpeln Umschlage.� �Verstehe ich Dich recht?� fragte der Graf schwach, �Albane -- eine Klosterfrau?� Die Mutter nickte �ngstlich. �Das ist hart!� murrte der Graf, und seine Frau hatte jene Gefahr nicht h�rter empfunden, als diese drei Worte. So sprach die Gr�finn weichm�thig: �Du mein Gemahl machst Dir ja selbst nichts aus der Welt, und ihren tr�glichen Freuden. Die G�ter kommen an fremde Hand -- Anverwandte haben wir nicht, Albane st�nde allein. So ist sie unter den vornehmsten Schutz gestellt, und die Kirche, eine segensreiche Mutter, giebt ihr Schwestern.� Der Graf l�chelte kalt, und murmelte etwas von Stiefgeschwisterschaft. �Nein,� fuhr die Gr�finn, ihren Gemahl mi�verstehend, fort, �dort w�rde mir Albane nicht aufgehoben gewesen seyn. -- Sage, was fehlt einer Braut Christi?� �Dieses Gl�ck!� antwortete Graf Frankenstern und deutete auf seine Kleine, �eine Brust, daran solch ein Kind erbl�ht, kann viel verschmerzen. Ihr seyd zu M�ttern geboren. Und -- da� ich es nur frei gestehe -- ich mag die Kl�ster nicht leiden, und es wird einmal aller Tage Abend mit ihnen werden. Warum aber soll meine Tochter darin untergehen?� �O mein Gott!� jammerte die Gr�finn, und hob ihre Augen thr�nenschwer zur H�he, �warum bin ich nicht gestorben?� Ihr Herz schlug so m�chtig, da� des Kindes H�ndchen auf dem Busen seiner Mutter erbebte. Sie selbst wankte. Der Graf war ersch�ttert; nach einer Pause sagte er: �Du wirst glauben, da� mir Dein Leben �ber Alles theuer ist! nur _den_ Beweis fordere nicht, da� ich gleichg�ltig dazu w�re, wenn unser einziges Kind geopfert wird, in welchem ich Dich ja auch liebe. Uebrigens warst Du damals in einem Zustande, der keiner Zurechnung f�hig ist. -- N�thigenfalls w�rde Dispens vom Pabst zu erlangen seyn. Ich zweifle jedoch, ob das Recht, �ber das Schicksal eines Menschen also zu verf�gen, auch einer Mutter zusteht, und meine, von der S�nde, es gethan zu haben, k�nne Jeder sich selbst entbinden.� �Dies sind Romanas Grunds�tze,� st�hnte die Gr�finn, �es ist _sein_ Geist, der aus Dir redet, mein Gemahl. Irret Euch nicht, Gott l��t sich nicht spotten; ich will Wort halten, wenigstens.� Sie entfernte sich hierauf, heftig alterirt. Die Gr�finn f�hlte einen tiefen k�rperlichen Schmerz in ihrem Herzen, und sich wie im Innersten zerrissen. Von Frost gesch�ttelt mu�te sie sich alsbald zu Bett legen. O! da� die Arme gesprochen und mit dem Laut der Rede den stillen W�chter ihres Geheimnisses verscheucht hatte! ihre Ruhe war dahin. Seltsam genug warf sich ein schnell entwickelter Krankheitsstoff auf ihre zuvor genesene Brust. Es half nichts, da� die Gr�finn ihr erneuetes Ungl�ck siebenfach verh�llte; jede Hoffnung schien verloren, und das Leben war ihr nichts mehr werth. Wenn die geneigten Leser der Meinung w�ren, G�te und Liebe in dem Charakter der Gr�finn Frankenstern w�rde nicht zugelassen haben, da� sie in grausamer Selbstsucht das Gl�ck ihres einzigen Kindes zum Preis ihrer Rettung gemacht h�tte, so glauben wir diesem Vorwurf zu begegnen, wenn wir bemerken, wie grade die z�rtlichsten, die weichsten M�tter es sind, und die Natur mag diesen Widerspruch l�sen -- welche oftmals das Schwerste �ber ihre Kinder verh�ngen. Hier war es ein Schleier, und den zu tragen hielt die Gr�finn f�r leicht. Sie hielt ferner, im Gef�hl _ihrer_ Ehe, _keine_ f�r ganz gl�cklich, und verwechselte ihr unbefriedigtes Herz mit dem Sehnen nach einer Bestimmung, die vollendender w�re. Und wie es im menschlichen Wunsche liegt, da� Diejenigen, welche unser Daseyn fortsetzen, Alles weiter bringen, jeden Keim unsers innersten Lebens entwickeln, und ein h�heres Gl�ck erreichen sollen: so war der Gr�finn der Gedanke lieb geworden, ihre Tochter w�rde werden, was zu seyn ihr nicht bestimmt gewesen. Von einer gewissen Stufe der Erfahrung scheint jeder Schritt, den wir unsern Nachkommen zumuthen, ob er auch die liebsten Freuden hinter sich lasse -- _klein_, im Vergleich zu dem, was er anstrebt. Vielleicht war es auch die m�tterliche Ahnung, welche die Gr�finn f�rchten lie�, ihre Tochter in den Armen eines Mannes nicht sicher genug zu wissen.�-- Nach einiger Zeit ward Romana heimlicher Weise zur Gr�finn berufen. Diese einfache Bitte machte den Forstmeister stutzen, und Schwierigkeiten, da� er sie erf�lle: denn der Graf mu�te umgangen werden. -- Zur bestimmten Stunde fand sich Romana ein. Die Gr�finn war in ihrem Schlafzimmer. Jener erschrak vor ihrem Anblick. Sie war total entstellt, ihr Gesicht aschfarb, ihr Auge erloschen, und nur ein schwachglimmender Lebensfunken noch darin. So krank hatte er sie nicht geglaubt, obgleich er von ihrem Uebelbefinden wu�te. �Verzeihen Sie, Romana, da� ich Sie bem�hte!� redete sie ihn mit jenem r�hrenden Wohllaut der Stimme an, der je leiser, um desto st�rker ans Herz dringt, �ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu sprechen. Sie k�nnten mir einen gro�en Gefallen erzeigen.� �Herr mein Gott!� antwortete der Forstmeister, und das Mitleid m��igte diesen Ausruf bis zur zartesten Versicherung, �gebieten Sie doch �ber mich!� �Es w�re mir viel daran gelegen,� sprach hierauf die Gr�finn, �wenn Sie morgen -- oder �bermorgen,� der kranke Blick ihres matten Auges verdunkelte sich wie die Nacht dazwischen, und ein voller Seufzer f�llte den Moment, �meinen Mann auf einen halben Tag -- besser w�re freilich ein ganzer -- zu entfernen w��ten.� �Das wird schwer halten,� erwog Romana, �h�lt doch Frankenstern kaum mehr eine halbe Stunde bei mir aus. Verlassen Sie Sich inde� darauf, es geschieht! ich sinne nur nach, wie ich es anzustellen habe, ihn zu einer kleinen Reise zu bereden.� �Dann fiele mir ein Stein vom Herzen,� erwiederte die Gr�finn, indem ein paar Thr�nen �ber ihre abgeh�rmten Wangen rollten. �Wissen Sie denn, ich werde operirt -- das hei�t, ich lasse mir die Brust abl�sen. So begreifen Sie auch, da� dies meinem Manne verschwiegen bleiben mu�.� Diese Worte, mit Ruhe und Resignation gesprochen, str�ubten dem Forstmeister das Haar. �Die Brust -- abl�sen?� fragte er, und sein m�nnliches Gesicht err�thete in Angst; die Gr�finn erbarmte ihn unaussprechlich. �Und bleibt kein anderes Mittel?� Ein sanftes Kopfsch�tteln, und: �nur dieses letzte�--� war die sehr leise Antwort. �Sie werden eines Beistandes bed�rfen, arme Gr�finn!� sagte Romana dringend, und irrte mit seinen Gedanken hin und her, wie er zugleich den Grafen abwehren, und hier eine St�tze in der Gefahr seyn k�nnte. Die Gr�finn l�chelte; es war, als h�tte die Sense des Todes dies L�cheln in ihre tiefen Z�ge eingeschnitten -- und dem Forstmeister blutete das Herz. Sie sprach: �ich w�re doch allein, im Grausen Dessen, was mir bevorsteht; allein mu� Jeder seinen Weg gehen. Aber, wenn ich am Ziele bin, verlassen Sie meinen Mann nicht! er wird den Freund dann n�thig haben. -- Und nun das Wichtigste. Wir sind zwar nicht mehr Eines Glaubens, Sie -- doch lassen wir das. Ich halte Sie f�r einen redlichen Mann, Romana.� Nie hatte der Forstmeister ein ehrenwertheres Zeugni� empfangen, als dies. Er w�rdigte es, und die Gr�finn fuhr mit bewegter Stimme und widerstrebenden Lippen fort: �an ihre m�nnliche und christliche Ehre nun wende ich mich, wenn ich hoffe, da� Sie, unserer abweichenden Meinungen ungeachtet, das Wort, was eine bedr�ngte Mutter dem Himmel als Pfand eingesetzt, nicht verfallen lassen werden, gleich einer Schuld. Verspr�chen Sie, Ihren Einflu� auf meinen Mann f�r diesen Zweck zu benutzen: dies w�rde mich sterbend noch erquicken.� Darauf erz�hlte die Gr�finn dem Forstmeister, was unsere Leser schon wissen. Wie lange und wie still sie den Kummer in ihrer Brust getragen, was die Aerzte gesagt, und so weiter. Und als sie ihr letztes Kind geboren, habe sie es mit tiefem Erbarmen angesehen, wie vielen Schmerzen eine Mutter unterworfen sey und was ein Weib schweigend erdulden m�sse. So sey ihr denn ein Leben in Gott als das h�chste Gl�ck erschienen, dem sie das Neugeborene gelobt, wenn er das ihrige fristen wolle, weniger, um sich selbst zu retten, als ihr Kind. -- Die Gr�finn er�ffnete nun dem Freunde ihres Gemahls mit reuiger Wehmuth, da� sie sich von einem ungew�hnlichen Anfluge ehelicher und v�terlicher Z�rtlichkeit des Grafen hinrei�en lassen, ihm dies zu gestehen, worauf er ihr bittern Vorwurf gemacht, und das Ansinnen, jenes Gel�bni� zu brechen. �Ich mu� nun,� setzte sie trostlos hinzu, �den Frevel dieses Gedankens mit dem Tode b��en: denn der Himmel l��t nicht mit sich spa�en. Ich bekam sofort Frost, die alten Schmerzen -- es ward schlimmer mit mir, wie je zuvor. So will ich, obwohl selbst ein Opfer, doch, da� meine Tochter durch Gehorsam s�hne, was ihr Vater zu sagen sich verma�. Werden Sie es nicht hindern, Romana? da� Albane�--� weicher l��t sich nicht bitten, als es in diesen Worten geschah; die Stimme der Gr�finn zerschmolz in Thr�nen. Der Forstmeister legte stumm seine Rechte in ihre kleine, wei�e, feuchte Hand. In seinen Augen, denen Kreuz und Leiden in aller ihrer Heiligkeit vorschwebten, brannte ein Schwur. Sie glaubte ihm, ohne da� er eine zusichernde Sylbe gesagt h�tte. Wie �berzeugend ist das Vertrauen! Romana, seinem gewandelten Sinne nach, ein Feind der Kl�ster, h�tte die kleine Albane lieber heute schon einsperren m�gen. Er war der geistliche Anwalt des Wunsches ihrer Mutter geworden, da� dies liebe Kind, einst absagend weltlichen Schimmer, der Edelstein eines Ordens w�rde. Vielleicht w�re die Gr�finn dennoch zu retten gewesen; aber das Fatum, dem selbst die Parzen dienen, hatte ihrem Leibarzt den Lebensfaden, und somit die Gelegenheit abgeschnitten, ihren frommen festen Glauben an g�ttliche H�lfe und an die seinige noch einmal zu bew�hren. Der junge Aesculap, der das Zutrauen der Gr�finn von ihm ererbt, war ein hitziger Anatomiker, der seinen besten Freund eben so gern secirt, als ganz gl�cklich gesehen haben w�rde -- und Wir wissen, da� die Leidenschaft ihren Gegenstand nicht immer zeitgem�� behandle. -- Als nun der gef�rchtete Morgen kam, und mit ihm der Doctor, begleitet von einem Wundarzt, fand er Alles bereit, sogar die Seele der Gr�finn zum Sterben. Graf Frankenstern war durch einen Anla�, den die Klugheit des Forstmeisters ersonnen, geschickt entfernt worden. Todtenstille herrschte im Schlosse. Die weiblich-vornehme Fassung der Gr�finn entmannte den Operateur. Verst�rten Auges blickte er nach der Uhr, und seine Hand zitterte mit dem Secundenzeiger um die Wette. Nach dem ersten Schnitte entfiel ihm das Messer, und es sank mit solcher Sch�rfe in die Diele ein, da� ein kleiner blutbefleckter Spahn daneben aufgaffte. -- Die Gr�finn verlangte mit erl�schender Stimme: man solle das Messer nur liegen lassen. Aber dieser Zufall war von �bler Vorbedeutung: die Gr�finn verschied am dritten Tage.�-- Wir wagen nicht, den Zustand ihres Gemahls beschreiben zu wollen. Er klagte sich als den M�rder dieser unvergleichlichen Gattinn an, obgleich er die eigentlichen Umst�nde ihres Todes nicht kannte, und nur wu�te, da� sie von jenem Wortwechsel an gekr�nkelt hatte; die Wahrheit w�rde zu stark f�r ihn gewesen seyn. Liebe und Schauder bek�mpften ihn mit gleichen Waffen. Romanas Freundschaft stand ihm kr�ftig bei; aber -- wie sind jene finstern M�chte zu bezwingen, die den Menschen sich selbst entfremden? -- Vergebens mahnte der Forstmeister ihn an die Pflicht, sich zu zerstreuen. Er konnte ihm nicht einmal den Abgrund zeigen, der unter dieser tiefsinnigen Langeweile g�hnte, aus Furcht, der Graf k�nne dann fr�her noch in das Elend v�lliger Geistesverwirrung st�rzen. -- Romana bot ferner Alles auf, jedoch umsonst, ihn zu bewegen, da� er die kleine Albane unter andere Aufsicht g�be, als die ihrer Amme. Mit jener Hartn�ckigkeit, womit schon der Eigensinn wie viel mehr der Wahnsinn, ob er auch unterdr�ckt w�re, an seinem Willen festh�lt, behauptete der Graf, er k�nne nirgend ausdauern unter Menschen, und eben so wenig ein weiblich Wesen in bessern Kleidern um sich sehen, als Die tr�ge, welche seine Albane gen�hrt. �Und wozu auch?� fragte er mit d�sterm Stolz, �meine Tochter kommt einmal ins Kloster, und also nie in den Fall, der Welt und dessen, was sie fordert, zu bed�rfen. Gott hat sie wohl gebildet -- es ist nichts zu tadeln an meinem Kind.� Dagegen lie� sich nun freilich nichts sagen, und Romana schwieg. Wenn man annehmen darf: da� die Freundschaft durch ein verj�hrtes Zusammenleben tausendmal eher aufgehoben als befestiget wird -- so wie durch lange Trennung verinniget -- so spricht die Erfahrung daf�r und den Beweis an: Verstand, Einsicht, Wissenschaft, Dankbarkeit, Lebenssinn, Erinnerung -- k�nnten zwar als eine feste Grundlage freundschaftlicher Verh�ltnisse angesehen werden, doch nicht unersch�tterlich gegen die Gewalt der Zeit und Umst�nde. Die einzige Basis des Bestands ist ein tiefes Gem�th voll g�ttlicher Kraft der Liebe! Allm�lig hatte Romana sich seinem ungl�cklichen Freunde entfremdet, und es war so unmerklich geschehen, da� ihre Seelen sich wie aus weiter Ferne kaum mehr verstanden, als ihr �u�erer Verkehr, besonders von Seiten des Forstmeisters -- noch ganz derselbe schien. In dem Grade, als der Graf sich in sich selbst zur�ckgezogen, war ihm auch das N�chste, sein Kind ausgenommen -- gleichg�ltig geworden. Er vermi�te Romana nicht, er suchte ihn nie auf. Tagelang sa� er allein, und fl�sterte so anhaltend, da� die Bedienten oft lange warten mu�ten, ehe sie ihn unterbrechen durften. Des Abends klagte er sich matt, von der fortw�hrenden Unterhaltung. Da sahen seine Leute sich an und es grauete ihnen: denn Niemand war bei ihm gewesen, als sein D�mon. Da� er gest�rten Geistes sey, war, wenn auch ein bewahrtes Geheimni� der Achtung, doch Jedem klar. Einst, an einem milden Herbsttage fand ihn Romana im Garten, seltsam besch�ftiget. Er band die Bl�tter einer Espe mit gr�ner Seide an die Zweige fest, der Kn�uel, dessen Faden eine rothe Wunde in seine Finger eingeschnitten, lag im falben Grase und gl�nzte in der Sonne. �Gott gr��e Dich, lieber Frankenstern!� sagte Jener, �was machst Du denn da?� Der Graf l�chelte und sprach: �ei! ich binde mir die Bl�tter ein wenig fest, dies Zittern �ngstet mich, so oft ich es sehe. Ich wei�, wie Einem zu Muthe ist, der vor jedem L�ftchen bebt: die Furcht ist das entsetzlichste Gef�hl.� Und indem er emsig in seinem unheimlichen Treiben fortfuhr, setzte er hinzu: �dann -- Dir will ich es wohl sagen, Romana, wenn der Wind nun rauher weht, und die Bl�tter fallen, und liegen fahl und still an der kalten Erde, wie aufgeh�ufte Leichen -- manche haben ordentlich Physiognomie�--� Der Forstmeister sah voll Mitleid in die seines Freundes. �Den Schmerz der Natur,� sagte er mit dem tiefsten, �wollen wir ihrem Sch�pfer �berlassen. Dieser Faden, Du Armer, schneidet mir in die Seele. Hast Du nie den Fr�hling gesehen, das Bild der Auferstehung? Wer bindet denn da die Kr�nze von Laub und Blumen, welche Himmel und Erde umschlingen?�--� Er umschlang den Freund, und weinte vor gro�er R�hrung. So wurde es immer finsterer um den Grafen, nur in dem hellen Blick seines T�chterchens ging ihm zuweilen ein Strahl von Freude, das Licht des Lebens auf. Er hing mit unendlicher Liebe an dem Kinde, und diese z�rtliche Empfindung wurde nur durch das Andenken an die verstorbene Frau getheilt. -- Die kleine Albane, obwohl ohne alle Erziehung, entwickelte sich zart und sch�n. Die Natur war ihre Gouvernante, und welche Bonne bildet so gut als sie? -- Ihre Sprache hatte den reinen Klang des Gef�hls, ihr Gang war ein leichtes Schweben �ber gemeinen Boden, und jenen angeborenen Adel der Sitten h�tte weder die Stiftshofmeisterinn eines Fr�uleins-Instituts heben, noch die gutm�thige Plumpheit der Amme unterdr�cken k�nnen.�-- Die Amme, welche mit roher Treue um ihren Pflegling sorgte und waltete, sprach oft von seiner k�nftigen Bestimmung: dem Kloster; aber die Farben, womit sie die Zukunft mahlte, waren eine Reibung f�r das junge Herz, und es mischte sich in ihnen religi�se Ehrfurcht, mit dem Schein von Hoffnung, Albane werde hinsichtlich ihres wahren Gl�ckes zu t�uschen seyn. Sie staffirte die Zelle mit Gold aus, und bekleidete die kleine Gr�finn mit den W�rden einer Aebtissinn. Aber es giebt nur ein Bed�rfni�, ein Talent, welches die Einsamkeit vorzugsweise weckt: das Verlangen und die F�higkeit _zu lieben_. W�hrend die Amme w�hnte, sie baue m�glicher Abneigung vor, ward Albanen der Gedanke an das Kloster verha�t, und der Instinkt ihres Geschlechts stellte eine Widersetzlichkeit dagegen auf. Dem Grafen war es zwar unumst��lich gewi�, da� seine Tochter Profe� thun m�sse�--; doch den Zeitpunkt dazu glaubte er hinaus schieben zu d�rfen, wie weit? dies wu�te er selbst nicht, und es d�mmerte ihm vor den Augen. �Wie k�nnte ich Dich nur verlassen, mein Vater?� fragte Albane ihn in bangen Stunden der Anfechtung, und ihr Vater f�hlte dann selbst die Unm�glichkeit, seinen einzigen Trost in ihr entbehren zu k�nnen. Mehr als diese Frage erlaubte sich jedoch die junge Gr�finn nicht, um an ihrem Ziel zu r�cken: denn als sie einst den Versuch gewagt, ihrem Vater recht kindlich zu sagen, da� sie doch lieber den Brautkranz wie den Schleier tr�ge, wenn sich n�mlich ein Mann f�r sie f�nde, der sie nicht von ihm und ihrer Pflicht trennte -- war der Graf in einen f�rchterlichen Zustand gerathen. �Soll ich auch des Todes sterben, wie Deine Mutter?� hatte er ihr rollenden Auges entgegnet. �Es war mein Wunsch wie der Deine, armes Wesen, Du m�gtest gl�cklich werden; aber ich bin nur elend deshalb geworden. M�gte wohl ein Vater sein Kind zu lebensl�nglicher Gefangenschaft verurtheilen, wenn es nicht die Rettung des Lebens g�lte? -- Aber es giebt einen Schl�ssel zur Freiheit�--�--� Geistig Gest�rte sind wie Inspirirte zu betrachten. �Der Schl�ssel zum h�heren Leben ist die Liebe!� und Albane trug ihn in stiller Brust.�-- Wie durch ein stillschweigend Uebereinkommen der Grunds�tze beider V�ter waren ihre Kinder fast gar nicht zusammen gekommen. Auch war Sylvius ziemlich voraus; doch die Natur hob durch ihre h�chste Kraft diesen Unterschied auf, und lernte die beiden jungen Leute, wie fremd und fern von einander gehalten, sich innigst finden. -- Jener Arzt, der die Gr�finn operirt hatte, war dem herrschaftlichen Hause von Bonna verpflichtet geblieben, und weil er sich vorwurfsvoll beima�, durch Uebereilung an dem Tode einer der trefflichsten Frauen, die er je gekannt, Schuld zu seyn, nahm er die Gesundheit ihrer Tochter mit verg�tender Sorgfalt und um so gewissenhafter in Acht. -- Und wie das, was wir bewahren, w�re es auch fremdes Eigenthum, allm�hlig eigenen Werth f�r uns gewinnt, so war das Gl�ck nicht minder als das Leben der Comte� ihm theuer geworden. Er bedauerte, da� ein so sch�nes Kind dem Kloster bestimmt seyn solle. Mit leiser Gesch�ftigkeit tastete er an diesem Entschlu� herum. Albane h�thete sich inde� wohl, ihm ihr jungfr�uliches Herz zu �ffnen -- und der Graf zeigte bei dem behutsamsten Versuch, ob er hierin wankend zu machen w�re, sich so ersch�ttert, da� der Arzt, gegen dessen pers�nliches Ann�hern er eine innerste ahnungsvolle Abneigung zu empfinden schien -- es nicht wagen durfte, st�rker in ihn zu dringen. So begn�gte er sich, dem armen Opfer noch einigen Genu� des Daseyns zu w�nschen, ehe es seine d�stere Bestimmung erreiche. Er konnte nicht begreifen, wie die junge Gr�finn es so ganz ohne allen Umgang aushalten k�nne, und erw�hnte zugleich, wie dies bei dem Sohne des Forstmeisters, einem vielversprechenden J�ngling der n�mliche Fall sey; so da� Albane ein sinnverwandtes Wesen in Sylvius ahnete. Im Hause Romanas hingegen sprach der Arzt mit Begeisterung von der Tochter des Grafen, bejammerte ihr Loos jetzt und k�nftig -- r�hrte und regte ein Herz f�r die himmlische Sch�nheit, f�r das schuldlose Ungl�ck dieses M�dchens an -- ein Herz, dessen hei�e Sehnsucht ein langes stilles Gl�hen f�r ein verhangenes Bild gewesen war, das sein Idol nun gefunden zu haben glaubte, und heftig aufflammte. -- So war der Arzt, indem er hastig hin und her fuhr, wie der Wind, hier ein Wort verstreuete, dort eines, gleich dem Tr�ger des Saamens, aus dem die Blume der Liebe erwuchs. Und wie in der Welt jedes Verh�ltni�, auch das tiefste, sich verflacht, so wird in der Einsamkeit auch das oberfl�chlichste bedeutend. -- Nicht leicht wird ein M�dchen dieses Ranges einsamer erwachsen, als Albane. Ach! sie war wohl schlimmer daran, als eine Waise. Die Mutter lag in tiefer Ruhe, und das Geheimni� manch schwerer Sorge war mit ihr versenkt; der Vater, Herr eines beinahe f�rstlichen Besitzthums, war ein armer verst�rter Mann, mit dem der geplagteste seiner Unterthanen nicht tauschen m�gen. -- Seine Tochter hing mit kindlicher Seele an ihm, und hielt so nur allein seine zerrissenen Gedanken in einem gewissen Zusammenhange. Sie fand sich mit jener Sicherheit, die ein Gott uns lehrt, in seinem zerr�tteten Geiste zurecht, wie dunkel die Spur auch gewesen w�re. Wenn Albane ihren Vater ansah, so oft er wirre Worte redete und die Begriffe durcheinander warf, so drang mit diesem Blick ein mildes Licht in sein Inneres, und er erkannte sich selbst wieder und sein Kind. Ihre liebe, sanfte Stimme, vom innigsten Bezug, war wie der Laut eines Gl�ckleins, was den Verirrten auf den rechten Weg ruft. Wenn der Graf seine Beamten vor sich lie�, und Gesch�fte von Wichtigkeit zu besprechen waren, so stand die Comte� daneben, und hielt wie mit einem leisen Faden die Gedanken im Zuge; verwickelte er sich auch einmal in einen Widerspruch, so wu�te Albane ihn leicht zu l�sen. Die Bewunderung, mit der jene M�nner zu ihr aufschauten, erlaubte ihnen nicht, einen Blick des Mitleids zu wechseln. O heilige Liebe! Du bist jener wunderbare Hauch der Allmacht, der den Funken des Geistes nicht vergl�hen l��t in todter w�ster Asche. Darum ist es unser laienhaftes Urtheil, da� Kranke dieser Art unter der verschwiegenen, liebevollen Pflege der Ihrigen am besten aufgehoben sind. Verstand und Kunst st�tzen zwar die Pfeiler, auf denen das Gleichgewicht der Seele ruht, k�nnen aber g�nzlicher Zerst�rung nicht immer vorbeugen. Die Liebe in ihrem umfassendsten Sinne ersteigt nicht allein Mauern, sie wirft auch welche auf, gegen solchen Verfall. Doch nichtsdestoweniger war dem armen Kinde das Herz uns�glich schwer. Albane hatte keinen Trost als sich selbst, und da� sie sich nicht selbst gen�ge, ward ihr klar in Thr�nen, die sie hei� und heimlich weinte. -- Wenn der Graf schlief, und er schlummerte oftmals des Tages �ber ein, weil er sich des Nachts gegen die Wohlthat der Ruhe str�ubte, aus Furcht, in Bewu�tlosigkeit zu versinken -- so lauschte Albane, wie tief und st�hnend er athme. Ihr Blick hing bew�lkt an seinem grauenden Haar, an der gealterten zusammengesunkenen Gestalt -- und ihr Gef�hl hatte keine St�tze. Albane durfte nur an seiner Seite sitzen, und den weichen Wedel von Pfauenfedern schwingen, da� die summende Fliege ihren Vater nicht bel�stige, so sanken vor den Augen des Argus die seinen zu, und einschl�fernde Regenbogenkreise zogen seine wache Seele in ein tr�umendes Vergessen.�-- Niemals kamen G�ste in das Schlo� zu Bonna, niemals! Auf der breiten steinernen Br�cke, die zu seinen Thoren f�hrte, wuchs Gras, als h�tte ein altgl�ubiger Fluch es hervorgerufen. Die Zimmer waren pomphaft, doch leer und �de, nur die Zeit wohnte darin, und n�tzte den Glanz der M�beln nicht mehr ab, wie eine ruhige alte Frau von leisem Schritt und Wesen. Losgesprochen von jeder andern Aufgabe als der: zu leiden, fand die junge Gr�finn nie und nirgend etwas zu thun. -- Der Tag zu Bonna und seine Glocke war ein Tonst�ck von ganzen Noten und gro�en Pausen. Tanz und Musik, die kirchliche ausgenommen -- waren Freuden, welche Albane nur dem Namen nach kannte, und manchmal w�nschte sie wohl, die Horen m�gten ihr die Pforten des Himmels �ffnen, da� Alles zu Ende w�re. Sie thaten es, doch auf andere Weise, zu dem Anfange eines neuen Lebens. -- Die Weidenfl�te, das Gel�ut der Heerden, der klingende Tropfenfall des Springbrunnens, das Schwirren der Heimchen im abgesichelten Felde, dies Alles regte eine sehns�chtige Wehmuth in ihr an, einen woll�stigen Schmerz, gemischt aus Grauen und Entz�cken. Einst fand der Graf seine Tochter, wie sie das bethr�nte Gesicht an den Bl�ttern einer dunkeln Laube trocknete. Erschrocken fragte er: �Du hast geweint? Was fehlt Dir, mein liebes Kind?� Albane antwortete �berrascht, �die Freiheit, mein Vater! ich f�hle mich so beengt.� -- Es war einer der lichten Augenblicke des Grafen, worin ihm diese Klage seiner Tochter einleuchtete. Er erlaubte ihr nun spazieren zu gehen, wann, und wie weit sie nur irgend wolle. Von dieser Zeit an ging eine Ver�nderung mit Albanen vor. Als ob tausend Seelen in ihr erwacht w�ren, belebte und erh�hte sich ihr ganzes Wesen. In dem gro�en, kalten Schlosse war es wie Fr�hling geworden. Die zarte Wange der jungen Gr�finn, sonst nur schwach gef�rbt, war eine gl�hende Rose, ihre sanften Augen leuchteten wie in einem seligen Fieber, und die grauen Riesen am Steinthor schienen im Abglanz ihres Blickes zu l�cheln. Anstatt leise aufzutreten, schwebte sie nur, kein Unfall ber�hrte sie mehr, alle Gesichter erheiterten sich bei ihrem Anblick, und selbst auf der finstern Stirn ihres Vaters bl�hete eine kleine k�mmerliche Freude an der reizenden Zufriedenheit seines himmlischen Kindes auf. Es ist bereits fr�her erw�hnt worden, da� mehrere Anwohner dieser catholischen Herrschaft zu den Stillen im Lande gerechnet wurden; dies nicht allein, auch die ersten von den Offizianten des Grafen geh�rten jener religi�sen Innung an. Darunter war der Oberverwalter, ein sch�tzbarer Oekonom. Der Gesch�ftskreis, den er mit der besonnensten Umsicht versah, war gro�, der seines Familienlebens hingegen klein. Er hatte seine einzige Tochter Fabia dem Cassirer des Majoratsherrn verlobt, und konnte sicher darauf rechnen, seine Tochter werde an der Seite dieses redlichen Mannes, den sie mit ruhiger Neigung gew�hlt, eben so sicher zufriedne Tage z�hlen, als dieser, von dem kein Error zu besorgen war, die ihm anvertrauten Summen. -- Die junge Gr�finn, obgleich weder von Fabia angezogen, noch festgehalten, hatte durch die Leitung des Zufalls, oder, um uns angemessener auszudr�cken: einer h�heren Hand -- die fromme Braut kennen gelernt, und konnte ihr ein Gef�hl der Achtung nicht versagen. Fabia hatte einige Jahre fr�her eine herzlichgeliebte Freundinn verloren -- unsere Leser kennen die Geschichte jener Todten und ihrer Freundschaft -- und vielleicht war es ein sanfter Nachhall jenes ersch�tternden Ereignisses, vielleicht ein noch _innigerer_ Ton, was Anklang fand in Albanens Seele. Die stille Weise, in der Fabia viel leistete, ihr gesetztes Betragen, der Tact der Ruhe und Rechtm��igkeit -- wenn wir so sagen d�rfen -- womit sie sich bewegte, und das Ruder des Hausstands lenkte, bildete eine Art von Gegensatz zu dem leidenschaftlichen Zustande Jener, und wirkte beschwichtigend auf sie ein. Albane empfand, da� Verla� auf Fabia zu setzen, und konnte sich des stillen Zugest�ndnisses nicht erwehren, da�, in solch sichere Hand sein Schicksal zu legen, keinem Manne zu verargen sey. Ein _festes_ weibliches Herz, dachte die junge Gr�finn, w�re vielleicht ein gr��eres Gl�ck als Eigenthum, wie als Geschenk -- und dachte doch mit Schauder, mit dem Schauder der Vernichtung, sie k�nne einst dieses Stillstands, dieses Gleichmuths theilhaftig werden. -- Fabia sprach gelassen von der n�chsten Zukunft, in der ihre Heirath vollzogen werden sollte; der Schritt von ihrer heimathlichen Schwelle geschah mit so leisem Bedacht, mit so viel R�cksicht auf das Gr��te wie auf das Kleinste, was dem Vater zu Gute kommen k�nnte, da sein Kind ihn verlassen m�sse, um dem Manne zu folgen -- da� Albane auch dies vergleichungsweise bemerkte und f�hlte. Sie galt f�r eine Braut der Kirche; aber Frieden und Freudigkeit war nicht in ihr. Die Gegenwart erf�llte ihr Herz -- eine ungeheure Kluft trennte sie von ihrer Pflicht, und an das K�nftige vermogte sie nicht zu denken. Der neue Ehestand hob jenen Umgang auf, wenn die weite Beziehung, worin die Tochter des Grafen zu der des Oberverwalters gestanden, n�mlich so zu nennen -- man sagte die Comte� kr�nklich, der Arzt kam oft nach Bonna, und Albane war beinahe von Niemand mehr gesehen. Inzwischen waren ein paar Jahre vergangen. Man hatte wenig oder nichts von dem jungen Ehepaare geh�rt, ein Beweis, da� es gl�cklich lebte. Da ward die Gattinn des Cassirers eines Tages der Gr�finn Albane gemeldet, und alsbald stand jene bekannte Gestalt vor ihr. -- Ein wenig fraulich hatte Fabia sich doch ver�ndert. Sie war hagerer als sonst -- die frischen Wangenrosen waren verweht und etwas eingefallen, und um den Mund hatte sich ein matronenhafter Zug von kleinen Falten gebildet, der um so sch�rfer hervortrat, als sie sich zu l�cheln bem�hte. -- Doch ungleich deutlicher noch machte Fabia ihrerseits die Bemerkung, da� Albane kaum mehr zu kennen w�re. -- Sie sa� an dem einzigen Fenster eines Gemachs, das wie eine Laube gemalt, und deshalb d�ster war. Seltsam stachen die unbeweglichen Schatten der Malerei gegen das lebendige Farbenspiel der Tuberosen und gr�nen duftenden Stauden ab, die in einem kleinen reizenden Gartenflor an dieser sonnigen Stelle bl�hten. Der Wind strich leise durch die Zweige, und ihre Umrisse spielten warm auf dem Gesicht der Gr�finn, die, verbleicht, krankhaft zu fr�steln schien, denn sie trug in dieser Jahreszeit -- es war im August -- einen weiten Mantel von Seide. -- Dieser Anblick brachte Fabien um die ihr eigenth�mliche Gegenwart des Geistes. Ihre Seele forschte in dem best�rzten Blicke nach der Ursache dieser Ver�nderung. Wie war diese unvergleichliche Sch�nheit zerst�rt! welches verwahrlosende Geschick hatte das Feuer dieser herrlichen Augen ausgel�scht? -- Zwar hatte man lange schon von einer bedeutenden Unp��lichkeit der jungen Gr�finn gesprochen, und wie diese selbst f�r die Diener des Hauses unsichtbar w�rde -- die Amme war sichtlich ge�ngstet, doch schweigsam wie das Grab, das sie f�r ihren Liebling f�rchtete�--: aber diese matte Bl�sse, diese kranke Stimme, aus Seufzern zusammengehaucht, deutete eben so sehr auf ein beladenes Gem�th, als auf unterdr�ckte Kraft des K�rpers hin. Mit Fabien stand der Gr�finn die Vergangenheit vor Augen. Das klare Ansehen der jungen Frau und ihrer reinen Verh�ltnisse bewegte das Herz im Busen der ungl�cklichen Albane. Ein tiefer Seufzer schwebte auf ihren Lippen, da sie nach dem Anla� dieses lieben Zuspruchs fragte. -- Darauf trug Frau Fabia bescheidentlich die Bitte vor, ihr g�tigst eine blaue Camelia abzulassen, womit sie ihrem Manne, der ein gro�er Blumenfreund sey, eine Freude zu seinem Geburtstage zu machen w�nsche. Die Gr�finn gew�hrte dies und mehr, jede sch�ne seltne Pflanze, die sich innerhalb der Glash�user, oder im Bereich des Gartens �berhaupt befinde, solle zu ihrer Auswahl stehn. Fabia bezeigte ein lebhaftes Vergn�gen. Albane erkundigte sich nun nach dem Ergehen der jungen Frau, und kam der z�gernden Antwort zuvor, indem sie schmerzlich l�chelnd sagte: �doch diese Frage ist wohl vom Ueberflu�. Sie haben aus Neigung geheirathet. Sie sind die Gattin Dessen, den Sie lieben, vor der Welt die Seine, und beg�nstiget durch ein Stillleben, was ich mir �ber alle Maa�en traut und gl�cklich denke. Sie d�rfen ihren Ehemann mit jeder Blume beschenken, mit _jeder_ -- selbst wenn sie unter Ihrem Herzen bl�ht�--� hier stockte die Gr�finn. Fabia senkte tief das Auge, und es bedeckte eine aufquellende Thr�ne. Diese Seligsprechung einer Verm�hlten im Munde der gr�flichen Jungfrau, die eine geistliche zu werden bestimmt war, mu�te die Frau des Cassirers befremden, und jene h�chste Bl�the der Liebe, worin Albane das, was sie dachte, verbl�mte, auf der schaamhaften Lippe eines M�dchens die z�chtige Fabia allerdings Wunder nehmen. Sie sprach err�thend: �ich darf mein Loos nicht beklagen; doch auch die g�nstigste Lage l��t wohl etwas zu w�nschen �brig. Mein Mann ist brav, und hat mich noch mit keiner Miene beleidiget; aber er ist peinlichen Gem�ths, besonders was seine Gesch�fte betrifft. Freilich ist sein Amt verantwortlich, da der gn�dige Herr Graf�--� Albane nickte, und Fabia fuhr fort: �dann mag die Erziehung meines guten Mannes hier und da verfehlt gewesen seyn -- damit hat eine Frau auch zu k�mpfen. Er verbittert sich manchen Lebensgenu�, mein Vater spricht, es komme von einer krankhaften Galle her. Schreckt er doch selbst mich nicht selten mit einer gewissen mi�trauischen K�lte ab -- und der Himmel ist mein Zeuge! da� ich ihm gern die Sonne zuneigen m�gte. Endlich w�nscht er sich so sehnlich ein Kind -- und es w�re hart f�r mich, wenn dieser Segen uns versagt bleiben sollte.� Nichts lockt so sicher Aeu�erungen des Vertrauens auch aus der verschlossensten Brust, als wenn der Schatz, den sie besitzt, �bersch�tzt wird. In diesem Falle d�rfte sich selbst der vorsichtigste Geizhals in einer ohngef�hren Angabe seines Verm�gens errathen. Die wei�e Albane ward wie mit Rosenblut begossen. Sie brach eine Knospe ab und zerpfl�ckte sie in ihrem Schoo�e. Das Gespr�ch ward noch eine Weile mit W�rme fortgesetzt -- dann ging Fabia. Sp�ter h�rte man von ihr und ihrem Manne, sie h�tten ein Pflegekind angenommen. Wieder eine geraume Zeit war seitdem verflossen. Da ging Albane an einem milden Sommerabend spazieren, und wie gew�hnlich allein. Sie war k�rzlich abermals sehr krank gewesen, und als sie zum Vorschein kam, sah man wohl, wie viel sie gelitten. Man beklagte die arme junge Gr�finn, die schwerlich zu v�lliger Gesundheit und Kr�ften kommen k�nne, in ihrer herzpressenden Lage, und der, allem Vermuthen nach -- sich die Th�ren der Gruft eher �ffnen w�rden, als die Pforten des Klosters.�-- Ein Hirtenknabe durchkreuzte ihren Weg, der weinte. Die Gr�finn fragte nach der Ursache dieser Betr�bni�: ein junges Lamm war ihm von der Heerde abhanden gekommen. Albane bot ihm Geld, der kleine traurige Sch�fer aber in Angst und Eile des Suchens schlug es aus und sprach: �wenn ich das Verlorene nur wieder h�tte! das w�re mir lieber als Alles.� Dieser kleine Vorfall r�hrte wunderbar an Albanens Gem�th. Dort flog er hin, der kindliche Hirt! Albane sah ihn hinter dem bl�henden Klee verschwinden; am H�gel tauchte er wieder auf, und hielt das gefundene L�mmlein mit beiden Armen umschlungen, und fest an seine Brust gedr�ckt. Er winkte aus der Ferne der Dame zu, da� es nun da sey, seine Miene lachte entz�ckt und der schlichte blonde Scheitel des Knaben gl�nzte im Schein der sinkenden Sonne. Die Gr�finn sah thr�nenden Blickes und versenkt in tiefe Gedanken nach ihm hin; tiefer noch war die Quelle, die in ihren sch�nen Augen �berflo�. -- Sie setzte sich auf einen Feldstein, neigte das Haupt und starrte zu Boden. Da stand der alte Romana vor ihr, der unbemerkt heran gekommen war. Er hatte die Tochter seines Freundes lange nicht gesehen, und konnte seine Betroffenheit �ber ihren Anblick an dieser einsamen Stelle nicht bergen. Albane f�hlte ihre Wange erkalten, und stammelte, da� sie von einer j�hen Schw�che angewandelt worden sey, die ihr von der letzten Krankheit anh�nge. Der Forstmeister betrachtete dies holde, t�dtlich erbla�te Gesicht wie mit v�terlichem Mitleid. Er bat, die Gr�finn wolle ihm erlauben, sie in seine Wohnung zu f�hren, die in der N�he sey, auf da� sie sich daselbst erholen und eine kleine St�rkung zu sich nehmen k�nne. Er bat so herzlich, da� Albane seine G�te nicht ablehnen konnte. W�hrend des Gehens unterst�tzte er die zarte Gestalt, deren biegsamer Wuchs wie bewegt von einem innern Sturme an seinem Arme schwankte. Er machte ihr sanfte Vorw�rfe, sich als eine kaum Genesene, unbegleitet solch einer Anwandlung ausgesetzt zu haben. �Ihr Vater, liebe Comte�,� redete er treum�thig weiter, �dem die n�chste Sorge f�r die theure Gesundheit seines Kindes zust�nde, ist leider! dieser Obhut nicht f�hig; vergeben Sie es mir daher, wenn ich Sie aufmerksam mache, auf die Pflicht sich zu schonen. Lassen Sie mich in dieser Mahnung Vaterstelle an Ihnen vertreten! -- Was sollte aus meinem armen Freunde werden, wenn seine einzige St�tze vor ihm s�nke in das Grab? -- Und wenn das so fortgeht�--�--� Sie standen an dem Hause, Albane dr�ckte die Hand des liebreichen Mannes, als wolle sie damit ein stummes Versprechen leisten. Sie sah empor; ihr Blick hing an dem s�dlichen Dach, das getragen von der heitersten Wohnung, einem der h�ngenden G�rten der Semiramis zu gleichen schien. Der Forstmeister fragte: ob die Gr�finn sich wohl zu ersch�pft f�hle, um diese m��ige H�he zu ersteigen? und als sie es als Wunsch �u�erte, lie� er Brod und Wein hinauf bringen, den werthen Gast zu erquicken. Es war ein himmlisches Pl�tzchen, und Albane geno� zum erstenmale den Reiz dieser Aussicht weitschauenden Blickes. �Wie sch�n ist es hier! eine wahre Augenweide!� sagte sie tiefathmend, und ihr Gedanke streifte in diesem Ausdruck noch leise an der Heerde hin, welche die wallenden Wolkensch�fchen �therisch versinnlichten. �Ja,� antwortete Romana innigst begn�gt, �ich danke dieser Anlage manche Stunde, die ich mit einem goldnen Platz nicht tauschen m�gte. Und an Gold mangelt es hier auch nicht.� Die Sonne go� eben ihren letzten Glanz blendend aus, der Himmel flammte und das Blut der Traube perlte im Glase wie ein fl�ssiger Rubin. �Wie Viele m�gten in ertr�umter Gr��e mich beklagen,� setzte er mit heiterm L�cheln hinzu, �w�hrend ich mein Gl�ck hoch genug zum Preise des Herrn anschlage. Wer die Einsamkeit liebt und mit sich selbst umzugehen wei�, entbehrt nie eines tr�stenden Freundes. W�re mein Sohn fortzubringen von hier, oder anders -- er ist so wenig froh -- so w�rde ich von keinem Kummer wissen, als an den ich mich aus vergangener Zeit erinnere. Im Revier des Waldes bin ich in meinem Element, und kenne jeden Baum. Wenn der frische Morgenhauch die gr�ne Haide durchschauert, dann athme ich wie ein J�ngling; und wenn ich des Abends hier sitze: welcher Odem des ewigen Lebens weht mich von _diesem_ Holze da an?� Er deutete auf das Kreuz. �Gr�finn!� fuhr Romana begeistert fort, und verga� zu Wem er rede, �wie mag es doch Menschen geben, die ihr Heil in andern Dingen suchen, als bei dem Einen: dem Heiland? -- Wie still ist die Seele, die Ihn liebt! Sie geht gef�hrt von seiner Hand auf den Wogen des Lebens, wo Andere untersinken. Einst war es nicht so mit mir. Ich war ein leidenschaftlicher Mensch, ungest�m in meinen W�nschen, meinem Begehren; ich f�rchtete das Geliebte zu verlieren, obgleich ich es noch hatte, ohne da� ich es eigentlich besa�. Die Leidenschaft bet�ubt, sie ist der Sturm in unsrer Brust, der unsre beste Habe verschlingt, der unser Gl�ck zertr�mmert, nur beschwichtiget von Dem, welchem Wind und Willen gehorchen.� Diese Worte schlugen an Albanens Herz. Sie wagte jedoch hierauf zu entgegnen: diese Ruhe des Gem�ths, diese Stille der Seele m�gte wohl eine Frucht gereifter Jahre seyn. Der Forstmeister sch�ttelte sein ehrw�rdiges Haupt und sprach: �das w�re traurig, liebe Comte�. Dann w�re die Jugend ein ausgeschlossenes Kind, und das Alter ruhete der Liebe im Schoo�e. Nein! wir sind nur blind, bis wir sehend werden. Wer sich auch in der Verblendung gef�llt: er wird fr�h oder sp�t merken, welcher Sinn ihm abgeht. Wage Jemand, ein Gl�ck behaupten zu wollen, was Gott nicht billigt! ja, der Mensch ist so wundersam beschaffen, da�, wo Niemand ihm streitig macht, was er besitzt, er, _er selbst_ es ins tiefste Meer w�rfe, zur S�hne f�r den Himmel! Schon die Gesetze der Welt m�ssen das Juwel unserer Freuden fassen, sollen wir es tragen k�nnen.� Mit diesen Worten hatte der ehrenwerthe Mann das Innerste Albanens ausgesprochen. Sie schwieg, tief ersch�ttert, und als er ihr das Brod und den Wein wohlmeinend aufdrang, war ihr nicht viel anders, als gen�sse sie das heilige Abendmahl. Die Unterredung nahm nun die Wendung auf Sylvius. Sein Vater klagte, und ahnete nicht, da� er die Seele der Gr�finn zerri� -- wie vielen Kummer ihm dieser so treffliche Sohn verursache, durch stillen Tr�bsinn, durch sein eigensinniges Beharren, nicht weichen zu wollen von der heimischen Scholle, da ihm doch die weite Erde offen st�nde. �Es ist,� fuhr der Alte mit sorgenschwerer Stimme fort, �als ob ein Bann ihn hier gefangen hielte, den der Herr l�sen wolle! -- Was ihn h�lt und h�rmt: ich wei� es nicht, denn er hat kein Vertrauen zu mir, seinem einzigen und besten Freunde!�--� Ein gekr�nkter Seufzer stieg aus dieser v�terlichen Brust -- Albane stand auf. �Aber was ist Ihnen, liebe Gr�finn?� fragte Romana best�rzt, �Sie weinen? Sie zittern?� Albane konnte den hervorbrechenden Thr�nen nicht wehren; das Herz wollte ihr zerspringen, und sie machte eine Bewegung, als wolle sie dem Forstmeister zu F��en sinken. �Entlassen Sie mich�--,� bat Albane sehr leise, �ich f�hle mich krank.� Sogleich wollte Romana einen Wagen kommen lassen; die Gr�finn lehnte dies ab, und sich auf seinen Arm. Er f�hrte sie sacht und sanft nach dem Schlosse, unwissend, da� er seine Schwiegertochter leite. Ach! die arme Gr�finn war seit mehreren Jahren Sylvius heimlich angetraute Gattinn, und binnen dieser Zeit zweimal Mutter geworden. -- Sie hatte den hei�en Bitten des Geliebten nicht widerstehen k�nnen, sich mit ihm zu verbinden, und ihrer Bestimmung also zu entziehen. Nimmermehr, das wu�te Albane, w�rde ihr Vater seine Einwilligung dazu gegeben haben, und auch der junge Romana hatte Ursache zu glauben, der seinige werde nicht minder entschieden dagegen seyn, wenn gleich der Grund diesseitiger Abneigung ihm verborgen war. Der Arzt und die Amme waren im Geheimni� dieser Ehe, und ihrer vereinten List gelang es, unter dem Schutz der Umst�nde eine T�uschung der Art zu erm�glichen, und bis dahin dauernd zu erhalten. Tief in der weiblichen Natur begr�ndet, liegt etwas Widerstrebendes, ein geheimni�voller Wille, nicht zu wollen, was ein h�heres Gesetz als sein Geschlecht von ihm fordert, w�hrend der Mann, wo er im Kampf begriffen scheint, mit der Welt und dem, was sie ihm weigert, nur seiner innersten Ueberzeugung gehorcht. Der Gedanke an das Kloster war der Gr�finn stets furchtbar gewesen, und das Gef�hl ihres Menschenrechts hatte sich gegen diese Bestimmung gestr�ubt. -- Jetzt galt es, aus freier Wahl diese Nothwendigkeit aufzuheben. Der Vater wurde nicht davon ber�hrt -- er wu�te nichts. Und wie mag ein weiblich Ohr, erf�llt von den Stimmen der Liebe, und in nerv�ser Scheu vor jenem Gl�cklein der Kirche, das �ber der absterbenden Novize gel�utet wird -- auf das Fl�stern religi�sen Zartgef�hls h�ren? -- Dieser verschwiegene Bund, sein verstohlnes Verh�ltni�, ja selbst der Reiz einer gewissen Gefahr erh�hete die heimlichen Entz�ckungen desselben, da des Vaters Ruhe, wo nicht sein Leben daran hing, da� es unentdeckt bliebe, seine Tochter w�re verm�hlt. Diese Gattinn, das freie Eigenthum der Liebe, w�rde dem Sylvius der �ffentlichen Stimme nach, nur ein kirchenr�uberischer Besitz gewesen seyn; aber er trank von ihren Lippen Weihe und Wonne. -- Als h�tte eine sch�tzende Gottheit einen Schleier �ber diese Ehe geworfen, so blieb sie jedem Auge verh�llt. Albane galt f�r eine Himmelsbraut, kein schn�der Verdacht schlich ihren Schritten nach; ihr kindlicher Ruf war �ber jeden Argwohn erhaben; wie h�tte man denken k�nnen, sie wolle sich einer heiligen Pflicht des Glaubens entziehen, f�r den ihre Mutter gestorben? -- Das Bedauern f�r die junge Gr�finn war so allgemein und innig, da� man ihr jede Seltsamkeit nachgesehen haben w�rde -- und nachsah. Die Natur gab diesem B�ndni� Unaufl�slichkeit, und jetzt f�hlte Albane zum erstenmale, da� das Einsseyn zweier Herzen, ob auch vereiniget durch Priesters Hand, unter den Schutz der Oeffentlichkeit geh�rt; denn schon die Gestalt einer werdenden Mutter heischt eine rechtliche Meinung, und macht es unm�glich, ohne S�nde oder Sorge den h�chsten Segen des Weibes zu verheimlichen. Nur die Lage der Gr�finn, so g�nzlich abgesondert von der Welt, und in diesem Vorzug -- dieser Begriff gelte f�r jene Umst�nde -- fast einzig und allein in ihrer Art, der bl�de Geist ihres Vaters, das blinde Vertrauen dessen sie geno�, das vorsichtige Verfahren des Arztes und die erfinderische Klugheit der Amme halfen �ber jenen schwierigen Zeitpunct wiederholentlich hinweg. -- So waren Jahre verflossen. Das Band dieser ehelichen Liebe schien an St�tzen gebunden, die tiefer begr�ndet waren, als f�r ein sterbliches Auge einzusehen m�glich, es war so innig mit beruhigendem Schweigen verwebt, da� die furchtsame Besorgni� Albanens, es k�nne zur Kenntni� ihres Vaters kommen, allm�hlig nachlie�. Sie ward endlich sicher. Aber _die_ Stimme in der menschlichen Brust, ein schwacher Vorklang jener, die einst schlafende Welten wecken wird, welche in den leisesten Bebungen des sittlichen Sinnes an ein bet�ubtes Herz dringt -- ward laut. Die Gr�finn war l�ngst nicht mehr gl�cklich, wenn sie es eigentlich jemals gewesen. Ihr Gl�ck d�uchte ihr nur ein entz�ckender Traum, unhaltbar zerronnen, aus dem sie schwerbl�tig erwacht w�re. Ihr ganzes Wesen, vom Sitz des Herzens aus, durchdrang ein traurig Sehnen, was sich selbst in Sylvius Armen nicht stillte; das Bewu�tseyn ihrer, seiner Liebe gen�gte ihr nicht mehr. -- Ein kr�nklicher Gram zehrte an ihrer Gestalt, und ein Gef�hl uns�glicher Wehmuth, von tr�bem Grund der Seele, bedr�ngte ihren Busen. Sah sie ein junges Ehepaar neben einander sitzen oder gehen: so dachte sie mit einem alten Liede: �manches Herz geht _ganz alleine_ seinem stillen Kummer nach�--� Albane verkannte, da� der Liebe Geist, der treueste von allen Freunden, ihr zur Seite w�re. -- Geschah es, da� sie Fabien von oder zu ihrem Mann reden h�rte: so f�hlte sie sich schmerzlich fremd, wie eine Taubstumme, Angesichts Solcher, denen das Vorrecht und die geistige Beziehung der Sprache gegeben ist. Ein weinendes Kind, geschmiegt an den Hals seiner Mutter, lockte bittre Tropfen in ihr Auge, und die arme Gr�finn h�tte all ihr Blut verstr�men m�gen, wenn sie eine Thr�ne ihres Kindes, _eine_ nur -- tr�stend h�tte wegk�ssen d�rfen.�-- In dieser Stimmung dachte Albane oft an ihre Mutter, auf die sie sich wenig zu besinnen wu�te. Zwar bebte ihr Gedanke vor diesem beleidigten Bilde zur�ck; aber es zog allm�hlig immer trauter und vers�hnender ihr Denken und Sinnen an sich. Einst f�hrte das Bed�rfni� innerster Ansprache sie an die Familiengruft, deren Th�r sie sich �ffnen lie�. Auch den Deckel des Sarges ihrer Mutter lie� sie abheben, und diesem Willen der jungen Gebieterinn ward, wenn auch widerstrebend, doch Folge geleistet. Der Leichnam lag unversehrt, nur das wei�e Kleid war in der linken Brustgegend hochroth gef�rbt, als h�tte der Todten das Herz geblutet; das rechte Auge war nicht ganz geschlossen: wie drang dieser erstorbene Blick in die Seele ihrer Tochter! -- Um den eingefallenen Mund schwebte noch der Schatten eines L�chelns, womit die edle Frau die Welt gesegnet hatte. Albane stand in heiliger R�hrung an dieser St�tte der Ruhe. Ein ganzes Leben voll Vorw�rfe h�tte nicht so dringend an ihr Herz reden k�nnen, als dieser stille Anblick, der den Frieden der Gottseligkeit schweigend offenbarte. Und hier war es, wo Albane den Schmerz der Leidenschaft als s�ndlich empfand. -- Fuhr die Gr�finn des Sonntags nach der Kirche, so trat sie mit einem Schauer der Bu�e in die vergitterte Loge. Das Erbrausen der Orgel schwellte ihre Brust, ihr Gef�hl war ein frommes Heimweh. Sie w�nschte sterben zu k�nnen an diesen T�nen des Himmels. Und wenn die Sonne zu den hohen Fenstern herein schien, und in der Stola des Priesters flimmerte: dann leuchtete dieser Strahl auch in ihr Innerstes, und um den dunkeln Altar des Gem�ths ward es helle. -- Doch ein Blick der Liebe ihres Vaters, der kleinste Beweis seiner Zuversicht zu ihr, die sein Ein und Alles war, spaltete Albanen das Herz. -- Wenn schon eine zarte Scheu sich in Acht nimmt, einem Blinden auf irgend eine Weise Ansto� zu geben: so wird ein zarterer Sinn Anstand nehmen, den geistig Bl�den zu hintergehen. So war Albane sich nach und nach einer Schuld gegen ihren Vater bewu�t worden, die sie in hei�er Reue mit keinem Opfer der Liebe, auch dem gr��ten nicht, s�hnen zu k�nnen glaubte. -- Die Unterredung mit dem Forstmeister, welche das Herz der Gr�finn ersch�tterte, fand daher den Tag der Reife, und l�sete die Frucht der Selbsterkenntni� ab, in einem Gedanken, den sie lange getragen. Auch Sylvius war unbefriediget, und konnte es nicht immer verhehlen. Er verga� in der Heftigkeit seiner strebsamen W�nsche, da� Albane, indem sie ihnen nachgegeben, ihm das Ziel derselben als ein unab�nderliches gezeigt. Das s��e Geheimni�, der unsichtbare Trauring, war ihm eine Fessel, die er in m�nnlichem Trotz abstreifen m�gen -- er f�hlte sich beschr�nkt, und die Geliebte war es, die ihn hinderte, seine jugendlichen Kr�fte an den Schranken der Welt zu versuchen. �Ich las heute,� sagte die Gr�finn in der Sp�te jenes Abends, an dem sie seinen Vater gesprochen, zu ihrem Gemahl, �die entstehende Liebe ist in einem Nichts reich, die wachsende ist in den W�nschen bescheiden, nur die gl�ckliche Liebe hat nie genug -- da dachte ich an Dich.� �Ach, Albane!� lautete seine Antwort, �wie k�nnte meine Liebe gl�cklich seyn, da Du es nicht bist? Umsonst verbirgst Du mir einen Kummer, als dessen Ursache ich mich ansehen mu� -- ich bin nicht im Stande, Dein Herz ganz auszuf�llen. Lebten wir nicht in dieser unseligen lichtscheuen Vereinzelung: kein finstrer Gedanke w�rde Raum finden zwischen Dir und mir.� �Wie Du mich qu�lst, Romana!� seufzte seine Frau, �g�nne mir den Trost, das Leben meines Vaters zu schonen; an diesem schwachen Faden la� mich vorsichtig halten, das Gewebe der Verh�ngnisse ist zart. -- Und damit Du das Wenige sch�tzen lernst, was Du an mir besitzest: so d�rfte es gut seyn, wenn Du mich eine Zeitlang ganz entbehrtest. Der Arzt dringt in mich, den Vater zu einer Reise von l�ngerer Dauer zu bereden, und auch Dir, mein Sylvius, d�rfte eine weite Ausflucht eben einmal n�thig seyn.� Albane stellte nun dem Gemahl diese Reise aus den verschiedensten Gesichtspunkten als eine allseitige Nothwendigkeit dar. Der j�ngere Romana glaubte jedoch nicht, da� es dazu kommen w�rde; aber der Graf zeigte sich viel leichter entschlossen, als zu erwarten gewesen, ja, es war, als ob dieser Entschlu� seine Kr�fte aus ihrem lethargischen Zustande aufgerufen h�tte. Er war zum Staunen der Seinen der besonnensten Ma�regeln f�hig, und Albane, welche diesen Lichtblick ben�tzten zu m�ssen glaubte, f�rderte die Anstalten in dr�ngender Eile. Es gab mehr Leute, welche diesen g�nstigen Zeitpunkt zur Erreichung ihrer Zwecke absahen. Der Oberverwalter, Fabiens Vater, war vor Jahr und Tagen gestorben, und ein Mann an seine Stelle gekommen, der obgleich t�chtig f�r sein Fach, doch nicht als vertragsam ger�hmt werden konnte, am wenigsten von dem Schwiegersohn seines Vorg�ngers. Dieser, �rgerlicher Art, that nur seine Pflicht, doch nichts, um ein freundlicheres Verh�ltni� einzuleiten; bei solcher Unf�gsamkeit in nahem Verkehr waren Reibungen unvermeidlich, und es kam so weit, da� Fabia einsah, ihrem Manne w�rde nicht nur sein Amt, sondern das Leben verleidet. So redete sie ihm zu, den Grafen um Versetzung anzugehen. -- Aber dieser Gutsherr war so wenig zug�nglich, wie ein Fels im Meer, und einmal abgeschlagen, konnte jener Wunsch nicht wiederholt werden. Als nun Graf Frankenstern den Cassirer rufen lie�, und ihn dieser gesammelten Geistes und �beraus g�tig fand, erschrak er fast vor Freude, da� der Bl�thenmoment f�r seine Angelegenheit so pl�tzlich gekommen w�re. Er trug seine Bitte vor, zugleich mit der Beschwerde �ber den Oberverwalter, und der Graf verf�gte ohne Weiteres, da� der Antagonist desselben als Rentmeister nach B�hle versetzt w�rde. -- Er hob bedeutende Summen aus, und fand das Rechnungswesen in musterhafter Ordnung; es ergab ein Facit gegenseitiger Zufriedenheit. Frau Fabia hatte, als ihr Mann vom Schlosse nach Hause kam, eine langentbehrte heitre Stunde; aber diese war auch f�r l�ngere Zeit die letzte. Nachdem die Spannung nachgelassen, worin er sich zeither befunden, f�hlte er sich krank, in Folge verhaltnen Aergers. Als der Graf nun Tages vor seiner Abreise den Rentmeister noch einmal zu sich rufen lie�, ihm Papiere von Wichtigkeit zu �bergeben, raffte Dieser sich m�hsam auf, die Befehle des Gutsherrn zu empfangen, und besorgt sah seine Frau ihm nach. Graf Frankenstern war heute nicht v�llig so klar, als er ihn das letztemal gesehen; er konnte sich auf Einiges durchaus nicht besinnen, und schritt nach dem Fl�gel, den seine Tochter bewohnte, Aufschlu� von ihr zu fordern. Die Gr�finn war nicht da -- und als ihr Vater unverrichteter Sache in seine Zimmer zur�ckkehrte, sah er auf dem Gange ein Gew�lbe offen, worin Silberzeug und kostbare Vorr�the verwahrt wurden. �Welche Unvorsichtigkeit!� murmelte der Graf; Niemand war zu sehen. Er bewegte die eiserne Th�r nach Au�en und trat hinein; sein Begleiter blieb auf der Schwelle. Eine Truhe war ge�ffnet, woraus Pelzwerk, wahrscheinlich zum Bedarf der Reise, genommen worden, denn ein feines Marderfutter hing �ber dem Deckel, B�schel getrockneten Lavendels lagen verstreut am Boden, und ein starker Geruch erf�llte den k�hlen Raum. In einer schmalen Vertiefung der Mauer stand, etwas erh�ht, jenes Schmuckk�stchen, das unsre Leser kennen. Eine sch�ne, doch schadhafte Statue von Alabaster, das Haupt sinnig gebeugt, den Finger auf dem Mund -- schien als Wache neben dies Depot gestellt; in der zerbrochenen Brust steckte eine kleine verwelkte Rose.�-- Der Graf warf einen Blick in jenen Winkel und schauderte. �Freund!� sagte er hinter sich gewandt, �Sie k�nnten mir einen Gefallen thun -- und Sie werden es!� setzte er mit unabweislichem Tone hinzu, �in jener Chatoulle dort ist der Familienschmuck -- nehmen Sie ihn zu sich. Meine Tochter hat den Platz f�r die Kleinodien des Hauses�--� hier l�chelte der Graf d�ster�--, �seltsam gew�hlt; ich mu� diesen Fehler verbessern. Mitnehmen kann ich das K�stchen nicht, und mu� es daher w�hrend unserer Abwesenheit gut aufgehoben wissen. Sie sind ein zuverl�ssiger Mann, ich wei� Niemand, zu dessen Redlichkeit ich gr��eres Vertrauen h�tte.� Der Rentmeister verbeugte sich. Er hatte den Grafen erbleichen gesehen, und gab dies dem Odem des Kampfers Schuld, der hier wehete, und den die kranken Nerven desselben nicht vertr�gen. Auf einen Wink hob er das K�fferchen hinweg, und bat um den Schl�ssel. �Albane wird ihn haben�--� versetzte der Graf in Scheu und Hast, �verlassen Sie Sich jedoch darauf, ich sende ihn heut Abend noch; das Verzeichni� des Inhalts kann ich Ihnen sogleich suchen.� Auf seinem Zimmer suchte Graf Frankenstern nach dieser Liste, und es w�hrte lange, ehe er sie fand. Mittlerweilen hatte der Rentmeister sich gesetzt und hielt das K�stchen auf seinem Schoo�e; die Kniee zitterten ihm unter der kostbaren Last, denn die Stunde des schleichenden Fiebers, an dem er litt, war herangekommen. Endlich reichte der Graf ihm das Papier und sprach, als Jener es mit bebender Hand empfing: �das ist ein schlimmer Frost, und Sie sind so leicht gekleidet! -- Wahrlich! ich h�tte ihnen unter diesen Umst�nden den Ueberrock nicht �bel genommen; vielmehr verbinden Sie mich durch Bedacht auf Ihre Gesundheit. Nehmen Sie einen Mantel von mir an! die Abendluft k�nnte Ihnen sch�dlich werden.� Unter dieser gn�digen F�rsorge, obgleich sie gewi� redlich gemeint war, verbarg der Graf mit der eigenth�mlichen Schlauheit Derer, die in der Regel geistesabwesend sind, den vorsichtigen Wunsch, der Rentmeister m�gte die Chatoulle unbemerkt in seine Wohnung tragen. Frau Fabia erschrak nicht wenig, als sie ihren Mann nun langsam kommen sah. Er war leichenbla�, unter einem dunkeln Mantel, der in der D�mmerung wie schwarz lie�, trug er einen zierlichen Kindersarg, und seine Schritte schwankten wie die des Tr�gers einer Bahre. -- Erschrocken eilte seine Frau ihm an die klingelnde Hausth�re entgegen; aber schweigend trat er ein, stumm ging er in die Mitte des Zimmers, setzte das K�stchen auf den Tisch und sprach mit ersch�pfter Stimme: �ich bin krank, Fabia, recht sehr krank. Der Weg vom Schlosse bis hierher -- nun der Himmel wei� es -- wie sauer er mir geworden! ich ging gleich dem heiligen Christopherus wie im Wasser, und als tr�ge ich eine Weltlast, die immer schwerer w�rde. -- Ist denn das K�stchen wirklich so schwer? die Juwelen der gr�flich Frankensternschen Familie liegen darin, und ich w�nschte wohl, ich w�re der Ehre, sie zu bewahren, �berhoben gewesen. Das Fieber scheint heftig im Anzuge -- ich kam mir wie ein Todtengr�ber vor; nur die Citrone fehlte noch in meiner Hand.� Fabia warf einen bek�mmerten Blick auf ihren Mann, dann auf die Chatoulle, welche durch ihre Form diese w�ste Idee erregt haben mogte, und um seinen Sinn auf Realien zu lenken, sagte sie: �das K�stchen hebt sich leicht; mir deucht, Edelsteine m��ten schwerer in das Gewicht fallen.� Nun drang Fabia darauf, da� der Kranke sich sogleich zur Ruhe beg�be; und kaum war dies geschehen: so fing er an zu phantasiren. Er klagte, der Oberverwalter h�tte ihm die Demanten aus Christi Krone verf�lscht, sprach vom Gott des Schweigens, der ihm den Finger auf den Mund gelegt habe -- pfl�ckte Lavendel von der Decke, und schalt auf seine Frau, da� sie ihm den Pelz auszuklopfen vergessen. Er s�he eine Unzahl Motten um das Licht flirren.�-- Fabia, dies Muster h�uslicher Ordnung, konnte die Vorw�rfe des Fiebertr�umenden ungekr�nkt anh�ren. Sie l�chelte beklommen, und starrte verst�rt in die ruhige Nachtleuchte, in deren mattem Schimmer die Beschl�ge der Chatoulle unheimlich blinkten. -- Gegen den anbrechenden Tag h�rte Fabia die herrschaftliche Reisekutsche �ber die Schlo�br�cke dr�hnen. Sie hatte die ganze Nacht am Bette ihres Mannes verwacht, und kein Auge geschlossen. Jetzt stand sie auf und trat ans Fenster. Da rollte der Wagen vor�ber und verschwand in der grauenden Fr�he, und Fabia sah zum Himmel auf und sprach mit der Inbrunst eines ge�ngsteten Herzens: �Sey mir gn�dig, Gott, sey mir gn�dig; denn auf Dich trauet meine Seele! -- wende Dich zu mir, denn ich bin einsam und elend, und Deine G�te ist tr�stlich. Du meines Lebens Licht! Betet an den Herrn im heiligen Schmuck�--� Der Osten bekleidete sich mit Purpur, und der Morgenstern ging unter in schwachem Geflimmer. Dem Krankenbette, dieser dunkeln Stelle -- wendete Fabia die volle Lichtseite ihres Charakters zu, und es w�re heilsam f�r tr�be Erfahrungen, wenn diese Eigenschaft an mancher Frau zu r�hmen, die unsern Lesern oder den Augen der Welt vielleicht besser gef�llt, als diese werkth�tige Fromme. Nicht umsonst hatte die Vorsehung sie daher als Gattinn einem Hypochondristen zugetheilt, der auch in gesunden Tagen krank genug und voll wunderlicher Gramhaftigkeit war, um die Kraft der Geduld seiner Frau in best�ndiger Uebung zu erhalten. Kein Phantom seiner Einbildung schreckte ihren ruhigen Sinn. Ihr gelassener Muth siegte �ber jede Unbill verdr��licher Launen ihres Mannes, ihre klare verst�ndige Handlungsweise lag offen da vor seinem mi�trauischem Blick; stets achtsam auf ihre Pflicht vers�umte Fabia nie, was ihr zu thun oder zu lassen oblag, und der Glaube an die rechtliche Strenge, womit seine Gattinn alles M�gliche von sich forderte, und nicht viel weniger leistete, zwang ihrem Manne eine, wenn auch _widerwillige_ -- Zufriedenheit mit seinem h�uslichen Gl�ck ab. Diesmal machte ein b�sartig galligtes Fieber den Rentmeister f�r l�ngere Zeit unf�hig, sein Amt zu verwalten. Auch hierin trat seine Frau helfend ein. Fabia schrieb eine sch�ne, feste Hand; accurat bis ins Kleinliche, war sie unfehlbar in jeder Art der Buchf�hrung, und deshalb wohl geeignet, einen Secretair ihres Mannes zu vertreten. Sie unterzog sich auch diesem Gesch�ft mit willigem Eifer, und theilte ihre Zeit zwischen seiner Pflege und seinem Beruf. Wir k�nnen uns nicht enthalten, hier zu sagen, wie wichtig es sey, da� eine Frau den Beruf des Mannes ehre. Wo dies geschieht, da ist in der Achtung daf�r auch ein Gesetz der Unterordnung gegeben, nach welchem weibliches Wirken und Wollen bestimmt werden mu�. -- Auch von dieser Seite h�tte ihr bitterster Feind unsrer Fabia nichts zur Last legen k�nnen. Dies, wie �berhaupt den reellen Werth seiner Frau, wu�te der Rentmeister auch zu sch�tzen, und vielleicht war es mehr ein Bed�rfni� seiner Krankheit als seines Herzens, da� er die Freude an einem Kinde, ihrer ermangelnd -- so gar tief empfand. Das liebensw�rdige Pflegekind f�llte diese L�cke nicht aus, die eine Wunde in Fabiens Herzen blieb; denn tief im Innersten verletzt, k�mpfte sie oft mit Thr�nen, wenn ihr Mann mi�m�thig gegen die Vorsicht grollte, und sich in Worten Luft machte, die eben so gut eine Anklage f�r sie selbst enthalten konnten. �Wie aus einem Stein entsprungen,� sagte er dann wohl, �wie von der Sonne ausgebr�tet, bin ich bestimmt, ohne Vater, ohne Kind zu leben und zu sterben. Der nat�rlichste Trost f�r eine verwaisete Jugend, der Trost, sein Daseyn fortzupflanzen, ist mir versagt. Wenn einst Deine Thr�ne, gute Fabia, versiegt ist, dann gedenkt man mein nicht mehr, und keine Blume sprie�t aus der trocknen Erde meines Grabes.� Da weinte Fabia schon jetzt. �Du schneidest mir mein Herz entzwei�--� sprach sie mit unterdr�ckter Stimme. �Wir wollen uns nicht vers�ndigen, Lieber! wenn uns nun ein Kind zu Theil geworden w�re, etwa behaftet mit einem Fehl, oder erb�rmlicher Art, dessen kl�gliches Geschrei Tag und Nacht nicht zu stillen? Wie? oder wenn aber ein gesundes, das uns zu gr��erem Jammer bald wieder entrissen w�rde?--� Auch ein stummes, auch ein todtes Kind w�re ihm lieber als keines -- gab der Rentmeister in eigenwilligem Trotze der bes�nftigenden Vorstellung seiner Frau zur Antwort. Fabia flehete hierauf ihren Mann an, sich solcher Reden zu enthalten, und warnte ihn mit christlichem Sinn, aber im Geiste jener heidnischen Worte: �ihnen zur Strafe erh�ren die G�tter der Sterblichen W�nsche!�--� Dies war in den ersten Jahren der Verheirathung des Rentmeisters gewesen. Sp�ter hatten sich diese Eheleute der Hoffnung begeben, da� dies ersehnte Gl�ck ihnen noch werden k�nne, und sich mit ganzer Liebe -- so weit Fabiens Gem�th derselben f�hig war, und der kr�nkliche Zustand ihres Mannes sie zulie� -- der Erziehung der kleinen Josephine gewidmet. Sobald der Rentmeister sich von jener Niederlage erholt hatte, ging er mit den Seinen von Bonna ab. Fabien fiel das Scheiden von der Heimath doch schwerer, als sie gedacht. Der neue Wohnort war auch sch�n; aber so recht wohl wollte es ihr in B�hle nicht werden. Dazu kam, da� ihr Mann, obgleich von amtlichen Unannehmlichkeiten frei, doch sein verdr��lich Wesen beibehielt, jeden erheiternden Umgang mied und verscheuchte, und endlich durch eine gewaltsame Entdeckung f�r immer verst�rt wurde. Jene Chatoulle deren unsre Leser gedenken -- war unter dem Drangsal des hitzigen Fiebers, was sich unmittelbar an ihre Uebergabe schlo�, abseits gekommen. Nach dieser Zeit fand der Rentmeister so viel Gesch�fte, deren Abschlu� ihm bei seiner Ortsver�nderung dringend anlag, da� es ihm gen�gte, dies anvertraute Gut wohlverschlossen zu wissen. -- Einst aber sprang ihm das K�stchen ins Auge, und er verlangte den Schl�ssel dazu von seiner Frau. �Den Schl�ssel?� fragte Fabia befremdet, �ich habe keinen je gesehen. Du brachtest das K�stchen ja selbst, wie es hier ist. O, ich wei� mich jenes schrecklichen Abends noch ganz genau zu entsinnen.� Der Rentmeister besann sich jetzt, da� der Graf den Schl�ssel hatte schicken wollen, und er muthma�te, da� es in der Verwirrung der Abreise vergessen worden w�re. Einen Schlosser kommen zu lassen, da� dieser den innenliegenden Reichthum s�he, dazu war der Rentmeister zu furchtsam. Ein krankhaftes Mi�trauen verursachte ihm und Andern gar manche unn�tze Qual -- und so beredete Fabia ihn, das Geschmeide und dessen Richtigkeit einstweilen auf sich beruhen zu lassen. Nach l�ngerem Verlauf seitdem starb eine alte Jungfer in B�hle, die daselbst gelebt; die Tochter des Fiscal. Dem Rentmeister, als einem Bekannten der Wohlseligen, fiel ein kleines Legat mit dem Auftrag zu, ihren Nachla� zu reguliren, und somit eine Menge Schl�ssel in die H�nde, darunter mehrere kleine waren. An einem Tage, wo Fabia auf die Bleiche gegangen war und Josephine mit sich genommen hatte, ihr Mann sich ungewohnter Weise ganz allein befand, beschlich ihn der Geist des Ungl�cks in dem Gedanken, einen jener Schl�ssel an dem K�stchen zu versuchen, ob es sich �ffnen lie�e. Das k�nstliche Schlo� widerstand dieser Probe, doch erhitzt vom b�sen Feind, der nicht selten in Gestalt der Neugier den Menschen ber�ckt, that er ihm Gewalt an. Die feine Stahlfeder sprang entzwei, der Deckel auf -- und der Rentmeister blieb mit entsetztem Blick starr vor dem Inhalte stehen. Statt des verzeichneten Schmuckes funkelte ein Messer, daran Blut eingerostet war -- und auf dem atla�nen Kissen, wo sonst blitzende Rosetten und Brustschleifen geruht, lag, in wei�em Battist gewickelt, der Leichnam eines Kindes, so mumienartig zusammengetrocknet, da� er kaum zu erkennen war. Nur wie ein brauner Gedanke, so unk�rperlich, so gewesen -- sah das winzige Gesicht unter einem tiefen H�ubchen hervor, dessen Form f�r ein M�dchen zeugte. -- Ein schwach gew�rzhafter Geruch war die erstickte Luft dieses kleinen Grabmals. Als Fabia mit hei�en Wangen von der Bleiche heimkehrte, fand sie ihren Mann selbst erbleicht. �Sieh hin!� sagte er mit bl�ulichen Lippen, �der Hehler einer schauderhaften Mordthat bin ich gewesen, und nicht allein um die Ruhe meiner Seele, sondern auch um all mein Gut, wenn ich den Majoratsschmuck ersetzen mu�. Wer wird mir denn glauben, da� ich dem Worte eines Wahnsinnigen trauete? -- Darum fand sich der Schl�ssel nicht, und ich -- ich leichtgl�ubiger Thor! ladete mir ein fremdes Verbrechen auf. Wie oft hast Du meine argw�hnische Vorsichtigkeit getadelt? Du siehst nun, _wie_ vorsichtig ich war!�--� Zum erstenmale verlie� Fabien ihre Fassung. Sie stie� einen leisen Schrei aus, und stand entf�rbt, Grausen im Blick, wie unbeweglich. �Mein Herr und Heiland!� stammelte sie, �das ist ganz erschrecklich! der Verstand steht mir still.� �Der meinige ist hier zu Ende�--� fuhr der Rentmeister fort, �Was soll ich nun anfangen! Anzeige davon machen? stillschweigen? da� ein Zufall diese Beweise einer Unthat bei mir entdecke, und mich zum M�rder stemple? -- Ich habe nicht Lust, zum Lohne f�r Treu und Glauben auf dem Schaffot zu beschlie�en.� Fabia kannte ihres Mannes Weise, sich selbst in furchtbaren M�glichkeiten zu �berbieten. Sie sprach aus ge�ngsteter Seele: �ach! warum bin ich heute nicht zu Hause geblieben! Wer hie� Dich dies Beh�ltni� �ffnen? -- Das Kind l�ge fein stille vor wie nach, und wir w��ten von nichts. Das arme W�rmchen!�--� Und mit gewundenen H�nden niederblickend darauf, dachte sie an den Wurm im Gewissen, der die ungl�ckliche Albane wohl genagt haben mogte.�-- �Was redest Du doch, Frau?� rief der Rentmeister erz�rnt, �es h�tte l�ngst geschehen sollen, sage ich Dir. Unverzeihlich ist meine Saumseligkeit! ich bin wie mit Blindheit geschlagen gewesen. Deshalb wurden die Anstalten zu jener fluchw�rdigen Reise so schleunigst getroffen, als wie auf der Flucht -- der Sohn des Forstmeisters ist auch fort in die weite Welt; die Fr�chte ihres Leibes fallen Anderen zur Last, und von ihnen hei�t es: Die sind besorgt und aufgehoben, der Graf wird seine Diener loben.� �Du vergissest, lieber Mann,� fiel Fabia bet�ubt ihm in die Rede, �da� man die Gr�finn todt sagt. Ach! ihr w�re wohl, wenn solch ein Weh auf ihrem Leben gelastet h�tte. -- Graf Frankenstern aber und der junge Romana m�ssen doch einmal wieder kommen.�--� �Die werden sich h�ten�--� entgegnete Fabiens Gemahl. �Der Alte -- ich meine den Grafen -- hat um dies gr�uliche Geheimni� gewu�t: nichts ist gewisser. Die Hast, womit er mich n�thigte, das K�stchen anzunehmen, ist mir deutlich im Ged�chtni�. Sieh, Fabia! ich habe eine Ahnung gehabt; denn es wollte mich erdr�cken, als ich es mir nach Hause trug.� Fabia sah diese verschwiegene Erfahrung als ein g�ttliches Strafgericht an. Wie oft hatte ihr Mann gegen den Himmel gemurrt! jetzt war ihm zu Theil geworden, was er f�r besser hielt, als das weise Versagen seines Wunsches: ein todtes, ein stummes Kind! -- Sie selbst verstummte vor dieser Betrachtung und war sehr gebeugt. Die ungl�ckliche Fabia! dieser heimliche Gedanke schlug Wurzel in der Seele ihres Mannes, und wurde zum Polyp, der mit tausend Fasern seine Lebenskr�fte umklammerte. Der Rentmeister ward nicht mehr gesund. Wir wissen, wie er nach kr�nklichen Jahren kurz vor seinem Ende die Beruhigung geno�, in dem Bruder, der sich zu ihm finden mu�te, den Seinen eine St�tze hinterlassen zu k�nnen. Sterbend legte er in die Brust des wackern Administrators das Geheimni� nieder, was ihn zu Tode gedr�ckt, und die Pflicht, den ihm gespielten Betrug zu seiner Zeit offenkundig zu machen. Nachdem sein Bruder bestattet worden, lie� Herr Pr�lat bei n�chtlicher Weile den kleinen Schmucksarg unter den Altar der Capelle versenken, von der das Stift den Namen f�hrt. Die Maurer mogten w�hnen, sie vergr�ben einen Schatz -- aber diese Stelle stand unter heiligem Schutz. Schweigend verrichteten sie ihre Arbeit, und die dumpfen Schl�ge hallten schaurig von den stillen W�nden wieder. Die Wittwe, gesenkten Hauptes, sah ihnen zu. �Was blickst Du so d�ster, Fabia?� fl�sterte ihr Schwager, �verlasse Dich darauf, ich bin zwar nicht so bibelfest wie Du, wei� aber doch, da�, wenn ein finstres Werk zu Tage kommen soll, oder die Unschuld gerechtfertiget, die Steine reden m�ssen. Darin lasse Alles sich f�gen, wie es des Himmels Wille ist!�--� Als die Gr�finn, der heimischen Gegend entr�ckt, fremde Luft sog, athmete sie doch etwas leichter auf, und es war, als ob hinter ihr die leidige Welt vers�nke. Zwar war nicht fester Boden unter ihren F��en, und die Zukunft ihr nichts weniger als klar; aber der tr�be Strom, worin Albane dem Versinken nahe gewesen, rann doch abw�rts, so wie die R�der des Reisewagens entrollten. Nach einer folgerichtigen Nothwendigkeit m�ssen leidenschaftliche Gem�ther zuletzt vor ihrem eigenen Gl�cke fliehen, und nur Ruhe suchen. Ruhe, der Friede stiller Seelen, dieser tiefe geistige Genu�, ist ihnen das einzige Bed�rfni�. Weinend wenden sie das Auge von jenem s��en Taumel, jener Freudetrunkenheit, die nicht dauern kann, und streben nach Selbstbewu�tseyn. Sie wissen, wie bald das schwache Herz erliegt, wie n�thig ihm eine St�tze sey. Das Gl�ck aber fordert Kraft zur Ausdauer -- des Himmels Seligkeit, unser h�chstes Streben, w�hrt ewig. Die �berspannte Saite springt jedoch mit einem Wehlaut. -- Vielleicht hatte eine gewisse Uebers�ttigung von Geheimni� das Verlangen in der Gr�finn erzeugt, �de zu bleiben, ohne irgend eine andere Beziehung als auf ihren Vater; ja, sie hatte in den verflossenen Jahren, trotz der befriedigten Leidenschaft und dem Gelingen ihrer k�hnsten Plane -- so viel gelitten und nur Gott bewu�t�--: da� ein v�lliges Nichtseyn ihr dagegen w�nschenswerth erschien. Da� sie spurlos verschw�nde, sich und Andern, das h�tte Albane wohl gew�nscht. So war diese Reise vorl�ufig als eine Gestorbenheit zu betrachten, die von mancher Seite erl�send f�r sie w�re. -- Auch waren Gr�nde dazu vorhanden gewesen, abgesehen von denen, die das Innnerste der Seele so zart verh�llen, da� nur der Finger Gottes sie aufzudecken vermag. Der Arzt, der Gr�finn vertrautester Freund, hatte ihr er�ffnet, wie er von hoher Beh�rde aufgefordert worden sey, �ber den Gesundheitszustand ihres Vaters und sein geistiges Verm�gen Zeugni� einzusenden. Der Staat trage billiges Verlangen, unter der Befugni�, f�r eine bedeutende Seelenzahl zu sorgen, deren Aufsicht unm�glich einem Geisteskranken anvertraut bleiben k�nne, das sch�ne Majorat bei Leibesleben seines derzeitigen Grundherrn zu ererben, und den Grafen Frankenstern anst�ndig zu pensioniren. Zudem wisse er von guter Hand, da� der Bischof, in Kenntni� von dem Gel�bde der Mutter Albanens, sich h�chlich wundere, wie und warum dem Himmel eine Seele und der Kirche ein Brautschatz so lange vorenthalten werde? -- Auch von dieser Seite drohe den Verh�ltnissen der Gr�finn ein Angriff. -- Sonach sey es an der Zeit, sich diesen Anma�ungen zu entziehen. Wie durch Inspiration jener Frage an das Gewissen seines Leibarztes kundig, beantwortete der Graf sie selbst. Nie war er gesammelter gewesen, als zu dieser Zeit, wo die Zerstreuung der Reise-Angelegenheiten seine verworrenen Gedanken auf gewisse Weise entschuldigt haben w�rde. Da war kein tr�ges S�umen mehr. Gleich einem schlafenden Funken, den ein Hauch pl�tzlich weckt, leuchtete er auf, und entbrannte auch wohl im Zorn �ber so manchen Mi�brauch, der sich eingeschlichen. Die Beamten erstaunten, denen er sich edelstolz als Herr zeigte, als der g�tige Sch�tzer seiner Unterthanen gegen die Strenge der Verwaltung. Alles trat in ein anderes Licht -- und err�thend vor Freude, schrieb der Arzt sein Attestat an die Regierung. Doch nur f�r diesen Zweck schien der Graf durch die freundliche Ohrenbl�serei desselben zu th�tiger Umsicht entflammt worden zu seyn. Er sank alsbald wieder in seine gew�hnliche Apathie zur�ck, und fuhr mit geschlossenen Augen und Sinnen durch die Natur, ohne da� ihre sch�nsten Wunder vermogt h�tten, nur mit einem Strahl g�ttlicher Offenbarung an seinen finstern Geist zu dringen. Albane webte um ihn wie ein Schatten, und verlie� ihn nie; die Pflicht der Sorge f�r ihren Vater erf�llte jeden ihrer Augenblicke. Auch bedurfte der Graf dieser Treue. Die Furcht vor dem Tode qu�lte ihn abwesend minder, und war zu der fixen Idee geworden, dieser Feind seiner Lebensruhe k�nne ihn nicht ereilen, so lange er von Ort zu Ort z�ge, wie man nur in der Heimath schlafen zu k�nnen meint. Ein best�ndiges Fliehen trieb ihn rastlos umher, und die Gei�el der Menschheit vereinigte sich mit diesem unst�ten Drange, ihm keine bleibende St�tte zu g�nnen. Der Ausbruch des Krieges hatte das Land �berschwemmt -- die G�ter des Grafen waren stark mitgenommen. Albane erkannte es als eine nicht genug zu preisende Wohlthat, dieser Usurpation entronnen zu seyn. Sie lebte in verborgner Stille mit ihrem Vater, bald hier, bald da. Ein, dem Grafen vormals befreundeter reicher Edelmann, der sein einsames Alter in der Hauptstadt gesellig erheiterte, hatte Albane und ihren Vater unterweges getroffen, und ihnen seine unbewohnten Schl�sser in Auswahl zum Aufenthalt angeboten, welche sie zu Zeiten ben�tzten. Der Oberverwalter sendete die verlangten Summen durch die dritte, vierte Hand gegen die Unterschrift des Grafen, an ein Handlungshaus, und mu�te in Allem f�r sich selbst stehen.�-- Ein Irrthum hatte die Nachricht, Albane sey todt, in Bonna verbreitet, leicht f�r wahr angenommen, da ja die Gr�finn immer kr�nklich gewesen. Eine authentische Best�tigung war unter jenen w�sten Umst�nden nicht einzuziehen. Niemand zweifelte, auch Sylvius nicht. Wir wissen, welche Folge dies hatte. Zweifel w�re hier Glauben gewesen -- Glaube der Liebe!�-- Als die Gr�finn daher ihren Gemahl in Tonys Arm erblickt, als sie die Geschichte der gestorbenen Frau aus seinem Munde vernommen: da war ihr Zustand der jener abgeschiedenen Gattinn vergleichbar, welche, wie eine sinnige Sage uns erz�hlt -- nachdem sie ihren Gatten, den zu tr�sten sie aus der Unterwelt herauf gestiegen, an der Seite seiner Braut gesehen, ob auch nur einen Augenblick lang -- willig in die H�lle zur�ckgekehrt sey, auf ewig. -- Albane floh vor diesem Anblick, diesen Worten, unausl�schliche Flammen im Busen. Wie eine Verfolgte warf sie sich an den Hals ihres Vaters, und das ungest�m klopfende Herz begehrte Zuflucht bei ihm. Sie verga�, da� der Graf ihr Geheimni� nicht kenne. Sie wu�te nicht, da� Sylvius sie f�r todt hielt. Die Gr�finn dachte endlich nicht daran, da� sie selbst sich zuerst von ihrem Gemahl losgerissen hatte. Aber nichts destoweniger f�hlte sie unter hei�en Schmerzen, wie sehr sie ihn geliebt, und da� er sie nicht vergessen d�rfen noch sollen. Jener Moment, der sie davon �berzeugte, hatte eigentlich und weit anders als ihre Trennung, ein inniges Band zerrissen, und das Herz blutete nach. �Dies also war die Liebe�--� sagte Albane mit dem wunden L�cheln einer frischen Kr�nkung, �der ich mein Seelenheil geopfert!? -- O Gott! so lieben Menschen, -- _M�nner_! O meine Mutter!� Ihr grauete nun vor nichts mehr auf Erden, es w�re denn die R�ckkehr nach Bonna gewesen. -- Nach und nach spannten ihre Gef�hle sich ab, und eine tonlose Stille, die keinen Anklang mehr von sich giebt, schwebte um das zertr�mmerte Saitenspiel ihrer Empfindung. Wenn alle Schmerzen der Seele sich durch Mittheilung lindern: die Leiden gekr�nkter Liebe nicht. Diese tragen sich nur allein. Wo Menschen um eine verlorene, verrathene Liebe wissen, da wird ihr Verlust doppelt gef�hlt, da ist der Schmerz jenes Wissens gr��er, als der ihrer Erfahrung. Wer getr�stet seyn will, darf nur die Theilnahme der Engel ansprechen, und wirklich war ein Engel Albanens einziger Trost: ihre kindliche Pflicht. Graf Frankenstern war allgemach ein Greis geworden. Sein K�rper schien gesund, doch sein Geist bei zunehmenden Jahren die zerst�rende Kraft verloren zu haben, und in einen gewissen Zustand der Kindheit zur�ckgegangen zu seyn. Seine Imagination war ein Spiel -- aber mit ernsten Gegenst�nden. Er interessirte sich f�r Politik -- allein nur in Gem��heit seiner verworrenen Begriffe. Aus Mangel entsprechender Mittheilung berief er oft die Monarchen und ihre Feldherrn zu sich, und legte ihnen seine Ansichten und Plane vor. �Ach!� sagte er dann, und deutete traurig auf die hohen St�hle, �Sie schweigen, meine Tochter! ich hoffe wenig.� Albane schwieg auch. Sie hoffte gar nichts mehr.�-- Die Gr�finn pflegte ihres Vaters treu und sanft wie eine Mutter. Sie schm�ckte sich geduldig, wenn er es f�r solch eine Zusammenkunft w�nschte, sorgte f�r eine vornehme Bewirthung, die unber�hrt blieb, weil nur Geister zu Gast waren -- und machte ihm allen Willen, wie man einem kranken Kinde thut. Mit tr�umerischem L�cheln starrte sie in die w�ste Leere des Zimmers -- nur der Spiegel zeigte ihr ein bleiches Bild. Aber jener Friede, welcher h�her ist als alle Vernunft, fing an, bei ihr einzukehren. Vorzugsweise besch�ftigte den Grafen _eine_ welthistorische Person: der beseitigte Schutzgeist Napoleons, die Exkaiserinn von Frankreich. Sie war die liebste Puppe seiner Gedanken, ihr Schicksal trug er im Herzen -- und h�tte lieber gesehen, da� Jedermann diese Erste Frau auf H�nden tr�ge. �Heut kommt Josephine -- sie hat es mir geschrieben,� sagte der Graf und blickte in einen kleinen Zettel der vor ihm lag, �binde Dir ein besseres Halsband um, meine Tochter.� Albane erbla�te. Dieser theure Name regte die tiefste Sehnsucht ihres Busens auf. �Wenn das w�re,� antwortete sie mit wankender Stimme, �dann h�tte ich nur _einen_ Schmuck�--: zahllose Perlen! Perlen aus dem tiefsten Meer!� Und �ber ihre Wangen rollten Thr�nen, in denen ein Glanz von Freude schimmerte. Die gro�e Trag�die des Krieges war aus, die V�lker steckten das Schwerdt in die Scheide, die F�rsten zogen ruhmgekr�nt nach Haus. Gras wuchs �ber den Schmerz der Welt, und wo am meisten Blut geflossen, da bl�hte die segensreiche Aehre am sch�nsten. -- Jetzt war dem Grafen zu Muthe, als w�re ein langer Kampf in ihm zu Ende, und er d�rfe nun auch heimziehen. Er sehnte sich nach Ruhe -- nach einer neuen oder vielmehr alten Ordnung der Dinge. �Albane,� sagte er, �ich habe es nun satt, dies Nomaden-Leben. Wir wollen fort, nach B�hle�--� ein leiser letzter Schauer vor Bonna rieselte �ber seine Nerven -- �h�rst Du? meine Tochter?� Dann setzte er hinzu: �Sanct Capella ist nicht weit von dort.� �Die Kl�ster sind aufgehoben�--� antwortete die Gr�finn, indem sich bei dem Worte ihres Vaters der Schleier hob, worein sie, v�llig entsagend, alle W�nsche, ihr irdisch Leid, vor der ganzen Welt verh�llt hatte. �Nun, das Stift steht ja noch�--� versetzte Jener, als wolle er sich nicht merken lassen, da� er daran nicht gedacht. �Nonne kannst Du nicht werden�--� fuhr der Graf wie befreit fort, �nicht Seine p�bstliche Heiligkeit, nein! der himmlische Vater selbst hat Dir Dispens davon gegeben, und Du bist mehr als eine barmherzige Schwester, Du bist eine wohlth�tige Tochter geworden, f�r mich alten schwachen Mann!� Da weinte Albane laut. Sie f�hlte sich ents�ndigt, und da� die Liebe des Gesetzes Erf�llung sey. Die Zur�stungen zur Reise wurden nun getroffen. �Wie werde ich Alles finden?� fragte die Gr�finn sich tausendmal. Das Thor der M�glichkeiten that sich weit vor ihr auf -- doch der k�nftige Tag ist den Sterblichen verschlossen. * * * * * Wir finden Theresen auf der Reise nach ihrem k�nftigen Wohnorte wieder. Sie sitzt an der Seite des Gemahls, ber�hrt von seinem Mantel; ihre Hand liegt in der seinigen�--; aber die Jahre ihrer Entfernung, die L�nder, welche Constanz durchreist, liegen f�hlbarer noch f�r seine Gattinn, zwischen ihnen. Sogar seine Stimme klingt ihr fremd -- wie von einem dunkeln Jenseits her�ber. Jener r�hrende Zauber, womit die geliebteste Stimme an die Seele dringt: er war vernichtet durch eine Gegenkraft -- und Therese h�rte nur, da� ihr Mann etwas heiser sey. -- Sie blickt in den Boden seines Hutes, den sie auf ihrem Schoo�e h�lt, weil Constanz, um besser zu ruhen, sich mit unbedecktem Haupte in die Ecke des Wagens geschmiegt hat; doch eigentlich blickt sie in die Tiefe ihres Herzens, das auch ohne _Hut_ und deshalb �bel gefahren ist -- und ein fremder Meister hat dort auch seine dunkle Vignette angeheftet. -- Die Fahrt geht rasch; aber Therese kann sich von dem Gedanken an das Stift nicht losrei�en, und doch, so wie der unerme�liche Himmel sich vor ihr ausspannt, spannt ein geheimni�voller Aether die Fl�gel ihrer Sehnsucht nach der Ferne.�-- �Erz�hle mir etwas Du Liebste! von Deinen Freunden�--� sagte Constanz zu seiner schweigsamen Gef�hrtinn, �und verg�nne, da� ich Dir still zuh�re. Es ist, als ob mir jedes Wort einen schmerzenden Reiz in der Luftr�hre verursachte. Wie es scheint, hast Du sehr gl�cklich in Sanct Capella gelebt.� �O sehr gl�cklich!� antwortete Therese mit einem Seufzer der Wehmuth; und der Accent dieser Versicherung h�tte ihren Mann beleidigen m�ssen, wenn er innigere Anspr�che an seine Frau gemacht. �Der Ort ist doch wirklich zauberisch sch�n gelegen,� fuhr Therese fort, �und l��t nichts vermissen. Wir bildeten eine kleine Gesellschaft unter uns, das ist denn ein ganz anderes Verh�ltni�, als die Verbindungen in Mitten der Welt. Wir waren Hausgenossen -- Eine Familie gleichsam -- und mit wahrer Lust im Bann des Klosters. Die Verschiedenheit der Charaktere, welche dazu geh�rt, um innig im Umgange zu seyn, gab unserm einfachen Zusammenleben vielseitiges Interesse. -- Welch ein k�stlicher Mensch ist der Bruder! nur gesunder m�chte ich ihn w�nschen, obgleich er sich in der letzteren Zeit erholt zu haben schien. Dann Fabia -- wie eine Mutter war sie f�r mein Bestes bedacht. Man mu� sie nur kennen. Wer sie aber kennt, sch�tzt sie gewi�. Sie gleicht einem s��en Kern in spr�der Schale. Und etwas Lieberes, als die alte Nonne, die Du gesehen hast, kannst Du Dir gar nicht denken, Constanz. Das ist wahrlich eine heilige Jungfrau, die besser als der Papst die S�nde den Menschen verzeihen k�nnte! -- Da ist nichts von der finstern Verdammni� zu sp�ren, die Niemand selig werden l�sset, der die Welt ein wenig lieb hat. Schwester Veronica ist sanftm�thigen Geistes, mild gegen Jedermann -- kein feindlicher Gedanke, kein geh�ssiges Gef�hl f�nde Raum in ihrer friedenvollen Seele. Auch hat sie selbst geliebt, und ihr Herz dieser Liebe geopfert. Man kann diese kleine Geschichte nicht ohne die gr��te R�hrung h�ren. -- Daf�r scheint ihr denn auch ewige Jugend geworden zu seyn, und ich habe zuweilen schon gedacht, die gute Nonne stirbt wohl gar nicht, und wird in ihrem Erdenleibe, worin sie himmlisch lebt, einmal von Engeln emporgetragen.� �Deine Schilderung ist begeistert, meine Therese�--� fiel hier Constanz seiner Gattinn in die Rede, �und ich h�tte Dir so viel Sinn f�r _kl�sterliche_ Vorz�ge kaum zugetraut.� Therese empfand die leise Ironie in den Worten ihres Mannes nicht. Sie sprach: �von der Clausur merkte man nicht das Geringste an ihr. Veronica konnte sehr heiter seyn, und sogar anmuthig scherzen. Wie oft hat sie �ber die tollen L�gen Moorhausens herzlich gelacht! wo selbst der Schwager ergrimmte, sagte sie nur: es ist ihm zur andern Natur geworden, ich denke mir, er genie�t das Vergn�gen eines Fabeldichters, der aus dem Stegreif erz�hlt, und g�nne es ihm.� �Und der Major?� mit diesen drei Frageworten st�rte hier abermals Constanz die Charakteristik, womit seine Frau ihn unterhielt, �dem scheinst Du ganz besonders wohl zu wollen.� Therese err�thete; ein Widerschein von Purpur, von zarterem Anflug und h�herer Farbe als das Futter ihres Hutes, hauchte ihre Wange an, und sie schlug die braunen Augen tief nieder. Sie sprach: �o! das ist auch ein excellenter Mann! Den solltest Du kennen. Er war mir v�terlich gut, und ich h�tte ihm zuweilen die Hand k�ssen m�gen.� Hier zog Constanz die seinige aus Theresens Hand, und schlang einen Knoten in das bastseidne Schnupftuch, als wolle er sich etwas in das Ged�chtni� kn�pfen. Eine Pause trat ein, dann sagte er: �dieser Major Feldmesser�--� �_Feldmeister_,� berichtigte Therese, und ihr Mann redete weiter, �hat mir auch sehr gefallen.� Seine Frau warf auf diesen Ausspruch ihm einen sch�nen Blick zu, und erwiederte: �er ist der beste Freund Deines Bruders, und diesen Rang wird ihm schwerlich jener Sylvius streitig machen, der mir immer unheimlich vorgekommen ist.� �Nun der Schatten darf Deinem Gem�lde auch nicht fehlen�--� versetzte Constanz, �doch das Sch�nste, den Lichtpunkt, hast Du Dir bis zuletzt aufgehoben: Josephine. Dieses liebensw�rdige Gesch�pf, erquicklich in seinem Anblick und bescheiden, ist ein wahres Bl�mchen Augentrost.� Es ist ein schlimmes Zeichen, wenn eine Frau, auch die beste -- das Lob einer Andern ihres Geschlechts, ohne Eifersucht, aus dem Munde ihres Gemahls h�rt. Ohne Extase entgegnete hierauf Therese: �es ist ein seelengutes M�dchen, und gar nicht so simpel, wie man glauben k�nnte. -- Sie wird strenge gehalten, die arme Josephine! und ihren zarten Kr�ften wird viel aufgeb�rdet, was nur durch diese stille Duldung zu ertragen m�glich ist.� �Das s��e Lamm!� sprach Constanz mit regem Bedauern, �doch nach dem Spr�chwort und der Erfahrung: regieren gestrenge Herren nicht lange.� Ein diplomatisches L�cheln spielte um seinen Mund. Und weil dieses Bild von raschem Umschwung ihn in den Kreislauf seiner Vergangenheit zur�ck versetzte, so kam er durch eine sehr nat�rliche Association der Ideen auf die Frage: �wie brachtet Ihr denn sammt und sonders Eure Tage zu?� �Du meinst, wir h�tten Langeweile gehabt? nicht einen Augenblick, sage ich Dir!� versicherte Therese mit leuchtenden Augen. Und das Quecksilber ihres Temperaments machte ihre Seele zu einem Spiegel, der die kleinen Freuden des Stiftes gl�nzend verdoppelte; ihre R�ckblicke zeigten Alles in erh�heter und reinster Potenz. �Des Abends waren wir zusammen, und spielten Whist oder Schach�--� setzte sie mit fallender Stimme hinzu, und der Tagesbericht der muntern Kostg�ngerinn von Sanct Capella endete in einem leisen, ernsten Seufzer. �Und da schlugst Du selbst den tapfern Feldmeister aus dem Felde -- nicht wahr?� fragte Constanz, ihrer Fertigkeit sich entsinnend, und zupfte seine Frau an einem L�ckchen hinterm Ohr. Aber es war Theresen, als ob sie am Gewissen gezupft w�rde. �Nicht immer�--,� antwortete sie halblaut, �ich war auch bisweilen im Verlust.� -- War es der versteckte Sinn dieser Worte, oder der Geist der Liebe, der in der Erinnerung an das Schachspiel ahnungsvoll sein Herz bewegte? -- Genug, die Wage seines unp��lichen Gleichmuths schwankte, und der Ton war von Gewicht, als ob ein Vorwurf ihn herabz�ge, womit er sagte: �da Deine Zeit so mit Vergn�gen besetzt war, wie ich zu dem meinigen h�re, -- so fandest Du wohl wenig Mu�e, meiner zu gedenken?--� So h�tte Constanz jedoch nicht fragen sollen! Therese ward sich bewu�t, da� ihr Gemahl beinahe drei Jahre abwesend gewesen. Sie antwortete tiefsinnig l�chelnd: �es braucht viel Zeit, bis eine Welt untergeht.��-- �Wo hast Du die Phrase her, Therese?� fragte Constanz, erstaunt �ber das Wissen seiner Frau, und �ber die Anwendung, welche sie von jenen Worten machte. �Ich schlug sie j�ngst in einem Buche auf, worin der Bruder las�--� sagte die sch�ne Frau, welcher der Verfall des ganzen r�mischen Reichs �brigens sehr gleichg�ltig war. �So bin ich noch Deine Welt?� fragte er seltsam heftig, und neigte sich zu ihr, und Theresens Blick, ein Abglanz jener Sonne, die ihn einst erw�rmt, fiel wie ein Mondstrahl, k�hl und geheimni�voll, in das D�ster seiner Vorstellungen. W�hrend der l�ngeren Dauer dieser Reise suchte Therese durch freundliches Geschw�tz ihren Mann zu erheitern, der sich leidend dabei verhielt. Wenn sie beflissen schien, von Diesem und Jenem zu sprechen, so war's vielleicht, da� er ihre Absicht merkte, was ihn verstimmte. -- Das Bed�rfni� der Unterhaltung ist ein schlimmes Merkmal f�r die Liebe. Wo ein Liebender die Langeweile des Andern empfindet, da ist dieser Andere schon verk�rzt. Ein Herz, ganz von seinem Gegenstande ausgef�llt, bedarf nichts als des Gl�ckes, bei ihm zu seyn. Liebende sind -- ist ihr Verh�ltni� in der Ordnung -- Sich die Einzigen, die da leben: denn jede junge Ehe wiederholt die Sch�pfung, und der Athem Gottes hat millionenmal das Paradies geschaffen, seit das erste verloren ging. Wenn daher Menschen, beseelt von diesem ewigen Hauch, etwas au�er sich merken, und mit jenem Bewu�tseyn, was der Liebe heiliges Gl�ck vernichtet, ihr Gef�hl verh�llen, o! dann blitzt der feurigste Gedanke, oder auch ein Witzfunken, nur von dem flammenden Schwerte des Engels, der an der Gartenpforte ihres Edens steht. Sie wandeln fortan zwischen Dornen und Disteln der Erbs�nde, und das Kind der harten Erde wird mit Schmerzen geboren, wissend, da� es sterben mu�!�-- Nach mehreren Tagen, in denen der neue Legationsrath sich und seiner Gattinn nur wenige Stunden der Ruhe geg�nnt, sahen sie die sch�ne Stadt nun vor sich, welche der Ort seiner Bestimmung war. In �u�erster Ersch�pfung freute sich Therese, endlich am Ziel zu seyn. Ihr Blut war durch das anhaltend rasche Fahren in Wallung, das feine Ge�der am Halse h�pfte, in jeder Fingerspitze h�mmerte ein Puls. Sie war zu m�de, um sich �ngsten zu k�nnen, da Constanz sich unwohl klagte. �Dein Husten pfeift ordentlich und hat einen schneidenden Ton,� sagte sie unter einem nervenfr�stelnden R�ckenschauer zu ihrem Manne. �Ich denke, wenn Du wirst ausgeschlafen haben, dann giebt es sich.� �Ja, ich denke einen langen Schlaf zu thun�--� antwortete Constanz mit mattem L�cheln, und schlo� die entz�ndeten Augen vor dem H�usermeer, was der letzte Abendschein vergoldete. �Das wolle der Himmel geben!� erwiederte Therese unschuldig auf jene ber�hmten Worte. Indessen d�mmerte es tief, ehe sie die Stadt erreichten. Es war zur Me�zeit, und trotz der abendlichen Sp�te ein wogendes Gewimmel in den Stra�en. Der Reisewagen, dem der blasende Postillon Respect verschaffte, r�ckte jedoch nur langsam vorw�rts, und hielt am Engel, einem Hotel, das hinsichtlich seiner Vorz�glichkeit so hoch �ber die Adler und Sterne der besten Gasth�fe ragte, wie der Geist seines Sinnbilds �ber die menschliche Unvollkommenheit. Therese erschrak, als die gro�en Laternen zu beiden Seiten des �therblauen Schildes, worauf der wei�e Engel, mit einer Palme in den H�nden, schwebte, ihren Schein auf das Gesicht ihres Mannes fallen lie�en; es war todtenbla�, Constanz war kaum noch im Stande, die bequeme Stiege hinanzusteigen. Im Zimmer angelangt, sank er beinahe ohnm�chtig in einen Stuhl. -- Hier, von einem erstickenden Husten, wobei ihm jede Muskel schwoll, convulsivisch erregt, konnte er lange nicht zu Worte kommen; doch als er eines Sylbenlautes m�chtig war, forderte er einen Arzt, weil der Schmerz im Halse von Minute zu Minute furchtbarer wurde. Es ward bestellt. Alsbald rauschte unter den H�nden eines flinken Dienstm�dchens das Bett, wonach Constanz st�hnend verlangte; der Tisch war gedeckt, die kr�ftige Suppe dampfte -- aber der Kranke sch�ttelte sich gegen den Genu�, und der armen Therese war aller Appetit vergangen. Eine t�dtlich lange Stunde war vor�ber, und der Doctor noch immer nicht da. Das Kommen an der Hausth�re, das unaufh�rliche Gehen auf dem Vorsaal, der Laut jeder m�nnlichen Stimme im Flur, t�uschte die peinliche Erwartung der harrenden Frau. Constanz lag ganz still, er seufzte nur.�-- Ungl�cklicherweise hatte man f�r das Erkranken eines Herrn, der mit vier Pferden Extrapost angekommen, nur den vornehmsten Arzt passend gefunden. Leider aber war dieser der bequemste von Allen, der lieber seinen Leib pflegte, als den Derer, die sich seiner Kunst anvertrauten. In solchen Aerzten hat das Gef�hl ihrer eigenen Unsterblichkeit die achtsame Sorge f�r das Leben Anderer verschlungen. Sie fu�en fest auf der begrabenen Welt, die einen d�stern Lorbeer f�r sie tr�gt.�-- Jener Primus der Mediciner dieser Stadt sa� bei einem Abendschmause, kaum frugaler als der in Vo�ens Idyllen, und gehabte sich gleich seinem Collegen aus Hamburg, den der P�chter redend darin einf�hrt -- als der Ruf aus dem Engel an ihn erging. Er that jedoch seiner Menschlichkeit zuvor volle Gen�ge und g�tlich, ehe er ihm Folge leistete. Endlich rollte sein Wagen vor. �Der Regierungsrath kommt�--� rief der Kellner in das stille Zimmer, und ein stattlicher Mann keuchte die Treppe herauf. Therese war eines deutlichen Berichts fast unf�hig, der Doctor verpustete inzwischen. Dann schritt er gravit�tisch dem Bette zu, nahm Platz, seine Taschenuhr in die Hand und fa�te den Puls des Kranken. Die ruhige Flamme der Kerzen zitterte im Zifferblatt, und warf einen prunkenden Schein auf den Orden an der Brust des Arztes. Theresens Herz schlug fl�chtig; doch ihr Athem stockte.�-- �Eine schlimme Halsentz�ndung ist im Anzuge�--� war der Ausspruch, wobei Therese ihren sch�nen, freien Hals wie zugeschn�rt f�hlte. �Ein Wundarzt mu� schleunigst herbeigerufen werden�--� setzte der Doctor dictatorisch hinzu, und betrachtete einige Momente die Gesichtsz�ge des Kranken, der taub und gl�hend, wie in den Schmerz von Flammen eingeh�llt, da lag, und kein Zeichen der Theilnahme an seinem eignen Wohl und Weh -- von sich gab. Man brachte das verlangte Schreibzeug, der Doctor schrieb nach kurzem Besinnen einige Abreviaturen mit blasser Dinte, und schlang seinen Namenszug in eine gro�artige Hieroglyphe. Dann schnitt er -- mit der Scheere der Parze -- den Streifen Papier ab, und reichte ihn einem Aufw�rter, der schon darauf wartete, das Recept in die Apotheke zu tragen. Unterdessen kam der Wundarzt und empfing seine Instruction. Dann entfernte sich der Regierungsrath, um an die Tafel des Wohllebens zur�ck zu kehren; unbek�mmert darum, ob auch wissend -- da� ein bedeutenderer Mann hier st�rbe. �Verlassen _Sie_ mich nur nicht!� flehte Therese den Wundarzt an, der, ein guter Mensch und viel sanfter als sein Beruf -- ihr versprach, die Nacht �ber da zu bleiben. �Auch wird es n�thig sein�--� sagte er, um diese Ma�regel durch mehr als sein Mitleid, durch Erkenntni� der Gefahr zu rechtfertigen, �der Herr Gemahl haben die Br�une.� Therese starrte den Chirurg mit ihren braunen Augen an, die auch wohl gef�hrlich werden konnten, und fragte furchtsam: �die Br�une? an der sterben doch wohl nur Kinder?�--� Der Wundarzt schwieg; ein L�cheln tr�ber Erfahrung, ein leises Achselzucken nur, war seine Antwort. Mit einem kindischen Grauen sah Therese ihn die zappelnden Blutegel auspacken, die sich ihr wie kleine dunkle Schlangen an das Herz legten. Welch eine Nacht! -- doch auch die Schatten der b�ngsten zerflie�en. Als der goldne Morgen heraufstieg, zerflo� Therese in tausend Thr�nen: Constanz war gegen die dritte Stunde gestorben. Mit allen Schauern der Natur hatte seine Frau zum erstenmale den Tod gesehn, und in den Z�gen Dessen, den sie einst geliebt. Dort lag er nun, ein starrer Leichnam! die bleierne Stille seines Anblicks wirkte zermalmend auf Theresens Leichtsinn -- es waren die schwersten Stunden, die sie gelebt; denn an dem Todtenbette ihrer Mutter hatte die Liebe ihr zur Seite gestanden. �Eine Stunde fr�her�--� hatte der Wundarzt unbedachtsam ge�ussert, und der Kranke w�re zu retten gewesen; jene Stunde der S�umni�, am Tische des reichen Mannes, die dem armen Constanz himmlisches Manna zu kosten gab. Das Ger�usch des Tages erwachte, der Markt f�llte sich mit Menschen, die Kaufleute legten heute bunte Waaren aus. Eine fremde, gleichg�ltige Welt bewegte sich unter Theresens verweintem Blick. Die Sonne schien fr�hlingsheiter -- sah denn das Auge Gottes diesen Jammer nicht? -- die furchtbare Eile dieses Vorfalls machte den Eindruck davon auf das Gem�th der beklagenswerthen Frau noch gewaltsamer, so da� sie zu erliegen glaubte. Sie f�hlte sich f�rchterlich allein. Sie dachte an die Bewohner des Stiftes, die ruhig tr�umen w�rden, es gehe ihr nach Wunsch. Endlich sank sie in eine f�hllose Mattigkeit. Wie ungemein dies traurige Ereigni� nun auch war, so konnte der Wirth zum Engel, bei dem Gedr�nge seines Hauses, sich nur auf fl�chtige Beweise seiner Theilnahme einlassen. Er �bernahm die Meldung bei den Beh�rden, die Besorgnisse der Bestattung, und hatte nun f�r weiteren Beistand keine Zeit; doch destomehr, seine G�ste mit jenem interessanten Vorfall zu unterhalten. Zum Tr�ster war der practische Mann ohnehin nicht geschaffen. Man denke Theresen! sie, die, selbst f�r den freudigsten Zweck, keines gesch�ftsm��igen Bestellens jemals f�hig gewesen, sollte eine Auskunft geben, wie sie w�nsche, da� ihr Gemahl begraben werde, mit dem Tischler reden, der, das Maa� zum Sarge zu nehmen, kam, und dem Schlosser Geh�r geben, f�r den der Wirth bat, da� er die Arbeit bek�me. -- �Ich beschw�re Dich, F��li��--, sagte sie mit gerungenen H�nden zu dem Bedienten ihres Mannes, einer treuen, leidtragenden Seele, ��berhebe mich dieser Menschen, die h�rter sind als ihr Holz und Eisen, was sie handhaben! ich halte es l�nger nicht aus, ihnen Rede zu stehen.� In einem kraftlosen Zustande lag sie auf dem Sopha; unter ihren Fenstern summte das Gew�hl. Sie glaubte, die Bewegung des Fahrens noch zu empfinden, zuweilen schrak sie auf, im Gef�hl von einem tiefen Fall. Wie im Traume traten die Bilder vergangener Stunden zu ihr hin. Es war ihr, als ob Fabia spr�che: �Du bist nun auch eine Wittwe, wie ich!� _Eine Wittwe!_ diesem bangen einsamen Begriff widerstrebte ihre frische Jugend, und der harmlose Sinn, welcher sie bisher begl�ckt hatte. Die Glocken hallten mit tiefen T�nen dies Wort -- die Stille fl�sterte es nach, und die Reiseuhr, die noch regelm��ig ging, da die Zeit ihres Besitzers abgelaufen war, pickte mit sachter silberner Ruhe, da� es wirklich wahr sey. -- Auf einmal fragte sie scheu und leise: �h�rtest Du nichts, F��li?� �Nein,� antwortete der Bediente, �ich glaubte, gn�dige Frau w�ren eingeschlafen, und dankte meinem Gott daf�r. Ach!� fuhr er sein betr�btes Herz erleichternd fort, �zur Messe ankommen und sterben, und in einem Gasthofe seyn: das ist Alles, was ein Mensch ausstehen kann. Das Leichenbrett sogar steht auf der Rechnung.� �Ach la� es stehen! Sey nur still, um Gotteswillen -- wenn Du nicht willst, da� ich selbst den Tod davon habe�--� sagte Therese abwehrend, �es war mir, als h�rte ich Jemand sprechen, dessen Stimme mir bekannt ist.� Sie lauschte nach der Wandseite. �Eine Herrschaft vom Lande, eine alte Baroninn, war eben angekommen, und logirt daneben�--� antwortete F��li, und seine Dame nahm doch Anstand, ihm einen Auftrag der Neugier zu geben. �Mein Kopf ist w�st�--� sagte Therese, �und in diesem Gewirre der Angst werden Einem selbst die stillsten Gedanken laut.� Doch wie von jener T�uschung bes�nftiget, schlief sie nun wirklich ein. Als Therese am n�chsten Morgen zu einer dumpfen Besonnenheit erwachte, sagte sie: �mit Schrecken sehe ich, da� ich noch wie ein Regenbogen gekleidet bin -- ich mu� doch wohl ein wenig trauern? Mir ist ganz schwarz vor den Augen, wenn ich nur daran denke. Gehe F��li, und kaufe mir einen Streifen Flor zur Binde -- eine finstre Haube k�nnte ich nicht tragen, ich st�rbe -- Dann hole mir ein Paar Schuhe von Serge; nimm einen von diesen mit, sie passen mir am besten.� Sie schleuderte den Probeschuh -- eine seidne Aurora -- von dem zierlichen Fu�, und setzte mit einem herben L�cheln hinzu: �Wer mich so s�he, m��te glauben, ich wandelte auf Rosen. -- Das Kleid will mir die Wirthstochter besorgen.� Der Befehligte ging und kam lange nicht wieder. Endlich trat er ein mit einer gewissen Hast, der Athem schien ihm entgangen, und die Zornader stark angelaufen. �Du warst lange, F��li�--� empfing ihn seine Dame im Klageton eines g�tigen Vorwurfs, �wohl eine Stunde, und Du glaubst nicht, wie bange mir der Augenblick vergeht, den ich ganz allein zubringe.� �Kann nichts daf�r, gn�digste Frau,� entschuldigte sich jener, �es ist �berall ein Gedr�nge, man kann nirgends zu. Aus einem Viertel machen sich die Kaufleute nichts -- es wird Alles im Ganzen abgesetzt; da lie�en sie mich stehen. Dann m�ssen kleine F��e bei gro�en Damen hier rar seyn. Des Suchens war kein Ende, und an Kinderschuhen von diesem Maa�e kein Vorrath. Zuletzt hatte ich noch einen Auftritt auf offner Stra�e. Es ist hier eine verflixte Polizei.� �Wie so?� fragte Therese, und schickte sich an, den Einkauf zu versuchen. �Nun,� antwortete der Bediente mit entr�stetem Tone: �wie ich so im besten Gehen bin, kommt Einer von der Polizei daher -- ich meine, das m�sse er gewesen seyn -- stiert auf meine Hand und ruft: Freund! wo hast Du den Schuh her? -- Es fiel mich an. Mein Herr Offizier, gab ich ihm zur Antwort, gestohlen habe ich den Schuh nicht, und um das Weitere braucht sich Niemand zu k�mmern. Nun legte er sich aufs Bitten, besah sich den Schuh von allen Seiten, so da� ich daran denken mu�te, was mir, da ich noch ein kleiner Knabe war, meine Mutter seliger von einem bezauberten Prinzen erz�hlte, der�--�--� �Ich wei�, ich weiߠ--� unterbrach ihn Therese mit einiger Heftigkeit. -- F��li starrte seine Dame an. Sie war wie mit Blut begossen -- er meinte, es k�me vom B�cken; nur �ber seinen Horizont ging es g�nzlich, da� sie wissen wolle, was er aus dem tiefsten Winkel der Beilade seiner Mutter Goldamme hervorzusuchen im Begriff gewesen. �Wie sah denn der Herr aus?� fragte sie. �Es war der h�bscheste Polizei-Lieutenant, den ich noch gesehen habe�--� antwortete F��li, �lang und wohl gewachsen; aber seine Keckheit hatte mich verdrossen, deshalb gab ich ihm nur kurzen Bescheid.� Therese lie� sich die Uniform beschreiben. Sie h�rte still zu, dann sagte sie mit r�gender Stimme: �Du h�ttest ihm doch h�flicher Auskunft geben sollen.� F��li, stumm gekr�nkt, sch�ttelte leise den Kopf. Er meinte in seinem subalternen Verstande, da� selbst die betr�bteste Frau sich von der Aufmerksamkeit eines Mannes geschmeichelt f�hle, die dem kleinsten ihrer pers�nlichen Reize zu Theil w�rde: er wu�te nicht, wie viel feiner Therese combinirte, da sie ihrem Diener den Mangel eines verbindlicheren Benehmens vorhielt.�-- Jetzt ward es laut auf dem Vorsaal. Therese �ffnete die Th�r, und trat hinaus. Die Dame vom Lande, ihre Wandnachbarinn, stand im Begriff abzureisen, von ihren Leuten und den dienstbaren Geistern des Hotels umgeben, welche mit Schachteln, Paqueten, Flaschen, und hundert unnennbaren Kleinigkeiten des Bedarfs zu einem behaglichen Leben, belastet waren. Sie selbst glich einem wandelnden Pavillon, blieb aber stehen, als die �therische Gestalt Theresens, nur etwa wie ein Trauermantel mit leichtem Schwarz bes�umt, aus der d�stern Stille ihres Zimmers aufflatterte, und redete sie an. �Ach meine Liebe,� sagte sie mit einer F�lle von Gutherzigkeit in dem wohlgen�hrten Gesicht, �Sie sind gewi� die junge Dame, welche hier zu einer so traurigen Erfahrung gekommen ist? -- Wie mich das gedauert hat! so jung Wittwe werden, das ist in Wahrheit betr�bt. Wie gern h�tte ich Ihnen meine Theilnahme bezeugt! aber man hat den Kopf so voll von Eink�ufen, -- sieh D�rtchen! o verzeihen Sie -- den polnischen Gries, den haben wir ja nun doch vergessen!� Therese bedeckte mit der wei�en Hand die Augen, vor all' diesem h�uslichen Wust. Sie h�tte keiner Erinnerung bedurft, an den unwirthbaren Boden ihrer Heimath. Mit leisem, verachtenden Stolz, wie er dem Schmerz und der Liebe gegen solche Geringf�gigkeiten eigen ist, verbeugte sie sich, aber doch mit der Grazie des Kummers. �K�nnte ich Ihnen irgend womit dienen?� fragte die Baroninn im Tone erh�heter Achtung, da sie kein Sterbensw�rtchen, kaum einen Seufzer, aus diesem sch�nen Munde vernommen, der ein so heiliges Recht zur Klage hatte, deren Zur�ckhaltung stets am st�rksten an das Herz des Mitleids dringt. Therese dankte ger�hrt. Sie konnte den Wunsch, ein aufrichtiges Mitgef�hl zu �u�ern, nicht verkennen. �Die Zeit�--� setzte die Baroninn, wie wenig sie deren auch zu haben schien, in der Weise einer erfahrnen Tr�sterinn hinzu: �die Zeit, glauben Sie das mir, meine Beste! lindert auch den gr��ten Schmerz. Da mein guter Mann starb -- er ist nun schon seit zwanzig Jahren todt -- da meinte ich auch nicht, noch einen frohen Tag zu erleben. Es giebt sich jedoch Alles, auch das, was uns beugt. -- Werden Sie, wenn man fragen darf -- Sich lange hier aufhalten?� �Ich f�rchte nicht, da� ich das m��te,� antwortete Therese mit einem Blick voll Schauer: �der Boden dieses Hauses brennt unter meinen F��en.� Die Dame nickte, gleich einer unf�rmlichen Pagode auf diesem gro�artigen Kamin, worin ein frisches Leben zu Asche geworden war, und sprach: �sonst h�tte ich Sie gebeten, zu mir zu kommen, auf mein Gut. Ich bin die Baroninn Lenau.� Dieser Name schlug mit einem bekannten Klange nicht an Theresens Ohr, nein! an ihr Herz. Therese wu�te von jenem Nicolaus, der ihn mit dichterischen Ehren f�hrt, und w�rdigte ihn wohl h�her als den Kaiser, den sie als einen Feind ihres zerst�ckten Vaterlandes betrachtete. Eine poetische Verwandtschaft so wenig wie eine andere, zwischen diesem Lenau und der Baroninn, lie� sich gleichwohl schwerlich voraussetzen, und doch -- trotz der Prosa dieser Erscheinung, und wie versunken in sich selbst Therese auch war, so fl�sterte, da sie ihn nennen h�rte, ein zartes ob auch melancholisches Gef�hl, wie das Sch�nste seiner Schilflieder es erregt, in ihrem Busen auf.�-- Das Wohlwollen verbindet schnell. Mit einem Zuge von Wehmuth lie� Therese die Baroninn aus den Augen. Sie trat ans Fenster, und sah die bepackte Landkutsche, von ihrer aristokratischen Bestimmung zu einer anspruchslosen Victualienfuhre ben�tzt -- langsam und schwerf�llig abfahren. Therese dachte dieser fl�chtigen Begegnung nach, welche sie doch ein wenig zerstreut hatte. Sie besa� �berhaupt eine gewisse Vorliebe f�r �ltere Personen ihres Geschlechts, und die Gabe ihnen zu gefallen; hingegen Frauen von mittleren Jahren konnte sie nicht leiden, ohne sich eines Grundes daf�r bewu�t zu seyn. Diese Eigenheit, denen, die mit ihr lebten, so bekannt, da�, als Therese einst ein r�stiges Weib, welches ihr Erdbeeren feil bot, gegen ihre Gewohnheit ziemlich unfreundlich abwies, ihr Schwager l�chelnd sagte: �die Arme hat wahrscheinlich nicht das rechte Alter, um Dir sammt ihren sch�nen Fr�chten anzustehen?�--� hielt sie vielleicht theilweise von Fabia entfernt, w�hrend ein Verh�ltni� ungeheuchelter Zuneigung zwischen der alten Nonne und der j�ngsten Schw�gerinn des Administrators bestand. �Es giebt sich Alles,� hatte die Baroninn gesagt, �auch das, was uns beugt.� Was ist wohl starrer als der Tod? Und doch schmiegt der Gedanke an die Verstorbenen sich allm�hlig unsern Vorstellungen an, hausbequem wie ein Kleid, in dessen weiten Falten ein wenig Staub ruht, ohne da� auch das reinste Herz davon beunruhigt w�rde. Therese blickte tiefsinnig in das Gew�hl, welches ger�uschvoll wie ein Strom, doch eben so unverst�ndlich sich unter ihr bewegte. Stunde an Stunde verrann -- gegen den Abend sollte Constanz still, doch feierlich beerdiget werden, und seine Frau begehrte, w�hrend dieses Acts allein zu bleiben. F��li wagte bescheidenen Widerspruch; das Gef�hl der Einsamkeit und eines gemeinsamen Verlustes hatte dem treuen Diener Freundesrecht dazu gegeben. �Es ist so sch�n, gn�digste Frau,� sagte er beklommen, �wenn ein Ehegatte den letzten Gang mit dem Andern nicht scheut, sey er immerhin der schwerste. Ich m�gte sagen, es s�he den Frauen so �hnlich. Die Mutter blickt zehnmal in die Wiege, ob ihr Kindlein gut schl�ft, eine Pflegerinn achtet darauf, ob die Kissen des Kranken recht liegen, und eine Wittwe sollte das Auge abwenden und nicht sehen wollen, wie man ihren Todten gebettet hat? -- Was mich betrifft, so w�rde ich meinen Herrn begleiten, und wenn ich auf den Knieen seinem Sarge nachrutschen m��te.� Therese err�thete besch�mt, und ein Anflug von Zorn �ber den Vorwurf, der in diesen treuen Worten f�r sie lag, sch�rte die Flamme ihres Angesichts. Sie sagte mit Selbstvertheidigung: �da� ich mein blutend Weh vor den Augen fremder Menschen entschleiern, und der Neugier ein Schauspiel geben sollte: dies kann ich nicht. Es w�re eine Form, die meinem Wesen widerst�nde; meinem Constanz hilft es nicht mehr, und Wem schadet es, wenn ich lasse, was zu thun er selbst unr�thlich finden w�rde? -- Jeder hat seine eigene Schicklichkeit, guter F��li.� Und dabei l�chelte sie todes�ngstlich, wie im Besserwissen einer h�heren Stimmung. Jener sch�ttelte den Kopf, und seine Miene w�rde ein Kundiger dieser Sprache der Seele in die Antwort �bertragen haben: �aber die Liebe ist doch nur Eine!� �W�re nur der Schwager hier,� jammerte Therese, und brach in Thr�nen aus, deren Thau sie dem Gras des fremden Kirchhofs vorenthielt�--, �oder ein anderer Freund, der sich meiner ann�hme!� F��li schwieg gekr�nkt. Seine weinende Dame sprach: �verlassener als ich, ist wohl auf Gottes Erde Niemand -- und war ich es eigentlich nicht immer?�--� In dieser Frage, womit Therese sich gleichsam frei sprach von den zarten Pflichten einer Verbundenen, geschah dem Anspruch des Gemahls Eintrag, den der Tod von jedem irdischen Bande gel�s't; aber die Stunde des Begr�bnisses gab ihm sein volles Recht wieder. Ersch�tternd in Schluchzen, aufgel�s't in Leid, sa� Therese im einsamen Sopha, w�hrend Der, dem sie kraft des ehelichen Gehorsams hierher gefolgt war, zu seiner letzten Ruhest�tte schwankte, und sie an fremder Stelle allein lie�. Jeder Glockenhall bewegte ihre Seele in einer Schwingung st�rmischen Schmerzes; �berw�ltigt von unbekannten aber furchtbaren Gef�hlen, war sie keines klaren Gedankens f�hig. Endlich lagerte sich eine dumpfe Stille um ihren m�den Geist. Sie lehnte den Kopf hinten �ber, schlo� die Augen, und lie� unbewu�t einzelne Tropfen unter den Wimpern hervorrinnen. -- Im Hause, was den todten Gast entlassen, herrschte eine ungew�hnliche und bange Stille; selten schwebte der Engel mit der Palme in solcher Ruhe. Da eilte ein starker doch ged�mpfter Schritt die Treppe herauf an die Th�r von Theresens Zimmer; es klopfte, und ohne das W�rtchen der Erlaubni� abzuwarten, trat ein Offizier ein. Rudolph Feldmeister lag zu Theresens F��en, und hauchte athemlos einen ehrerbietigen Ku� auf die schwarze Serge ihres Schuhes. Wie von einem elektrischen Schlage geweckt schaute sie auf. Schweigend sah sie ihn an, nur der nasse Blick, die zitternde Hand redete in einem leisen Druck, der dennoch die gepre�te Empfindung verst�ndlich machte, worin sie athmete. Therese glaubte, der Himmel habe sich ge�ffnet, ihr seinen sichtbaren Schutz zuzusenden. Nach einer unaussprechlichen Minute sagte sie mit wankender Stimme: �so eben begr�bt man meinen Mann -- und ich wei� nicht, ob es sich ziemt, da� Ihr Hierseyn, lieber Freund, seine Wittwe tr�ste?�--� �O Therese!� rief der Lieutnant leidenschaftlich versichernd, �wie hat dieser Todesfall mich ergriffen, ohne da� ich wu�te, Wen er tr�fe! und nun sollte ein erb�rmlicher Anstand mich fern halten, wohin mein Herz mich dr�ngt, selbst wenn es anders schl�ge, als f�r den einzigen Wunsch dieser geliebten N�he?� Therese weinte heftig, der Lieutnant stand langsam auf, und sah finster in den Fall ihrer Thr�nen. �F�rchten Sie nicht, Therese,� sagte er mit jener edelsinnigen Achtung, die einem h�heren Gem�th der Anblick des Leidens einfl��t, wenn gleich sich in seinen Ton ein wenig verbitternde K�lte der Eifersucht mischte, �da� ich die Heiligkeit dieser Stunde und ihrer Gef�hle nicht genug ehren m�gte, um von dem meinigen zu schweigen. -- Aber -- die Vorsehung scheint mich zu Ihrem Schutz berufen zu haben, den Sie in so seltsam ungl�cklicher Lage in dieser fremden Stadt bed�rfen k�nnten. Mit uns�glicher M�he und Eile bin ich einer zarten Spur von Ihnen nachgegangen, hoffend, da� ich Sie f�nde --�-- Therese! mein Wiedersehen so unvermuthet, freut Sie nicht?� Therese erhob das quellende Auge zu ihm; ein warmer Strom flo� in sein Herz, und machte es schwellen. Sie sch�ttelte den sch�nen Kopf, und diese verneinende Geberde sprach jene zuversichtliche Erwartung nicht ab. �_Unvermuthet?_� sagte sie mit dem leisen Accent magnetischer Ahnung, �nein mein Freund! ich wu�te, Sie w�ren mir nahe. Wo ich bedr�ngt bin, da erscheinen _Sie_! -- Habe ich doch schon ihre Stimme vernommen. Unm�glich scheint mir nichts, nachdem, was ich erfahren. Ach!� und bei diesem seufzenden Ausruf rang sie die zarten H�nde in ihrem Schoo�e, �_was_ habe ich gelitten seit unserer Trennung! ich werde es nie -- _nie!_ vergessen.� Diese Versicherung spaltete sich in dem Gef�hl des Empf�ngers. Der angegebene Zeitpunct schmeichelte, ob auch unbestimmt, seinem fordernden Herzen; doch das Unma� von Weh, wovon der leichte Sinn dieses harmlosen Wesens betroffen worden, deutete wahrscheinlich nur auf einen Schlag des Schicksals hin, der zur Zeit seine eigenen Empfindungen unterdr�ckte. Seine Zunge war f�r einen Moment gel�hmt, dann sagte er: �ich glaubte nicht, da� der Verlust eines Mannes, den Sie eigentlich nur dem Namen nach besa�en, Sie bis zu diesem Grade au�er Fassung bringen k�nnte, da es nur auf Ihre Neigung ankommen w�rde, jenen hohlen Besitz zu behalten.� Therese seufzte aus voller Brust und dachte: �am Ende nimmt er es wohl �bel, da� ich traurig bin? -- O �ber die M�nner! ihre Eigensucht findet sich sogar durch die Aufregung beleidigt, welche Derjenige verursacht, der allen irrdischen Wallungen ein Ziel setzt!�--� Sie antwortete: �als Constanz zur�ckkehrte -- o Gott! wann kam er denn? da h�tte ich im Voraus wissen k�nnen, was mir begegnen w�rde. Mir war so kalt und schauerlich zu Muthe, als ob der Tod mich in seine Arme schl�sse. Nun ging es holter, polter fort. Unerbittlich f�r den Wunsch der Seinen, g�nnte er mir kaum Zeit, mich zu fassen, da das Scheiden vom Stift mir sehr schwer fiel. Dort ist mir wohl gewesen, sehr wohl! kleine Uebelst�nde etwa abgerechnet, die gegen so vieles Gute nicht in Betracht zu ziehen sind. Mit freundlicher Vernunft lie� der Schwager mich gew�hren, und mir kein H�rchen kr�mmen. Er war mir ein Bruder, wahrhaftig ein Bruder! und Ihren Oheim, ja den Major, habe ich wie einen Vater geliebt!� Sein Neffe l�chelte k�hl, wie mit der Indolenz eines dankbaren Vetters, denn die W�rme, womit Therese des Administrators erw�hnte, that der Wirkung jenes kindlichen Gedankens Eintrag. �Der Morgen, wo wir von Sanct Capella abreiseten,� fuhr sie fort, �war mir schrecklich. Die ganze Welt kam mir ver�ndert vor, so auch mein Mann. Ich war wirklich ein wenig einsiedlerisch geworden -- und der Gedanke, mich wieder in seine umherfahrende Weise einzurichten, widerstrebte mir. Unbeschreiblich abgem�det, mehr am Geist als am K�rper, langte ich hier an. Erlassen Sie es mir, da� ich Ihnen von der kurzen Krankheit erz�hle, die den armen Constanz binnen wenig Stunden hinabw�rgte; ich bin es nicht im Stande. Und w�re er mein Feind gewesen, und nicht mein Mann, ich h�tte gern, als es ihm an Luft gebrach, den Athem meiner Brust ihm einhauchen m�gen.� Ein langer zitternder Seufzer, aushaltend in sprachlosem Schmerz, schlo� diese Rede. �Ich glaube Ihnen�--,� sagte Rudolph bew�ltigt. Doch von seinem Standpunkt aus, und nach der Behauptung jenes Kenners der menschlichen Seele, dessen genialem Blick diese dunkle Substanz durchsichtig war, so da� er ihre tiefsten Geheimnisse an das Licht brachte, wie zum Beispiel eine beschattete Stelle der Theilnahme, die da lautet: _denn nichts scheint Denen tr�be, die gewinnen_�--, setzte er hinzu: �jenes Bild des Grauens wird sich mildern, theure Therese. Wie sollte, wenn die Vorstellung des Todes haften bliebe, der Soldat bestehen, der ihn mit all seinen Schrecken ertragen, und in furchtbarer Masse sehen mu�, ohne da� er bei diesem Anblick zagen d�rfte? Ein st�rkeres Gef�hl bezwingt ihn. Mein s��es Leben! beruhige Dich! jetzt bin _ich_ da.� Ein Blick innigster Schutzversicherung ward zwischen ihnen gewechselt. Und mit dem sch�chternen Aufschluchzen �berwundner Aengste sagte Therese: �ich bin kein Held, lieber Freund! und mich in einer so ganz einzigen Lage zu benehmen, fehlt es mir an Umsicht, wie an Erfahrung. Mich mit dem Nachla� des Verstorbenen zu befassen, ist mir rein unm�glich. Ich glaube, ich k�nnte die gr��te Erbschaft wegschenken, um nur nicht davon reden zu h�ren.� Der Lieutnant l�chelte wundersam in sich hinein. Und Therese sprach weiter: �ein feiner Mann vom Corps Diplomatique war bei mir, dem ich das Portefeuille meines Mannes aush�ndigen mu�te. Ich wu�te nicht, ob ich recht daran gethan, und ob nicht noch andere als staatsgeheime Papiere darin gewesen? -- W�re nur der Schwager hier? ich habe einen Brief an ihn angefangen -- dort liegt er noch. Als ich mich dazu sammeln wollte, kam ein Sammelbruder, wie denn �berhaupt St�rungen begehrlicher Art hier unvermeidlich sind. -- Die Gedanken versagten mir, kein Wort wollte aus der Feder flie�en; aber Thr�nen sind genug auf das Papier geflossen.� �Ich schreibe an den Major�--� sagte der Lieutnant mit nachholender Hast, �heute noch! sogleich. Wir senden eine Estafette. Der Administrator mu� her. Doch d�rfte es bei der gro�en Entfernung eine ziemliche Weile dauern. O Therese, Muth gefa�t, holde Freundinn! es werden bessere Tage kommen; dann sind diese ein beklemmender Traum gewesen. Mir war, als h�tte ich auch getr�umt -- aber feenhaft, und meine Zukunft w�re verwandelt. Ich w��te Ihnen Gutes zu erz�hlen; allein es deucht mir unzart, da� ich in diesen Augenblicken von mir spr�che, und von irgend einem andern Gl�ck als dem, zu Ihrer Beruhigung beitragen zu k�nnen.� Therese athmete erleichtert auf, reichte ihm herzlich die Hand und sprach: �so w�re mir denn geholfen; zweifeln Sie nicht, da� Ihre Gegenwart die gr��te Wohlthat f�r mich ist. Aber noch ist mein ganzes Wesen so von Furcht und Beben eingenommen, da� ich die Hoffnung nicht zu fassen vermag, ich w�rde mich wieder einmal freuen k�nnen. -- Es ist mir, als beg�be sich der Trost, da� ich Sie s�he, nur im Fieber. Ihr Bild wankt vor meinen Augen, eine so j�he, so ersch�tternde Ver�nderung l��t uns f�hlen, da� nichts Bestand hat. Und die Angst zuckt schreckend durch meine Glieder, ich k�nnte erwachen, und Sie w�ren verschwunden.� �Nein ich bleibe!� rief der junge Mann mit fester Innigkeit, und der Ton entschiedenen Selbstvertrauens steigerte sich zur Leidenschaft, da er hinzusetzte: �ich bleibe ewig Ihr treuester Freund! und eher m�gte ich mich wohl selbst verlassen, als von dem Platze weichen, auf den himmlische Gunst mich gestellt hat. -- Ist es ein Zufall, da� wir uns in Polen, im Stifte, und nun hier, in �der Weite, abgerissen von allen vorigen Beziehungen, gefunden haben? Eine unsichtbare Hand hat uns verkn�pft, Therese! ich halte meinen Schwur, und der Himmel selbst scheint es zu wollen.� �Constanz�--� fl�sterte Therese, �wird mir auch sein Schatten z�rnen?� �Er war eine vermittelnde Macht zwischen uns�--� entgegnete Rudolph, �sein Daseyn, nun nicht mehr begrenzt, erweitert sich f�r unendliche W�nsche. Ein Geist ist nicht engherzig mehr, da� er dem Liebsten, was die Erde f�r ihn hatte, einen Strahl von Seligkeit, die Liebe! mi�g�nnen sollte. Aber Therese -- Sie sind krank, und ein Wunder ist es nicht. Wenn ich Sie nur besser aufgehoben w��te, in weiblich schicklicher Pflege. Der Gasthof ist kein Asyl f�r eine Leidtragende. Nun, morgen wird es anders seyn. Ich schreibe die Nacht hindurch, und mit Anbruch des Tages lasse ich meinen Boten fliegen.� Jetzt trat F��li ein. Die Schwermuth der Dienstpflicht, von der er zur�ckkehrte, beugte ihn sichtbar, ein Grabeswehen d�sterte um die beflorte Gestalt, und die Citrone in seiner Hand, deren Poren im Ausdruck starken Schmerzes lind geworden waren, hauchte einen leisen, bangen Geruch aus. Eine wunde R�the flo� mit der Bl�sse Theresens zusammen, als sie den Diener ansichtig ward, an den sie w�hrend dieser Scene mit keiner Sylbe gedacht hatte. Und auch das erdfahle Gesicht des ehrlichen Schweizers �berzog sich mit der Farbe der Empfindlichkeit, da er den fremden Offizier erkannte. �F��li!� sagte Therese mit weichem Tone, �dieser Herr, ein naher Verwandter des Major von Feldmeister im Stift, wird so g�tig seyn, in meinem Namen nach Sanct Capella zu schreiben, und Dir das N�thige hier�ber ertheilen.� Der Diener verbeugte sich stumm, und indem seine Dame sich gleichsam zu einer Entschuldigung herablie�, �ber dies Zusammentreffen, wie �ber die Vollmacht, welche der Lieutnant von ihr empfangen, zwang eine zarte Stimme ihres Busens sie, sich solchergestalt gegen ihn zu erkl�ren. -- Wenn es eine Pflicht zu trauern giebt, so ist stumme Treue der beredteste Vorwurf. Wer sich schweigend h�rmt, versenkt in tiefen Gram, erhebt sich in jeder Sph�re �ber Den, der Ohr und Lippe dem Troste �ffnet. Rudolph ging bald darauf. Er beeilte sich, die Briefe zu schreiben, die keinen l�ngeren Verzug gestatteten. Den folgenden Nachmittag wollte er wieder kommen, weil der Dienst ihn am Morgen nicht entlie�. Therese empfand sein Fortgehen selbst f�r die Frist einer kurzen Fr�hlingsnacht, und bei der Gewi�heit seiner Wiederkehr, doch be�ngstend. F��li blieb st�ckisch, und wartete mit finsterer Unterw�rfigkeit seines Dienstes. O! warum kann keiner sehnenden Seele Erquickung zu Theil werden, ohne da� die Mi�gunst irgend einen erbitternden Tropfen dazu mischte? -- Vor Allem stehet der Genu� auch der schuldlosesten Liebe unter diesem weltlichen Fluch. Sie ist das himmlische Feuer, dessen Raub mit jener Strafe geb��t wird, die sich t�glich erneut. -- Der Freundschaft -- und ist diese weniger �therischen Ursprungs? -- wird ihre schmelzende Kraft eher verziehen. Sie -- �die Freundschaft hat Stufen, die am Throne Gottes durch alle Geister hinaufsteigen, bis zum Unendlichen!� So hoch kann der gew�hnliche Begriff sich nicht erheben. Aber Liebe, hienieden gef�hlt, erscheint den Menschen oftmals niedrig. -- Und nicht immer sind die Beweggr�nde Derer rein, die im unberufenen Zweifel, ob ein Verh�ltni� lauter sey, ein Herz in Flammen l�utern. -- H�tte der Major anstatt seines Neffen sich zum Beistand Theresens gefunden, der Diener ihres verstorbenen Gemahls w�rde ihn gesegnet haben; der junge h�bsche Offizier, der ihren Schuh sogar erkannt -- war ihm ein Dorn im Auge. Schon hatte Therese am folgenden Tage ihres Freundes geharrt, und die Minuten, welche er z�gerte, berechnet, als Rudolph kam, und wie es schien im Drange einer willkommnen Nachricht. �Ich habe �ber Sie verf�gt�--� sagte er mit einem offnen Blicke, und h�rbar knitterte seine Hand ein Blatt Papier in der Tasche, was er aber stecken lie�, als bed�rfe es zwischen ihnen des Beweises nicht, �werden Sie mir das Zutrauen verleiden, da� ich es durfte?� Therese bat ihn, mit einer Miene der Vorausbilligung, niemals ungewi� dar�ber und jetzt deutlicher zu seyn. �Hier k�nnen Sie nicht bleiben, mein s��es Kind!� sprach der Lieutnant, und dieser z�rtliche Zusatz s�nftigte den taktischen Ton, der die Vermuthung anschlug, dieser Feldmeister von Theresens Gegenwart werde sich, als ehelicher Feldherr ihrer Zukunft, gar wohl zu benehmen wissen. -- �Selbst meine Besuche,� fuhr er fort, �w�rden einem �rgerlichen Aufsehen nicht entgehen, und ich -- ich leugne es nicht -- bin empfindlich gegen die �ffentliche Meinung. Lieber aber m�gte ich einen Flecken an meiner Ehre dulden, oder in der Pupille meines Auges, als da� Ihr Ruf, theure Therese! durch mich, und w�re es um den leisesten Hauch eines Wortes -- verdunkelt w�rde. Da ist mir denn guter Rath nicht �ber Nacht, nein! gestern Abend schon gekommen. Eine Anverwandte von mir, die Besitzerinn eines h�bschen Landgutes in hiesiger Gegend, und eine so wackere Frau, da� ich wohl manche weibliche Tugend neben der harmlosesten Gutherzigkeit an ihr verehre, ist freundlich bereit, Sie bei sich aufzunehmen. Meine Tante ist in jedem Sinne wie von Milch gen�hrt, und der Aufenthalt bei ihr ganz geeignet, den Affect der Betr�bni� herabzustimmen. Sie werden�--,� dies setzte der Lieutnant mit einem gutm�thigen L�cheln hinzu, �Gelegenheit finden, sich zu beruhigen; ein Athem von pflegmatischer Behaglichkeit ist die Lebensluft dieses Hauses, und ich werde Fug und Recht haben, oft genug darin einzukehren.� Es h�tte dieses letzteren Antriebes kaum bedurft, um Theresen dem Vorschlag ihres Freundes geneigt zu machen. Das wilde T�ubchen war v�llig zahm geworden. F��li -- so wurde beschlossen -- sollte im Gasthof bei den Sachen bleiben, bis der Administrator in Person, oder doch Nachricht von ihm k�me. Auch konnte von Seiten der Beh�rden noch irgend eine Forderung ergehen, zu deren Aufnahme Jemand an Ort und Stelle seyn m��te. Schon in einer Stunde -- mit solch militairischer K�rze war dieser Aufbruch bestimmt worden -- sollte die Equipage da seyn, worin Therese nach jenem Landgute abgeholt werden w�rde. Rudolph wollte sie zu Pferde begleiten. In fliegender Eil wurden nun die Anstalten zur Abreise getroffen. Therese s�umte keinesweges, den Engel dieses Hauses zu verlassen, um dem zu folgen, den sie mit besserem Recht f�r den ihrigen, und f�r einen Boten des Himmels hielt. Sie zog den schwarzen Schleier �ber ihr Gesicht, und sich in den Hintergrund des Wagens zur�ck, so lange er durch das l�rmende Get�se der Stadt rollte. Doch als auch das Ger�usch der Vorstadt immer l�ndlicher wurde, bis endlich am letzten H�uschen die sausenden R�der an dem schwirrenden Rade eines Seilers vor�berflogen, der sein hartes Gespinnst durch die weichen Fr�hlingsl�fte milderte, da bewegte diese Schnur Theresens Herz, und es schlug in der gr�nen Stille einsam wie eine Bilderuhr. -- Wie sanft wallten die Saaten! wie weit vergoldete die Sonne den Gesichtskreis! in welcher erhabenen Ruhe mischte das Bla�blau eines fernen Amphitheaters von Bergen sich mit dem Horizont! -- Die Natur senkte ihren malerischen Vorhang �ber Theresens Einbildungskraft, und den Tumult jener w�sten Scenen, denen sie entronnen war. Kein neugierig kalter Blick traf sie mehr, und hier und da fiel der ihrige auf ein unschuldiges Blumenauge, in der zarten Frische erster F�rbung, und es schien mit W�rme zu sagen, da� es den Thau gar wohl kenne, der zu n�chtlicher Zeit sinkt.�-- Rudolph ritt nebenher, und zum erstenmale ein neues sch�nes Pferd, womit er ritterlich bei dem Geleit seiner trauernden Dame paradirte, und dessen charakteristische Ueberm�thigkeiten sein Aufmerken erforderten. Therese sa� allein in tiefen Gedanken. Wie wenig glich ihre dermalige Stimmung jener, in welcher sie einst nach dem Scheiden von ihrem Gemahl, in Begleitung seines Bruders, dem gastfreundlichen Kloster zufl�chtete. -- G�nzlich unbekannt war ihr der Ort und die Person, denen sie nun eine sch�tzende Aufnahme verdanken w�rde; aber sie �berlie� sich mit unbedingtem Vertrauen ihrem F�hrer. Die Gleichg�ltigkeit des Kummers und ersch�pfter Kr�fte, nahm dieser Hingebung auch das leiseste Bedenken. Das Fahren erinnerte sie an die j�ngste Vergangenheit. Constanz lag nun still f�r immer. Welch ein kleiner bescheidener Raum gen�gte ihm zur langen Rast! sein ruheloses Leben voll gl�nzender Entw�rfe war nun aus, wie ein fliegender Stern in Dunkelheit erlischt. Sie versetzte sich in die Empfindungen, welche sie bei seiner Ankunft und w�hrend der Reise gehabt hatte, und gestand sich, da� es Vorgef�hle gebe. War die tiefe sehnende Ruhe, in welcher alle Aengste, alle W�nsche schwiegen, vielleicht Gew�hr daf�r, da� Furcht und Hoffnung nun erf�llt seyen? -- Nie hatte Therese mit zarteren Regungen der Reue an Constanz gedacht, nie sein Verh�ngni� in so innigem Bezug auf ihr Gem�th empfunden; obzwar jeder Faden von Eintrag in dem Gewebe ihres gegenseitigen Lebens nun abgerissen war. Auch das Gl�ck wird mit Bu�e getragen, nicht allein das Gef�hl der Schuld und der Besitz, sogar der zu hoffende, giebt uns nicht selten erst eine vorwurfsvolle Sch�tzung dessen, was wir verloren haben.�-- Der Abend begann, sich auf die Landschaft zu senken. Noch schwebte der feurige Sonnenball, jedes L�ftchen ri� eine flammende Rose aus dem Kranz von Purpurgew�lk, der Himmel glich einem Garten voll brennender Liebe. -- Das Gel�ut der ziehenden Heerden vom frischen Anger scholl fernher, wie wandelnde Abendgl�ckchen, da der Tag sich neigte, und dieser friedsame begn�gte Ton weckte ein traumhaftes Sehnen, dem Heimweh verwandt, in Theresens Seele. Wo war ihre Heimath auf Erden? Nirgend! -- Als nun die Sonne hinunter war, die gesch�ftigen Schatten einschliefen, und ein d�mmernder Duft sich �ber Feld und Wiese verbreitete, da erschien ihre selige Mutter vor Theresens tr�umenden Augen, und ihr �berirrdisches L�cheln sagte: �mir ist recht wohl! la� mich schlafen, Kind!� Auch Constanz richtete sich auf, und seine gestorbene Gestalt bl�hete wie unter einem Veilchenschimmer, der vom violetten Schein der H�hen mit dem r�thlichen Hauch noch nicht aufgebrochner Laubknospen zusammenflo�. Und der Abendwind fl�sterte mit _seiner_ Stimme: �ich habe nun Ruhe gefunden -- was betr�bst Du Dich?� Eine namenlose Wehmuth lie� Theresen w�nschen, sie k�nnte auch sterben. -- �Sterben? jetzt, wo ihrer treulosen Neigung nichts mehr im Wege steht?� fr�gst Du vielleicht meine Leserinn, und Deine Hand hebt den Stein des Ansto�es. Aber lasse mich den Zweifel Deiner Frage heben. Wisse! der Schmerz um Die, welche nicht mehr athmen, und das Entz�cken des Lebens, die Liebe! mischen ihre tiefsten Einfl�sse zu einem Quell, der verlangend strebt, sich in das Meer der Ewigkeit zu ergie�en. In Beiden f�hlen wir uns unendlich. So stirbt die Jugend leicht unter dem vollen Bl�thenhang ihrer Hoffnungen; nur das Alter klammert sich fest an den entbl�tterten Stamm des Daseyns, h�tte es auch nur bittere Fr�chte getragen.�-- Bei einem Bug der Stra�e �ffnete sich die Aussicht in ein reiches Dorf, von Obstg�rten umgeben. Das Schlo�, kein Rittersitz von architektonischem Prunk, nur ein stattlicheres Wohnhaus -- lag kaum abgesondert und sehr freundlich. Der Lieutenant rief in den Wagen: �Wir sind an Ort und Stelle,�--� und bei dem ersten Hinblick auf die Fenster, welche ein Abglanz der Abendr�the in saffranfarbenem Mattgold erhellte, sp�rte Therese jenes Bangen, welches uns Frauen mehr oder minder vor dem Eingehen in ein neues Verh�ltni� ergreift, oder, was oft gleichbedeutend ist -- wenn wir uns dem Ziele einer Reise n�hern. Der Spiegel eines sch�ngeformten Teiches dicht vor dem Schlosse, am vorderen Rande von einer Brustwehr eingefa�t, und zu beiden Seiten mit wei�en Gartenb�nken versehen, strahlte das schwache Geflimmer einzelner Sterne zur�ck, und daneben den leuchtenden Vollmond des runden, rothen Gesichts einer Dame, die �ber das Gel�nder gelehnt, Karpfen f�tterte. Die auftauchenden Fische zogen dunkle Kreise �ber die glatte Wasserfl�che, worin das Schlo� winkte und wankte; die Dame aber wich nicht von ihrem Platze, und war so vertieft in ihre speisende Lust, da� sie den Wagen nicht kommen geh�rt hatte. Schweigend hob der Lieutnant Theresen heraus, und sie gingen dem Teiche zu. Die Dame wendete sich um -- erleichterten Herzens erkannte Therese die Baroninn Lenau in ihr. Und jetzt wu�te sie auch auf einmal, da� Rudolph schon im Stift ihr diese Verwandte genannt, und von ihr erz�hlt hatte. Die Baroninn schien mit dem Begriff der Nahrung v�llig identisch zu seyn. Ihre Gestalt war wie die F�lle von Gottes Segen, ein angeschnittnes Brod lag in ihrem derben Arm, und das Messer blickte nur wie zum Spott der ihr eigenth�mlichen Milde, womit sie nie eine andere Sch�rfe handhabte. -- �Sieh da!� sagte die Baroninn sichtlich erfreut, �mein einladender Wunsch kam von Herzen, und ist de�halb zu Herzen gegangen -- wenn gleich auf einem kleinen Umwege�--� setzte sie mit einem L�cheln vergn�gter Schlauheit hinzu. Diese einfachen Worte, und eine begr��ende Umarmung lie�en Theresen f�hlen, wie herzlich es mit dieser Aufnahme gemeint sey. Rudolph hatte nicht n�thig, das Kleinod seiner Sorge der g�tigen Tante werth und wichtig zu machen, welche liebreich es in Gold fassen m�gen. Die Baroninn hielt in einer einfachen neidlosen Denkweise die Sch�nheit f�r einen Empfehlungsbrief ihres Sch�pfers, und das Ungl�ck f�r ein heiliges Recht. Sie benahm sich, diesem Glauben zufolge, so, da� Therese sich wie im Himmel f�hlte. Selbst ihr Aufenthalt im Stift, wie geneigt wir auch sind, das Vergangene zu �bersch�tzen -- war von mancher Seite f�r sie und f�r manche kleine Bl��e schonungsloser gewesen, als der gastfreie Schirm dieses Hauses. Die Baroninn war nicht minder ein Muster der Wirthlichkeit, als Du, h�usliche Fabia! aber dies hausm�tterliche Walten war ihr ein r�hriges Vergn�gen, ein vorbereitender Genu�, kein werkth�tiges Verdienst, was sich geltend machte. Sie war auch fromm; doch ohne selbstgef�llige Strenge. Ihr Christenmuth war kein abt�dtender und absondernder Stolz, sondern guter Muth, und deshalb ein t�gliches Wohlleben, wie die Schrift sagt. Die fr�hliche Zutraulichkeit zu Gott, womit sie sich des Besten von ihm versah, belohnte sich durch Zufriedenheit mit allen Menschen. Sie lie� die ganze Welt gew�hren -- und Wer jemals unter intoleranten Bekehrungs-Versuchen gelitten, wei� diese k�stliche Eigenschaft zu w�rdigen. Allein auch Therese hatte sich ge�ndert, nicht nur, da� ihre Umgebung eine andere war. Wir d�rfen es zudem r�hmlich voraussetzen, da� Frau Fabia sich der _verwittweten_ Schw�gerinn gewissenhaft angenommen haben w�rde. Theilnahme an _widrigen_ Erfahrungen ward nimmer bei ihr vergebens gesucht; nur der _Mitfreude_ war dies verschlossene Gem�th nicht f�hig. Ihre Tugenden schmeckten alle, -- wenn dieser Ausdruck nicht profan w�re -- ein wenig nach dem Essig vom Kreuz. So vers��te sie Niemandem das Leben, und selbst das Gute, was sie erwies, blieb nicht ohne eine s�uernde Mischung. -- Die Baroninn dagegen war ein christlich-weiblicher Epikur; ihre Gl�ckseligkeitslehre lief auf unsch�dlichen Genu� hinaus, den keine Verbitterung tr�bte. Sie schl�rfte Geist des Lebens mit jedem Athemzuge, und wandelte das reine Element in st�rkenden Wein. -- Einer Therese mu�te dieses System freilich besser zusagen. Jener anmuthige Leichtsinn zwar, der zu so vielen Mi�helligkeiten zwischen den Schw�gerinnen Anla� gegeben, trug nunmehr einen Flor von Melancholie, der ihn niederhielt; doch w�re ihr bewegliches Naturell auch nicht durch diesen zarten Ueberhang von Trauer gehalten worden, das Geheimni� jener wunderbaren Gegenwirkung Anderer auf uns, w�rde hier, wo im Umgange einer frohsinnigen Matrone nichts von der jungen Frau gefordert ward, als da� sie sich erheitern m�ge, Theresen zu einem soliden Ernst f�r Pflicht und Nachdenken gestimmt haben. Und endlich die Hauptsache! welch eine scharfe Ehrenw�chterinn war ihr Fabia gegen den Blick eines Mannes gewesen! wie kr�nkend hatte jenes wachsame Auge auf jeden Schatten gedeutet, wenn der wohlwollende Schwager die Schw�chen von Constanz reizender Gattin in allzug�nstigem Lichte zu betrachten schien! Und welcher stummen aber richterlichen R�ge war die bemerkte Leidenschaft Rudolphs verfallen! und wie streng war das Urtheil, was �ber den aufmunternden Gegenstand seiner strafbaren Flammen erging! -- Die Baroninn g�nnte das menschliche Gl�ck, zu gefallen, von ganzem guten Herzen so gern, ohne de�halb eine liebensw�rdige Frau f�r einen gefallnen Engel zu halten. Jeder Vorzug, den Therese besa� oder empfing, schien ihr nat�rlich. Sie fand die �fteren Besuche des Lieutnants, die Begeisterung f�r sein Schutzamt, ganz in der Ordnung und rechtm��ig. Sie schalt, wenn er eine Stunde l�nger ausblieb, als zu erwarten gewesen, und Therese vertheidigte l�chelnd den Freund, der sich zu ihr bekennen, und die Wirksamkeit ihrer anziehenden Kr�fte beweisen durfte. Der junge Mann war seiner Tante sehr ehrenwerth und ein Schoo�kind des Geschicks; -- den Neigungen der G�nstlinge aber wird geschmeichelt, und vielleicht war die Baroninn es sich kaum bewu�t, da� sie die G�te der Gottheit verehrte, indem ihre eigene ein Verh�ltni� heiligte, was au�erdem dem Bannstrahl der Welt schwerlich entgehen k�nnen. Und da wir Theresen einstweilen so wohl aufgehoben wissen, wenden wir uns nach Sanct Capella zur�ck. * * * * * An einem milden Abend jener Zeit, in welcher wir die abwesende Therese begleitet haben, befand Schwester Veronica sich mit Josephinen in demselben gro�en Zimmer, worin unsere Erz�hlung anhebt. Sie sa�en feiernd am offnen Fenster einander gegen�ber. Tiefe, ernste D�mmerung herrschte in dem bewohnten Raum, in schattigen Umrissen zeigten sich alle Gegenst�nde; die Miene des Reformators war nicht mehr kenntlich, und nur der Rahmen seines Bildes warf einen zweifelhaften Strahl in das uranf�ngliche D�ster. Fabia, welche die sogenannte Dunkelstunde nicht liebte, wie man dies -- beil�ufig gesagt -- meistens bei Personen von vorwaltendem Verstande und �u�erer Th�tigkeit findet -- war in die Familie eines der Unterbeamten des Stiftes berufen worden, wo eben ein Lebensfunke erl�schen wollte. Ein liebholdes Kind, das einzige der Eltern, lag im Sterben. Man hatte die Schw�gerinn des Administrators, deren Umsicht und christliche Gem�thsfassung geachtet war, zum Trost der Mutter herbei geholt, und noch sollte sie aus der Wohnung des Jammers wiederkehren. Von diesem Fenster aus war jene Wohnung in einem der kl�sterlichen Seitengeb�ude zu �bersehen, und von dem wankenden Lichte da unten schwebte der stille Schatten des Todes herauf um die beiden Gestalten. Drau�en aber pulsirte das warme Leben der Natur, und das Firmament flimmerte fr�hlingskr�ftig. Prachtvoller hatte die Nacht ihren Bogen nie gew�lbt; die gr�ne Erde, gestickt mit Thauperlen und einer Milchstra�e von Bl�then, schien dunkelblau, und nur ein tieferer Himmel. Veronica hing mit verkl�rten Z�gen an der �berirrdischen Welt, die -- nach einem poetischen Gleichni� -- wie eine heilige Nonne verschleiert aus dem Sprachgitter der Sterne blickte; Josephine hing das K�pfchen auf den Busen. Beide hatten bisher geschwiegen. Jetzt sagte die Erstere, wie in sich selbst zur�cksinkend: �ich will doch warten, bis Frau Fabia kommt, obgleich ich kaum zweifle, welche Kunde sie uns bringen wird. -- Die arme Mutter! noch schwach und angegriffen von einer schweren Krankheit, w�re es viel, wenn sie es ertr�ge, da� ihre s��e Blume gebrochen da liegt!� Josephine l�chelte sanft und sprach: �ich, liebe Veronica, kann das Sterben nicht so sehr bedauern. Es hebt uns leise empor �ber _alles_ Schwere, und stillt unsre Sehnsucht. Mu� uns Jemand sterben, m�ssen wir erst traurig werden, um diese Sehnsucht zu empfinden? _mir_ erregt sie der auflebende Fr�hling, die Freude sogar. Ihnen, liebe Veronica, darf ich es gestehen: es gehet mir wohl, wor�ber h�tte ich mich zu beklagen? und doch ist mir zuweilen so weh zu Muthe, da� ich es nicht zu beschreiben w��te. Aber um alles Gl�ck der Welt m�gte ich dieses wehm�thige Gef�hl nicht tauschen.� �Mein Kind,� antwortete die Nonne, und die geistliche Jungfrau nahm in ihrer Seelenreine keinen Anstand, ein m�tterliches Bild f�r ihre Erkl�rung anzuwenden, �das sind die jugendlichen Wehen des Herzens, aus denen der _Mensch_ in zartester Bildung hervorgeht, und die Liebe, ein Kind ihres Sch�pfers, wird zum Licht geboren.� Hier rauschte der Wind, wie jener Geist, von dem man nicht wei�, von wannen er kommt -- und ein zartes Err�then Josephinens barg sich unter dem dunkeln Fl�gel der Luft. Mit einem linden langen Odemzuge sprach das M�dchen: �ach, und der Fr�hling! das lichte Wei� seines ersten Bl�mchens, sein Bl�thenschnee, das rinnende Gew�sser, kommt mir wie der reine Glanz eines Engels vor, der am Grabe der Natur: Auferstehen! singt, und die Erde gleichsam heiligt. Ein seliger Schmerz durchdringt meine Seele, ich liebe Alles, was mir angeh�rt, inniger aber sehns�chtig. Das K�nftige zieht mich zu sich heran, und von dem Gegenw�rtigen kann ich nicht lassen.� �Und wenn nun,� fuhr Schwester Veronica fort, �die Farben aufgl�hen, und wie T�ne zusammenklingen, so da� Eine Stimme der Unsterblichkeit uns vernehmlich wird, wenn alles Leben sich erneut und verj�ngt, dann feiern wir das Ged�chtni� der Todten, und die Sonne bescheint den Tag aller Seelen, der in den Fr�hling geh�rt und nicht in den Herbst, zur tr�ben Zeit, wo die letzten Bl�tter fallen. Nie habe ich f�r meine Verstorbene inbr�nstiger gebetet, und ihre versunkenen Denkmale wieder aufgerichtet in meinem Gem�th, als wenn ich zum erstenmale den frischen Spro� des Grases aus ihrer Asche gr�nen und bl�hen sah. -- Ich verstehe wohl Dein Gef�hl, aber das meinige kannst Du noch nicht fassen. Die Jugend rei�t der warme Strom des Lebens mit sich fort; doch das Alter steht am Ufer der Zeit, worin so mancher Wunsch einwinterte und erstarrte. Jenseits strecken die Vorangegangenen ihre Arme nach uns aus, und der Blick ihrer N�he zieht uns zu ihnen hin�ber.� �Nein, nein!� rief Josephine lebhaft und �ngstlich, und fa�te das Gewand der Nonne wie ein Kind, was die davoneilende Mutter an diesem schwachen Stoff zu halten meint, �es ist, als ob dieser Gedanke schon Sie mir entz�ge. Auch rei�t mich nichts hinweg -- diese M�glichkeit k�nnte ich nur f�rchten, doch mich ihr willig hingeben? nie! o _nie_! -- Als ich Sie am Sonntage auf ihrer Violine phantasiren h�rte -- ich sa� auf der Bank im Klostergarten -- war es mir, als ob ein Himmel unaussprechlicher Empfindung auf mich niederschwebte. Ich mu�te weinen, und wu�te doch nicht warum? Ich dachte, wie so mancher dieser entz�ckenden Kl�nge in den Mauern Ihrer Zelle schliefe, und da�, wenn einst ein Herz voll Liebe darin klopft, es diese Capelle aufwecken w�rde, um ihrer Heiligkeit und Ruhe theilhaft zu werden. Wer wird einst dieses Weihest�bchen bewohnen? -- O la� mich ruhn an dieser lieben Stelle -- bat ich den lieben Gott. Wenn ich aber dennoch scheiden m��te�--� ihre Stimme versagte f�r einen Moment�--, �so werde ich jene T�ne, die mich �ber das Irrdische hinaus trugen, lebenslang mit dem Athem meines Herzens tragen, und in diesem Herzen Alles, was ich hier geliebt, und f�r wenig Anderes wird Raum darin seyn.� �Mein trautes Kind!� rief Veronica in einem Ausbruch der R�hrung und G�te, �Du sollst meine Zelle erben, ich verspreche es Dir. Und meine B�cher, meine Blumen -- die Violine, den Ring�--: Alles, was ich habe. Es ist mein liebster Wunsch, da� _Du_ mir die Augen zudr�ckest. Dann werde ich�--� setzte sie leise hinzu, �wie eine Nonne sterben, von der man sagt, da� der Engel jungfr�ulicher Fr�mmigkeit sichtbar wird, wenn sie verscheidet -- und wie eine Mutter zugleich. Du weinst, Josephine? es fiel ein Tropfen, und Deine Wange ist feucht. Beruhige Dich, Herzenskind! nimm Deine Guitarre, und singe mir ein kleines Lied, es ist lange nicht geschehen. Du f�hlst sehr wahr: die Musik ist ein religi�ses Geheimni�, und nicht auf Erden geboren. Die T�ne, welche aus der innersten F�lle der Seele quellen, sind himmlische Eingebungen und die Sprache der Geister. So soll das ganz einzige Spiel des gro�en Violinisten -- ich h�tte ihn h�ren m�gen -- etwas D�monisches gehabt haben, und alle Sch�nheit seines Vortrages w�rde mir h�chstens nur gewesen seyn, als ob ich empf�nde, wie die Kunst verzweifelt. Nein! selbst Paganini h�tte meine cremoneser Geige nicht erben d�rfen; sie ist nur Dein Verm�chtni� -- keines Andern. Und wenn ein Zufall den Bogen zerbr�che, und nur ein Seufzer Deines reinen Odems jemals �ber den stummen Steg hinstreicht: so ist ewige Harmonie darin, und das Werkzeug meiner innigsten Freuden kann schweigen und zerfallen, wie ich, oder wie Das, was lieblich an mir ist.� Die Violine war -- wie wir bemerken -- eine schwache Saite dieser trefflichen Choristinn; eine Saite, welche leicht in nacht�nende Schwingung gerieth. Sie wollte n�chstdem das geschmeichelte Gef�hl ihrer Virtuosit�t mit dem unerk�nstelten Beifall vergelten, den sie den einfachen Melodieen ihres Lieblings zollte. Josephine, gehorsam dem Wunsch der Nonne, l�s'te das Instrument, ein Geschenk des Administrators, von der Wand, und griff einige Accorde. Dann setzte sie sich nieder, hob das sch�ne Auge aufw�rts und sang mit jenem melancholischen Wohllaut der die tiefste Gl�ckseligkeit anspricht: �Kaum hat mit frischem Thau die Nacht Des Himmels dunkle Au begossen, So seh ich tausend Lilien sprossen, Verkl�rt von wundersamer Pracht. Sie �ffnen ihre Kelche weit Und lassen ihre Strahlen regnen, Die schlummerm�de Welt zu segnen Durch einen Traum von Herrlichkeit! Ihr Lilien der heil'gen Nacht! Wie sehn ich mich nach Eurem Garten, Wo Engel liebend Eurer warten, Ein treuer G�rtner Euch bewacht: Gebt ihr so fern mit mildem Schein Schon s��en Trost der Brust hienieden, Wie s��, wie s�� wird einst der Frieden Im Schatten Eurer Bl�then seyn!� �Welch ein k�stliches Lied, mein s��es M�dchen!� sagte die Nonne mit schimmernden Augen, �es spricht f�r eine tiefe und heilige Empfindung. Kennst Du den Dichter?� Josephine nannte ihn --*) und sprach: �es ist auch mein liebstes. Seit ich es habe, singe ich es fast nur allein, doch nicht oft, weil es weder gest�rt noch t�glich werden darf, und eine Stimmung und Stille erheischt, die -- wie jetzt�--� *): Heinrich Wenzel. �Ein Schlummerlied im h�heren Chor�--� unterbrach Schwester Veronica die Rede des M�dchens. �Wenn das Kind etwa schon gestorben w�re: so k�nntest Du den Schrei des Schmerzes aus der Brust der Eltern damit eingesungen haben.� Die Th�r ging auf, und Fabiens dunkle Gestalt trat gespenstisch mit m�den Schritten ein. Sie hielt einen Brief uner�ffnet, verh�ngni�voll in ihrer wei�en Hand. �Nun, Frau Fabia,� sagte die Nonne und erhob sich von ihrem Sessel, �was werden wir nun erfahren?� �Die Kleine ist dem Herrn entschlafen�--� antwortete Fabia mit jener dumpfen Ruhe christlicher Ergebung, die jedoch wachsam f�r ihren Ausdruck ist. �Noch ist die Mutter bet�ubt, der Vater hingegen scheint gelassen; nur f�rchte ich, da� es nicht vorhalten werde. -- Noch kein Licht, Josephine? wie kann man so gern im Finstern seyn! -- besorge es geschwind, da� ich diesen Brief lesen kann. Ein Bote von B�hle ist angekommen, und die einf�ltigen Leute schickten ihn mir nach. Es war, als ob der Tod h�rbar anklopfte, und Furcht und Schrecken kam uns Alle an, die wir still um das kleine Sterbebett standen und beteten.� Josephine eilte, die Lampe anzuz�nden, und indem der kaum entglommene Schein derselben auf Fabiens Gesicht fiel und ihr Auge von einer Zeile zur andern glitt, sah Veronica, da� ihre Z�ge sich ver�nderten. �Eine Neuigkeit, Schwester Veronica,� wendete die Pflegemutter Josephinens im Drange der Mittheilung sich an die Nonne, �Graf Frankenstern ist mit seiner Tochter endlich angekommen.� �Graf Frankenstern!� rief Jene mit antheilvollem Interesse, und der Ton, den die Glocke dieser Nachricht anschlug, war ein Klang aus der guten alten Zeit des Klosters. �Der hochbejahrte Herr lebt also noch! und Comte� Albane kann auch nicht mehr jung seyn -- wenn ich mir die Gr�finn Mutter bedenke -- diese leutselige Dame war mir ein h�heres Wesen und wie so ganz war sie f�r Sanct Capella eingenommen! -- In B�hle, sagten Sie, h�lt die Herrschaft sich auf?� �Ja�--� antwortete Fabia schwach, und eine gro�e Ersch�tterung dieser starkm�thigen Frau ward laut in der kleinen Sylbe, �reiche mir einen Stuhl, Josephine�--� sagte sie sehr sacht, w�hrend das sichtliche Schwanken ihres K�rpers verrieth, da� Fabia mit dem Gef�hl der Ohnmacht k�mpfe.�-- Diese Botschaft wirkte nach, und ihr schlagender Eindruck hielt an. Die kleinen klaren Schriftz�ge, von einer Hand kommend, welche, wie Fabia jetzt deutlich empfand -- Gram und Herzeleid �ber ihr unbeflecktes Leben gebracht, verwirrten ihre Seele. Das Dunkel einer finstern That stieg vor ihr auf, daneben der Schatten ihres Mannes, kummerkrank und dr�uend, da� seine Frau nicht vergessen m�ge, welch eine Last ihn ins Grab gedr�ckt, und Fabia glaubte mit ihm zu versinken. �Jesus Maria!� rief die Nonne, als sie die Todesbl�sse auf dem Angesicht ihrer Freundinn sah, �was widerf�hrt Ihnen denn? Ein paar Tropfen Lebensgeist -- wenn ich sie nur bei der Hand h�tte -- ein Trunk frischen Wassers�--� das zitternde M�dchen flog hinab, ihn zu holen. Inzwischen hatte Frau Fabia sich schon erholt. Sie wehrte sich mit selbst�ndiger Kraft gegen die Schw�che, von der sie einen Augenblick bew�ltigt worden war, wie gegen die mitleidige Angst, welche �ber sie verf�gen wollte, und sprach, obgleich mit bebenden Lippen: �es ist schon vor�ber. Seyn Sie au�er Sorgen meinetwegen, Schwester Veronica. Und Josephine -- Du siehst, mein Kind, es ist mir wieder besser. Aber trinken will ich doch.�--� Sie st�rkte sich durch einen erfrischenden Zug. �Ja, ja!� sagte die Nonne, und ihre Rede nahm wider Wissen und Willen die Methode einer gelinden Strafpredigt an, �ein _geistlich_ Amt, das der Tr�stung und des Beistands in der letzten Noth, erfordert starken Odem, und Wer sich stark f�hlt, ist es deshalb nicht zu allen Zeiten, und �bernimmt sich wohl einmal. Sterben aber ist kein Kinderspiel, und man sieht nicht zu, da� man sich daran erg�tze.� So ist aber -- der geneigte Leser erlaube uns diese Episode -- auch eine edle und gel�uterte Seele nicht sicher, da� kleinliche und niedere Stoffe, welche die Scheidekunst eines gereinigten Charakters f�r immer aussondern m��te, sich in das Ergebni� ihrer Urtheile mischen. Wir sind uns selbst nicht klar. In der freundschaftlichen Aeu�erung der Schwester Veronica, die wir vor Vielen ihres Gleichen heilig und selig preisen, d�rfte ein kleiner Nonnend�nkel kaum zu verkennen seyn, und der Glaube, da�, um in Todes�ngsten beizustehen, menschliche Theilnahme hiezu nicht gen�ge, und die Kraft zu solchem Beistand nur von einem Geiste ausflie�en k�nne, der durch _priesterliche_ Weihen dazu bef�higt worden sey. �Denn der Bote�--� so fahren wir mit den Worten der Nonne fort, �ein Bote hat mir all mein Lebtag Schrecken eingejagt, und es war mir immer, als ob ich das Schicksal in Person kommen s�he, was mir ein neues P�ckchen zu tragen br�chte. Wer wei� auch, was der Brief enth�lt! -- So viel ich mich erinnere, waren Sie in fr�heren Jahren in Verbindung mit Gr�finn Albane?�--� Fabia nickte schwer und schwieg. �Wenn nur der Schwager da w�re!� sagte sie, und ihr Auge starrte sinnend vor sich hin, �erst morgen Abend kehrt er zur�ck, dann ist es zu sp�t.� �Wozu?� fragte die Nonne mit einem leichten Anfluge jener Neugier ihres Alters und Standes. Und mit aufrichtiger Liebedienstlichkeit setzte sie hinzu: �wenn Sie in Etwas bedr�ngt w�ren, Frau Fabia, worin ich Ihnen mit Rath und That n�tzlich werden k�nnte�--� �Das wird sich sp�ter finden�--� antwortete Fabia mit einem bedeutenden Blicke nach Josephinen hin, und dr�ckte dankbar die zellenzarte Hand der Nonne, wie aus Wachs gewebt, �f�r jetzt bedarf ich nichts als Ruhe.� �Wie kalt Sie noch sind!� sagte Schwester Veronica besorglich, �ich d�chte, ein Krampfpulver w�re nicht �bel f�r die Nacht; es beruhiget die Nerven.� Fabia l�chelte seltsam bitter, als bed�rfe ihre innere Aufregung ein anderes Opium. Sie verneinte den Gebrauch des Mittels, und begab sich in ihr Schlafgemach. Den folgenden Morgen war gro�e W�sche im Stift; eine der Haupt-Stadien dieser geregelten Oekonomie. An solchen Tagen ging Frau Fabia sonst gleich der Sommersonne fr�h auf, um sich mit wahrer Hoheit im Meere dieser Waschfluth zu bespiegeln. Ja, wir d�rfen k�hn behaupten, da� die G�ttinn, an der wir Selbstgef�lligkeit so nat�rlich finden, sich vielleicht in einem minderen Grade derselben aus dem Schaum der Wellen erhoben habe, als womit die Juno dieser h�uslichen Sph�re sich von ihrem brausenden Element benetzen lie�. -- Da� diese Wolke ihm vor�bergehe, hatte der Administrator stets und so auch jetzt eine kleine Reise unternommen, und Therese ihm einst muthwillig gedroht, er werde einmal aus dem Regen in die Traufe kommen. In diesem Punkte war aber Therese gleich den M�nnern, und wendete am liebsten jener h�uslichen Nothwendigkeit den R�cken. Sie badete wohl eher die F��chen im Thau, als da� sie einen ihrer rosigen Finger zu Gunsten einer wirthschaftlichen Bem�hung na� gemacht h�tte. -- Wir zweifeln daher, da� Therese selbst der Waschfrau Chamissos die poetische Seite abgewinnen m�gen, wogegen sie gewi� den trockensten Gegenstand des versandeten Schlaraffenlandes geeigneter gehalten haben w�rde, besungen zu werden.�-- Heute aber schwebte kein ordnender und waltender Geist �ber diesen W�ssern. Fabia schien in tiefem Schlaf versunken zu seyn. Josephine klopfte leise an die Th�r der Pflegemutter, und Fabia that auf. -- Ihr Aussehen trug die Spuren einer schlummerlosen Nacht, ungew�hnlich achtlos war ihr Anzug; doch selbst in seiner Nachl�ssigkeit noch keusch und sauber. Ihr Auge, von Schatten vertieft, die sich darunter gelagert, gl�hte fieberhaft, und Miene wie Gebehrde war von jener Ermattung -- der Feindinn jeder Th�tigkeit -- beschlichen, welche uns anh�ngt, sobald wir herzenskr�nklich sind. �Vergieb, liebe Mutter, da� ich es wagte, Dich zu st�ren�--� sagte Josephine, indem sie ihren betroffenen Blick in einen bittenden zu mildern suchte. �Es befremdete uns, da� Du noch nicht aufgestanden warst, weil es gegen Deine Weise ist.� �Ich habe nicht viel geschlafen�--� antwortete Fabia gem��igt wie immer, �und mich auf Wichtiges vorzubereiten. Wir m�ssen heute nach B�hle auf das Schlo� -- mein Kind; doch fahren wir erst nach Tische. Ziehe Dir das neue luftblaue Kleid an, und ordne Dein Haar sorgf�ltig, ich will Dir gern beh�lflich dabei seyn. Das goldne Kreuzchen binde um den Hals, und wirf den gestickten Schleier �ber, er l��t Dir �u�erst g�nstig.� �_Heute?_� fragte Josephine best�rzt, und dachte, der Herold des j�ngsten Tages habe die Stimme ihrer Pflegemutter geliehen. Nie war Frau Fabia an Tagen h�uslicher Gesch�ftigkeit nur einen Schritt von der Schwelle dieses Hauses und von ihrer Pflicht gewichen; nie hatte das M�dchen ein eitles Wort aus Fabiens Munde geh�rt. Das Ende aller Dinge schien gekommen, oder doch nahe zu seyn. Scheu und bek�mmert setzte daher Josephine jener einsylbigen Frage hinzu, deren Accent all ihre Verwunderung ausdr�ckte: �Du scheinst sehr unwohl, meine Mutter.� �Und wenn auch!� antwortete Diese, indem ein herbes L�cheln der Gleichg�ltigkeit gegen alles Bisherige auf ihre Lippen stieg, �der Herr mein Gott wird mich st�rken.� Sie heftete dabei einen durchdringenden Blick auf das Crucifix von Gu�eisen, welches auf ihrem Nachttische stand. Dieser Blick enthielt ein angsthaftes Gebet, und besagte, soviel wir von dem flehenden Gefl�ster am Altar des innern Heiligthums verstehen: �_Du!_ der Du uns rein gewaschen hast von unsern S�nden mit Deinem theuren Blut, gieb, da� Albane�--� hier drang ein unaussprechlicher Seufzer durch das kalte Metall an das Herz des h�chsten Erbarmers. Und von einem Gef�hl ermuthiget, was sich erhob, sagte sie: �es mu� Alles gehen. Wie wird es seyn, wenn ich nicht mehr da bin?� �O sprich mir davon nicht!� bat Josephine, und k��te Fabiens m�tterliche Hand. �Eben jetzt mu� ich recht sehr mit Dir davon sprechen,� erwiederte Fabia, selbst in dieser erweichenden Minute dem Grundsatz treu, dem Eigenwillen eines Kindes niemals nachzugeben. �Wir haben viel mit einander zu reden. -- Doch siehe! da� Du die Th�r zuvor verschlie�est. So! nun schiebe den Riegel vor.� Von dieser Vorsicht ge�ngstet, war Josephine voll Furcht und Warten der Dinge, die da kommen w�rden. Frau Fabia schien einer vorbereitenden Pause zu bed�rfen, in der sie sich fasse, dann sprach sie mit einem Ton w�rdevoller Abbitte: �wenn ich Dich zuweilen hart angelassen, und Dir zeither strenger war, als da� ich Deinen unschuldigen Neigungen und W�nschen jemals geschmeichelt h�tte -- so geschah es�--� ihre Stimme wankte. �O geliebte Mutter!� rief Josephine, welche diese dem�thige Sprache der tugendstolzen Pflegemutter nicht aushalten konnte, �es ist nur zu meinem Besten geschehen. Womit habe ich Dich beleidiget, da� Du Dich so fremd gegen mich ausweisest? bin ich nicht Dein Kind? -- Ich will sie ablegen, diese Fehler, denen mein guter Wille noch manchmal unterliegt; habe nur ein wenig Geduld mit mir. Und wenn ich mich heute in B�hle etwa linkisch benehmen sollte�--� Ein L�cheln, worin mehr Rechtfertigung lag, als in jedem moralischen Beweise, flog Fabiens Miene an. Sie antwortete: �das f�rchte nicht. Du hast ein _Recht_, dort zu seyn: die Gr�finn Frankenstern, der ich Dich zuf�hre, ist Deine Mutter.� Josephine stie� einen leisen Schrei aus, als h�tte ihr dies Wort einen Dolch in die Brust gesto�en. Der Name Derer, die ihr das Leben gegeben, schien diese Himmelsgabe zur�ck zu nehmen, und das liebliche Bild des M�dchens versteinte zu wei�em Marmor. �So ist's, mein Kind!� setzte Fabia m�tterlicher als je hinzu, �die Stunde, darin das Band sich l�s't, was uns so lange verkn�pfte, rei�t nicht allein an meinem Herzen -- ich mu� mich ernstlich zusammennehmen.� �Mutter!� sagte Josephine furchtsam und leidenschaftlich, �ich hoffe zu Gott, Du willst mich nicht versto�en.� �Du brichst mir das Herz entzwei, M�dchen!� entgegnete Fabia schmerzlich. �Darf ich Dich denn jenen Anspr�chen vorenthalten? Es wird Alles darauf ankommen, wie wir die Gr�finn finden. Du bist die Tochter einer heimlichen Ehe, und dein Vater -- der Onkel wird Dir sagen�--� �Der Onkel -- ist mein Vater?� fragte Josephine mit schwacher Stimme. �Der Onkel -- komme doch zu Dir, Kind! ist auch Dein Onkel nicht, und es nur dem Namen nach gewesen. Dem Blute nach, gehst Du uns gar nichts an.� Bei dieser Erkl�rung, welche Fabia nicht aus lossagender K�lte, sondern der vollst�ndigen Erkl�rung wegen gab, sah Josephine aus, als w�ren ihr alle Adern ge�ffnet. Ihre Seele str�mte in Liebe f�r die Menschen, mit denen sie gelebt, f�r den Ort, der ihr die trauteste Heimath geworden war. Sie empfand den Einflu� einer innigen Gewohnheit. Sie empfand ihn mit schwellendem Herzen, da sie den Abschied so nahe wu�te. Die gr�fliche Mutter stand wie eine verh�llte Gottheit von ferne, und scheue Ehrfurcht, ein fremdartiges Grauen war Alles, was Josephine f�r ihre N�herung hatte. Und der Administrator war nicht einmal da! es d�uchte Josephinen, als ob sie diesem g�tigen Freunde hinterr�cks entf�hrt w�rde. Ein Gef�hl, zarter noch als Dankbarkeit, forderte in ihr, da� sie ihm diesen schnellen und gewaltsamen Abruf selbst sagen und klagen k�nnte, da� er Augenzeuge w�re der str�ubenden Wehmuth, womit sie von hinnen schied.�-- Als der Nachmittag nun kam, erschien Josephine in vorschriftlichem Anzuge. Sie war bei dem Werk der Toilette ihrer wenig bewu�t gewesen, um so eifriger hatten ihr die Grazien gedient, welche zur�ckweichen, wo die Eitelkeit handreicht. Auch Fabia war ausnahmsweise festlich angethan. Sie trug ein dunkles Kleid von tannengr�ner Seide; doch indem die verwittwete Frau bei dieser seltnen Gelegenheit ihr Licht leuchten lie�, trug doch der Christbaum ihres Gewandes kein einziges Fl�mmchen Flitterstaat zur Schau, sondern nur die Frucht bescheidener Einfalt, an der man erkannte, we� Geistes Kind sie w�re. Der Himmel hatte sich mit Gew�lk umzogen. Frau Fabia, im Begriff, sich in den Wagen zu setzen, schaute auf und sprach: �den guten Regenschirm wollen wir noch mitnehmen, zur F�rsorge. Wir k�nnten ihn brauchen, beim Aussteigen. Er steht, wenn ich nicht irre, in des Schwagers Zimmer, im Winkel wo die Pfeifen lehnen�--� Und hurtiger flattert der Vogel nicht vom Zweig, als Josephine dahin flog, ehe es m�glich war, ihr zuvorzukommen. Sie dr�ngte die Seele des Abschieds, als den Inbegriff schmerzlicher Empfindung, in den hei�en Blick, womit sie die stummen kalten W�nde gr��te, und Wer wei�, ob nicht zum letztenmal! -- Dort stand der braune Schirm, und neben dem Saum seines geschlossenen Zeltes, blickte der Kopf des Mustapha zu ihr hinauf, die in dem wehenden Schleier, eher der sch�nsten Blume des Harems, als, des goldnen Kreuzchens ungeachtet -- einer jungen Braut der Kirche glich. Hier stand das Schreibpult des Administrators, und ein kleines wei�es Bl�ttchen lag lockend auf der gr�nen Fl�che. Josephine warf einen Blick darauf -- ein Sonnenstrahl fiel gleichzeitig in die Werkstatt ihrer Gedanken. Eine Feder war auf jenem Streifen Papier probirt: �Josephine,� stand in kalligraphischer Sch�nheit am Rande des Bl�ttchens, und das Urbild dieses wohllautenden Namens stand mit sch�neren Z�gen davor. Sie ergriff die Feder, und schrieb mit fliegenden Fingern: �Ich mu� fort -- verzeihe, da� ich mit Ich anfange; aber Stolz ist nicht in mir, nur eine sehr traurige Liebe, da� ich von Sanct Capella scheiden mu�. Kannst Du etwas beitragen�--�-- Deine�--� Josephine vernahm, da� ein Eilbote ihr nachgeschickt w�rde. Sie mu�te sich losrei�en. Ein F�dchen aus dem Blondengewirk ihres Schleiers blieb an dem Gefieder der Schreibfeder hangen, und ein kleiner Dintenfleck an ihrem Finger. Josephine wie ihre Pflegemutter sprachen wenig auf dem Wege nach B�hle. Fabia sa� still in sich gekehrt, tr�bsinnig starrte Jene in die Ferne. Als aber jetzt der englische Garten sichtbar ward, und hinter dem Immergr�n seiner Geh�lze, vermischt mit der zarten Frische lebendiger Knospen, das graue, todte Schlo�, eine verstorbene Ein�de von Stein -- als sie jetzt bei dem Postamente vor�ber fuhren, worunter der todte Hund begraben liegt: da erblickte Josephine den stummen W�chter mit keinem minderen Schauer als eine abgeschiedene Seele der Vorwelt den Cerberus, und als sey dies festgehaltene fl�chtige Bild nur allein ein Symbol ewiger Ruhe, und dies der Eingang in das stille Reich der Schatten. Das eint�nige Ger�usch des Brunnens, auch nicht um den leisesten Tonfall eines Tropfens anders als sonst, weckte in Fabien bittere Gef�hle der Vergangenheit. Dort war die Wohnung, in der ihr Mann gelitten und aufgeh�rt zu leben -- es d�uchte seiner Wittwe, als ob das L�ftchen, welches die spielenden Wellen der Wasserkufe kr�uselte, ihr seine letzten Seufzer zuwehete. Bl�thenb�ume streuten ihren Schmuck vor die Schwelle, �ber die Kummer und Gram mit ihm eingezogen waren, um nur den Todten zu entlassen�--; und diese Gleichg�ltigkeit der Natur, welcher der Mensch unwillk�rlich Theilnahme abverlangt, diese Wiederkehr ihrer unschuldigen Freuden, an dieselbe St�tte, wo die Schuld, eigene oder fremde, unsre besten hinweggenommen f�r immer -- sch�rfte die Empfindung, womit Fabia sich jener Zeit bewu�t ward, und des wichtigen Moments, der ihr jetzt bevorstand. Um das Schlo�geb�ude schwebte die Stille der Einsamkeit und der Ehrfurcht vor dem Range, wie vor dem kranken Geiste seiner dermaligen Bewohner. Der Zustand des Grafen war bekannt, und seine Tochter galt kaum weniger leidend an Gem�th. Das Ungl�ck, wie m�chtig es auch sey, hat stets eine kleine Hofhaltung. Nur ein einziger Bedienter stand, nicht un�hnlich einer Statue seines Standes, an einer S�ule des Flurs, harrend, wie es schien. Die Zeit hatte angemessen der altv�terlichen Livree seinen Scheitel mit Puder bestreut, und mehr noch als diese greise Mode, gab ihm eine Miene unbewu�ter Geringsch�tzung gegen diese Etiquette adeliger Gr��e, und ein Zug von Schweigen in seinem erfahrungsvollen Gesicht ein ehrw�rdiges Ansehen. Auf ihre Frage erhielt Fabia zur Antwort von ihm, da� sie erwartet w�rde -- und Josephinens Blick hing dabei so �ngstlich an den goldbesponnenen Kn�pfen seines Rockes, als ob sie eine nahe wichtige Entscheidung davon abz�hlen wolle. Noch fragte Fabia, die niemals sicher genug gehen konnte: die Herrschaft sey doch -- allein? -- Der Bediente, ein alter Bekannter von ihr, l�chelte nur; die Tochter des Oberverwalters von Bonna mu�te fremd geworden seyn, dem Andenken der Lebensweise des Majoratsherrn. Er sagte mit schwerm�thigem Scherz: �es ist zwar heute gro�er Galatag; aber diese hohen G�ste lassen Raum und Ruhe, und die Frau Rentmeisterinn d�rfen sich ganz und gar nicht irren lassen.� Indem Fabia die breite Treppe, mit Decken belegt, unter starkem Herzklopfen hinan stieg, erhob sie sich zu dem Gef�hl, da� _sie_ es nicht sey, welche die n�chste Minute zu scheuen brauche. Doch wie kommt es, da� die Last auf dem Gewissen eines Andern den Athem des Rechtschaffenen hemmt? und warum wirft ein fremdes Err�then, noch ehe es vor unserm Auge aufgeht, den Schein der Schuldverk�ndigung auf unser eigenes Gesicht?�-- Sie standen auf dem �den Vorsaal. Eine Uhr, in langem wei�en Geh�use, nahm sich an dem dunklen Pfeiler, daran sie befestiget war, todtenhaft aus, und das Gleichmaa� des Perpendikels bewegte sich im Einklang mit dem Gesetz der Zeit und ihrer Schwere. Der Stundengott hatte hier keine Fl�gel. -- In den Nischen der Wand entlang, erblickte man zwar beschwingte Gestalten; doch schienen auch diese seit manchem Jahr unregsam ihren Standpunkt einzunehmen, und nur in so fern, wenn _Ruhe_ der Begriff des Himmels ist -- dem Olymp anzugeh�ren. Der Bediente zog die Th�r sacht auf, ein Strom von Licht und Luft aus dem ihr gegen�ber ge�ffneten Fenster quoll durch die Spalte. Die Meldung geschah lautlos, und alsbald traten auf einen Wink des Alten die beiden Damen ein. Frau Fabia, und hinter ihr das sch�chterne M�dchen, sah sich in einem Zimmer, das f�glich den S�len des Schlosses beigez�hlt werden k�nnen. Zwei Reihen Ahnenbilder in Oel gemalt und tief nachgedunkelt, beschatteten die Seitenw�nde, und gaben der schweigsamen Leere dieses Prunkgemachs eine geisterartige Geselligkeit. An dem obern Ende des l�nglichen Zimmers stand ein antikes Canapee, breitgestreift, mit wei� und seladongr�nem Atlas �berzogen; davor ein Tisch, k�stlich besetzt. Ein damastnes Tafeltuch, wie vom Webstuhl der kunstreichen Athene, hing in schimmernder Wei�e bis auf das bunte Gewirk des Teppichs nieder, und um den Tisch herum standen mehrere Lehnsessel, deren jeder ein Gro�vater, bequem und doch galant, wie am Tage der goldnen Hochzeit. In einen Winkel geschmiegt sa� der Graf, und dem Canapee gegen�ber seine Tochter. Bei dem ersten Blicke auf jenen ungl�cklichen Mann, auf den Schnee seines Hauptes, auf den Staatsrock, der so weit, so spottend weit entfernt zu passen, um die abgezehrten Glieder hing, zerschmolz aller Groll in Fabiens Herzen. Der Putz der Alten wie der Blinden hat etwas eigenth�mlich R�hrendes. Jener: weil ihr hinf�lliger Anblick das Nichtige der Eitelkeit predigt; dieser: da� ihnen selbst unsichtbar, eine Huldigung der Welt beigegeben ward, die nur am Schein h�ngt. Und sind Bl�dsinnige nicht Blinde in geistigem Sinn? -- Zwar k�nnte Graf Frankenstern f�r einen Seher gegolten haben, denn eben jetzt leuchtete sein Gesicht im Abglanz einer Vision; aber es war nur ein Blendwerk, nur das Irrlicht einer gespenstischen Imagination, daneben die Nacht seines innern Lebens nur um so finsterer erschien. Auch Gr�finn Albane war �lter geworden, als zufolge einer Berechnung von Jahren; doch war der Eindruck dieser ersichtlichen Ver�nderung durchaus ein anderer. Man k�nnte von ihr sagen, ihre Sch�nheit sey verwelkt, um verkl�rt zu werden. Ein wei�es Kleid von wolkigem Mousselin umh�llte ihre zarte Gestalt, doch, im sch�rfsten Contrast zu dieser anspruchslosen Wahl, blinkte jener Schmuck, so schwer vermi�t! so grausig ersetzt! auf dem feinen Halse und der Brust der Gr�finn, und hielt ihren schlanken Leib, ihre Arme umschlossen -- wie wenn Kinder in eitlem Spiel sich mit dem Geschmeide ihrer Mutter zieren -- und stach, bewaffnet mit allen Blitzen der Fr�hlingssonne und einer j�hen Reflexion, Fabien ins Auge und durch das Auge in das tiefste Herz. -- Ein kleines blankes Schl�sselbund an ihrer linken Seite stellte die Gr�finn als Wirthinn des Hauses und jener unsichtbaren G�ste dar, denen zu Ehren sie so geschm�ckt, und gleichsam nur dadurch verk�rpert sich zeigte. Doch der schmale zackige Reif einer goldnen Krone auf ihrem reichen Haar, lie� phantastisch und in Zweifel, welch eine F�rstinn in der w�sten Ideenwelt ihres Vaters, sie, fremd sich selbst, vorstelle? -- Und �ber dies h�usliche Theater go� die wasserziehende Sonne einen tr�ben Glanz der Illusion aus. Die Blumen in dem damastnen Gedeck traten labyrinthisch und winterwei� hervor, wie durch einen Hauch von Frost entstanden -- und der feurige Wein auf dem Tische gl�hte nur zum Schein. Das rothe Blut der Traube schwellt nur die Adern der Lebendigen; doch diese begeisternde Kraft leiht nimmer Denen eine Seele, welche keine Existenz haben. Der Graf fand nur Genu� in Gedanken, und schwelgte heute mehr als je in seinem Wahn; und Albane sa� da so geisterhaft ges�ttigt und traumtrunken, mit einem herben verzichtenden L�cheln auf den bleichen Lippen, als h�tten diese nie die S��igkeit des Lebens gekostet, und jener edlen Gabe, die des Menschen Herz erfreut und st�rkt!�-- Als die reelle Fabia dieses Schauspiels ansichtig ward, rieselte ein eisiger Schauer an ihrem R�cken hinab, und ihr n�hernder Gang erstarrte. Die Gr�finn zeigte bei dem Eintritte derselben einen heftigen Ruck, so, als wenn eine Unbeweglichkeit mechanisch aufgehoben wird. Und indem sie dabei das Gleichgewicht verlor, fiel das Diadem, nur lose aufgelegt, von ihrem Haupte, und rollte zu Boden. Josephine b�ckte sich darnach. Doch achtlos dieses omin�sen Vorfalls schritt die Gr�finn den Kommenden entgegen, und begr��te sie mit sanfter, sehr bewegter Stimme. �Das ist Josephine?� fragte sie; aber das Epitheton f�r den Laut dieser Frage fehlt unserer Sprache und jeder. -- Darauf ber�hrte ihr Mund die Stirn des M�dchens, und dieser heilige Ku�, den das verleugnete, namenlose Kind als Sacrament empfand, firmelte es. �Josephine!� rief der Graf mit dem herzschneidenden Tone der Ueberspannung, taumelte von seinem Sitz, und schwankte gegen die Gruppe, um in eine Kniebeugung zu sinken; aber Josephine kam ihm zuvor. Sie umschlang den Greis mit weichen Armen, und weinte �ber ihn. Gr�finn Albane �berlie� ihren Vater dem Entz�cken, sein kaiserliches Idol, oder die Psyche desselben, in lieblicher Verj�ngung vor sich zu sehen, und das M�dchen dem guten Geiste der Demuth und der Wahrheit der ihm einwohnte. Im Drange, ihr Herz zu �ffnen, legte sie die zitternde Hand an den blanken Dr�cker einer Tapetenth�r, und zog Fabien mit sich in ein ansto�endes Cabinet. �Wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig, liebe Fabia!� sagte sie hastig und herzlich, �Josephine scheint ein Engel. Dieser Blick einer himmlischen Unschuld kann nicht l�gen.� Die fromme Fabia antwortete: �Gottlob! nicht umsonst war mein Gebet bei des M�dchens Erziehung: hilf, Herr! hilf! la� wohl gelingen! Josephine ist ohne Trug und Arglist; lauter und rein von Gem�th und Sinn, wie ein Wassertropfen aus dem Weihebrunnen der g�ttlichen Gnade.� Wir lassen es dahin gestellt seyn, ob dieses Bild vom Tropfen, in welchem sich Frau Fabia zum Lobe der Tochter ergo�, ganz unvermischt und klar von einem Vorwurf ihrer Abstammung gewesen, der die erquickende Wirkung desselben tr�bte.�-- Albane senkte die benetzten Wimpern, wie besch�mt von der Verschuldung, die sie gegen Fabia wissend war, und mit einem erkenntlichen Seufzer glitt ihr Blick, zuf�llig vielleicht -- auf einen Ring von gro�em Werth an ihrem Finger. Fabia fing diesen Blick im Brennpunkt ihrer Seele auf. -- Sie sprach, und jede Fiber zitterte an ihrem K�rper: �ich will nicht f�rchten, Gr�finn, da� Sie mir ein Geschenk zudenken! -- Die Sucht zu gl�nzen war nie mein Fehler, nie die zufriedene Eitelkeit sogar, da� mein Thun Werth vor Gott h�tte. Einer Wittwe ziemt es vollends nicht, zu brilliren, und die da einsam ist, sorge nur, da� sie dem Herrn gefalle. Der Frau, welcher die Brust des Mannes fehlt, zu ihrem Schilde vor den Pfeilen der Welt, steht nichts besser an, als ein Flor der Trauer und Zur�ckgezogenheit, der sie gleichsam unsichtbar mache unter Denen, die nach dem Schein urtheilen, und spitzfindig einen Stein des Ansto�es sehen, wo nichts zu sehen ist. -- Darum will ich ihn nicht tragen, und wenn er alle Sch�tze der Erde aufw�ge! ist mir das Herz doch schon beschwert genug. O Gr�finn! diese Edelsteine hier haben meinen guten Mann in das Grab gedr�ckt und mir viel tausend, tausend Thr�nen gekostet!� Der Gr�finn Gesicht erbleichte zu Schnee, eine �ngstliche Verwirrung sprach aus ihrer Miene. Sie richtete das Auge, voll eines sanften Lichtes, forschend auf Fabien, als wolle sie ihre dunkle Rede beleuchten. Ein krampfhaft leises Zucken regte sich nur auf ihren Lippen, als ob ihr die Kraft gebr�che zu einer Frage, deren anschuldigende Beantwortung ihr das Herz brechen m��te. Es lag etwas Vers�hnendes in diesem stummen Hinnehmen. Gemildert sprach Fabia: �Sie wissen wahrscheinlich, da� ihr Herr Vater meinem seligen Manne den Tag vor ihrer Abreise von Bonna, eine Chatoulle in Verwahrung gegeben, darin dieser Familienschmuck befindlich seyn sollte. Den Schl�ssel dazu hatten wir nicht bekommen. Mein guter Mann ward gleich darauf so krank, da� ich f�rchtete, das Grab werde sich ihm zun�chst �ffnen. Doch er genas. Nach Jahren, in denen er sich, peinlich wie dieser Redliche nun war, mit Zweifeln getragen, die ich jetzt f�r eine Ahnung halten m�gte, gab uns der Zufall den Aufschlu� in die H�nde. Wir fanden in dem K�stchen nichts von Schmuck, nur eine todte Perle�--: den Leichnam eines Kindes, und ein blutbeflecktes Messer.� Hier hielt Frau Fabia mit einem durchbohrenden Blicke bedeutsam inne. Aber nicht die Farbe der Blutschuld zeigte sich auf den Wangen der Gr�finn, nur jener zarte unschuldige Anflug, den ein schneidender Wind etwa in dem Kelch der wei�en Rose entbl��t. Sie l�chelte kalt und sprach: �so hielten Sie vermuthlich davor, da� ein Zusammenhang zwischen beiden Dingen statt f�nde, der -- mich schaudert, es auszudenken. Wohl war jenes Kindlein das meine, ein zu fr�h Gebornes. Ich vers�ndigte mich durch den Wunsch, es der Erde vorenthalten zu k�nnen -- o! wie bestraft sich doch jeder Gedanke r�uberisch gegen die Natur! -- Der Arzt, vielleicht weniger aus Mitleid mit meinem m�tterlichen Schmerz, als aus Leidenschaft f�r jedes Pr�parat, schlug mir vor, den K�rper meines Kindes zu balsamiren, so k�nnte ich ihn in einem k�hlen Gew�lbe aufbewahren. Es geschah -- ich legte das kleine Vergi�meinnicht, was der Tod mir vom Herzen gepfl�ckt, in jenes sarg�hnliche K�stchen; darin ist es vertrocknet. Mit jenem Messer aber hat der Arzt, der n�mliche, meiner theuren Mutter die kranke Brust abgel�st.� Frau Fabia f�hlte bei diesen erkl�renden Worten einen Schnitt durch ihr tiefstes Innere. Nach einer verstummenden Pause sagte sie: �doch werden Sie zugeben, da� jenes Depot geeignet war, einen Gesch�ftsmann stutzig zu machen; zumal wenn er wie mein Seliger, von einem unseligen Mi�trauen heimgesucht, jeder Sache die schlimmste Seite absah.� Die Gr�finn sah still vor sich nieder, und antwortete eine lange Weile nicht. Dann sprach sie: �ach ich verzeihe Ihnen -- Wen man schwach gesehn, h�lt man gar bald eines Verbrechens f�hig.� �Gr�finn�--� stammelte die Wittwe, �ich habe viel gelitten, dieser Geschichte wegen.� �So w�re ich denn noch auf andere Art als ich meinte, in unabtragbarer Schuld gegen Sie!� erwiederte die Gr�finn mit dem herben L�cheln der Kr�nkung. Fabien stiegen Thr�nen in die Augen. Das Taschentuch entfiel ihr -- die Gr�finn beugte sich es aufzuheben, und die Schl�ssel an ihrem G�rtel erklirrten silberhell und leise. Und wie geringf�gig diese kleine Dienstleistung auch war, so verlieh ihr doch die augenblickliche Stellung gegen die Beleidigerinn etwas Hohes. Wie von diesem erklingelnden Laut erinnert, sonderte Albane nicht ohne Schwierigkeit einen kleinen Schl�ssel von der Mehrzahl Derer, die der Ringhaken an ihrem G�rtel umfa�t hielt, bis es ihr gelang, ihn davon los zu machen; und sprach: �h�tte ich diesen Schl�ssel wohl so nahe an meinem Herzen tragen k�nnen, wenn dieses Herz noch ein strafbareres Geheimni� umschl�sse, als dessen Mitwisserinn Sie sind? und wenn ich gewu�t, welchen Kummer Sie deshalb tr�gen? -- Nehmen Sie ihn denn hin mit der Versicherung, da� ich unschuldig an Ihrem Gram, und Ihnen ewig, ewig! dankbar bin! -- Nein, gute Fabia! f�rchten Sie keinen andern Lohn als dieses Wort, was beth�tigen zu k�nnen, meine beste Hoffnung w�re. Ein Edelstein, und w�re es auch der erste Solitair der Welt -- bezahlt weder Liebe noch Leiden. -- Mit diesem Schmucke belade ich mich nur, um meinem Vater eine Freude zu machen. Wehe mir! o es ist schrecklich, wenn der Vater zum Kinde wird, und die Tochter zur Mutter!�--� �Wissen Sie schon,� sagte Fabia, durch eine sehr nat�rliche Association der Ideen zu dieser Mittheilung gelenkt, indem sie ihre Thr�nen trocknete, �da� Herr de Romana, Sylvius bei uns genannt -- sich in Sanct Capella aufh�lt? Er ist der intimste Freund meines Schwagers.� Bei dieser Nachricht ging eine Wandlung in den Z�gen der Gr�finn vor. �Um Gotteswillen!� sprach sie mit aller Dringlichkeit bef�rchtender Angst, �verhindern Sie, da� er hierher kommt! ich wei� nicht, ob ich es aushielte. Das geringe Ma� meiner noch �brigen Kr�fte reicht kaum zur Erf�llung der traurigen Pflicht, die ich meinem Vater schulde. Jenes Band ist gel�st. Wozu sollte er mich auch beunruhigen wollen? F�r ihn bin ich todt. -- Ich, _ich_ selbst habe es geh�rt, wie er, ein j�ngeres sch�nes Weib umfangend, davon sprach, da� eine gestorbene Liebe in ihrem Grabe bleiben m�sse. -- So sey es denn! und nimmer will ich ihn wiedersehen.� Und indem die Gr�finn so sprach, schwand ein Schatten jener Scene, deren fl�chtige Zeuginn sie gewesen, �ber ihr Gesicht. -- Eine Eifersucht h�herer Art offenbart sich nur im Verschwinden der verdunkelten Erscheinung. �Wenn ich nur kann, liebe Gr�finn!� antwortete Fabia in Bezug auf das von ihr erflehte Verhindern, �wenn ich nur kann! -- Aber wird Sylvius -- oder Romana -- nicht nach Josephinen fragen? und ist das Recht dazu ihm irgend verweigerlich?� �Josephine bleibt einstweilen hier,� entschied die Gr�finn, ohne sich auf eine n�here Bestimmung �ber diesen Punkt einzulassen, �auf Sie aber, liebe Fabia, verlasse ich mich, da� Sie den Vater derselben mir entfernt halten.� Frau Fabia versprach dies mit gr��erer Willf�hrigkeit als sie vielleicht fr�her gezeigt haben w�rde, eine Zusammenkunft der Liebenden zu ermitteln. Sie hielt den Schl�ssel zur Chatoulle fest empor und sprach: �k�nnte ich nun -- nicht den kleinen Sarg, der ist auch versenkt -- nein! den gro�en Sarg meines Mannes damit �ffnen und ihm sagen, wie so ruhig er h�tte seyn k�nnen bei Lebzeiten, und da� er sich und mich unn�tz abgequ�lt. Ach! er w�rde so wenig auf mich h�ren als sonst.� �Ja, die Todten schlafen tief�--� sagte Albane mit verst�rtem L�cheln. Das Bed�rfni� dieser unaufregbaren Ruhe sprach eben jetzt lauter als jemals in ihr an. Als die Frauen ihre geheime Unterredung hiermit beendigten, und wieder in das Zimmer traten, fanden sie den Grafen auf dem Canapee an Josephinens Seite, und in emsigem Gespr�ch mit ihr, welches anziehend seyn mu�te, denn die Augen des alten Herrn hingen innig an dem lieben Kinde, und jener crasse Ausdruck geistiger Verworrenheit, welche seine schlaffen Gesichtsz�ge charakterisirte, und unter jedem H�rchen des greisen Bartes hervorstach -- war dem klaren Durchblick des Gef�hls gewichen, womit die anmuthige N�he eines Wesens auf ihn wirkte, was ihn so nahe anging. Wir �berlassen diese kleine Gesellschaft des Weiteren sich selbst, und eilen der sp�ten R�ckkehr Fabiens nach dem Stifte zuvor. Zeitiger als er vermuthet worden, und ziemlich mi�vergn�gt, kam der Administrator mit seinem Freunde nach Sanct Capella zur�ck. Der Zweck dieser kleinen Reise war unerreicht geblieben, auf der ihnen einige Fatalit�ten zugesto�en, und dies war es wohl nicht allein, was ihn verstimmte. Jenes geheimni�volle Unbehagen, welches die Seele wie den K�rper Dessen durchschleicht, Dem ein Uebel bevorsteht, der schw�le Schauer, der die Blitze ank�ndigt, die unser Herz treffen sollen, die ganze Atmosph�re tr�ber Ahnung beklemmte ihn heimlich, und verdunkelte seinem Blicke die Lieblichkeit der Natur. In solcher Stimmung gelingt uns fast nichts. Unsere Plane vereiteln, die sicherste Berechnung tr�gt -- wir finden Hindernisse bei Allem. Und von der Zukunft leise be�ngstigt, wird es uns nicht deutlich, warum die gegenw�rtige Minute den gewohnten Gang unserer Weise, unserer W�nsche, also erschwere? So wie im Gegensatz die Hoffnung ohne eine andere Gew�hr als sich selbst, zu jedem Gl�ck verhilft, und oft unsere k�hnsten Erwartungen �berfl�gelt. Sylvius, der sich unp��lich f�hlte, begab sich sogleich in sein Zimmer, um noch einen Brief von dringendem Bezug auf das mi�lungene Gesch�ft dieser Reise zu schreiben, und der weltliche Pr�lat von Sanct Capella schritt mit bew�lkter Stirn dem seinen zu. Niemand hatte ihn willkommen gehei�en -- das kam ihm seltsam vor. Etwas finster von dieser scheinbaren Vernachl�ssigung fragte er eine dienende Person, die ihm begegnete, nach Fabien, und erhielt zur Antwort, da� sie verreist w�re. �Verreist? meine Schw�gerinn?� fragte der Administrator, und h�tte nicht ungl�ubiger hohnl�cheln k�nnen, wenn man ihm gesagt: das Stift, in h�chsteigener steinerner Figur, sey bei dem sch�nen Abend ein wenig spatzieren gegangen. Man erwarte die Frau mit jedem Augenblick zur�ck, setzte die Berichterstatterin hinzu; worauf Jener fl�chtig vermuthete, nur ein wirthschaftlicher Grund von gro�er Erheblichkeit m�sse eine so stete Haush�lterin von Ort und Stelle ger�ckt haben. Doch um nichts heiterer durch diese Folgerung, trat er in die heimische Wohnung, entledigte sich des Reisebedarfs und alsbald ward sein umherschweifender Blick von jenem Bl�ttchen auf seinem Schreibpult magnetisch angezogen. Er las diese wenigen Zeilen unz�hligemale, ehe er den Sinn derselben zu fassen vermogte. �Allm�chtiger Gott!� rief er zu sich selbst, �das arme M�dchen in meiner Abwesenheit fortzuschaffen -- gleichsam wegzustehlen!�--� Ein Get�mmel aufr�hrischer Gedanken best�rmte ihn, und Frau Fabia, welche sich im Laufe des verflossenen Nachmittags richterlich benommen, ahnete wohl schwerlich, da� ihr Andenken ob jener eigenm�chtigen Gewaltthat, um wenig sp�ter vor Gericht gezogen -- wo nicht zermalmt w�rde. -- Aber der kindliche Ton des kleinen Brief-Fragments entwaffnete ihn, und keine Reihe thats�chlicher Beweise h�tte ihn so vollst�ndig �berzeugen k�nnen, wie die schulm��ige Entschuldigung der ersten Zeile: da� es nimmer ein Wesen gegeben, so fremd jeden Egoismus, so ganz aus Liebe und Hingebung gebildet, wie Josephine. Beitragen sollte er? Wozu? -- Er sammelte seine ganze Kraft f�r diese abgebrochene Bitte. Dabei nahm er das F�dchen an der Feder hangend wahr. Zarter sind die F�den nicht, in denen der Sommer in die L�fte flattert -- doch nichts wirkt so ausnehmend fein wie die Zuneigung zu einem pers�nlichen Gegenstand: und so war denn jene Seidenfaser ein starkes Bindemittel seiner Ideen, ein Segeltau, was sein Herz schwellen machte. �Schwester Veronica wird es wissen�--� dachte der Administrator, und eilte ohne Verzug aus dem Zimmer. Leidenschaftliche Hast, dieses r�thselhafte Dunkel aufgehellt zu sehen, trieb ihn die �den S�le entlang, bis zur Th�r der entlegenen Zelle, an welche die Abendsonne Verkl�rung mahlte, so da� dieser Eingang wirklich einer Himmelspforte glich. Hier stand er still, und Stille waltete ringsum. Ein Gef�hl, der Andacht verwandt, lie� ihn z�gernd dies Altarblatt betrachten, dahinter ein Geist wohnte, der mit dem G�ttlichen vertrauten Umgang pflog. Sein Herz, heftig klopfend vom hurtigen Gehen, vom Drange der Erwartung, ward in dieser sanften N�he wunderbar bes�nftigt. Er richtete sich hochathmend auf, w�hrend er den gekr�mmten Finger leise und langsam an die Th�r legte. Sie that sich auf. Der hereindringende Strahl vergoldete diese anspruchlosen W�nde, und warf einen Schimmer von Glanz und Heiligkeit auf die Gestalt der Nonne, welche in frommer Einfalt mit einem Liebeswerk besch�ftiget war. Ein Myrthenbaum von �ppiger Sch�nheit, davon die Nonne mit w�hliger Vorsicht eine Menge Zweige abschnitt, stand vor ihr auf einem Tische und daneben lag ein kleiner Namenszug aus altdeutschen Lettern in Perlen gereiht. Und wie die kl�sterliche Jungfrau den alten sch�nen Kopf, um den ein Nimbus der Gottseligkeit schwebte, an den Baum der Liebe schmiegte, der ihr nie gebl�ht, der ihr nur die bittere Frucht der Entsagung bereitet: gew�hrte ihr Anblick ein fast �berirdisches Bild. Wie selten hatte ein Mann diese einsame Schwelle beschritten! -- Der aufgeregte Blick des Administrators schien den ewigen Bestand der Dinge umher aufheben zu wollen. Kein St�ubchen dieser reinlichen Clause ruhete noch so tief und lange, es tief empor bei seinem Eintritt, um gesellig in der pl�tzlichen Erleuchtung zu schweben, und eine gr��ere als diese lautlose Unruhe st�rte nie die stete Geborgenheit dieser Wohnung, deren Luft nur ein Odemzug des Friedens war. �Verzeihen Sie doch ja g�tigst meiner Zudringlichkeit,� sagte der Besuchende nach ehrerbietigem Gru�, �Ihnen zu dieser Zeit vielleicht beschwerlich zu werden.� Man findet, in abgesondertem Verh�ltnisse werden die Menschen leicht eben so weitl�uftig als f�rmlich gegen einander, wogegen die Welt der Umgangsweise eine dr�ngende K�rze anschleift. Schwester Veronica lie� das Messerchen, womit sie Myrthen schnitt, ihrer Hand entgleiten, und bezeigte eine verwunderungsvolle Freude, den Vorstand des Hauses bei sich zu sehen, der ihr nach herzlicher Versicherung zu jeder Zeit willkommen w�re. Zugleich bemerkte sie still f�r sich, da� sein stattliches Aeu�ere etwas verst�rt sey -- und die Stimmung der guten Nonne, seit einigen Tagen von st�rkeren Eindr�cken bewegt, spannte sich f�r den beziehungsvollen Ton, womit er anhob: �ich war verreist mit meinem Freunde und finde jetzt bei unserer R�ckkehr die Schw�gerinn nicht daheim. Das befremdet mich. Sie hat auch Josephine mitgenommen�--�--� Der Administrator stockte. �Eine hypochondrische Aengstlichkeit wandelte mich an -- wenn nur kein unangenehmer Vorfall -- ich meinte nun, Sie, werthe Schwester Veronica, w�rden mir des N�heren Auskunft geben k�nnen.� �Was ich wei�, will ich ihnen sagen�--� sprach die Nonne, und das tiefsinnige L�cheln in ihren Z�gen dr�ckte eben sowohl ihre bek�mmerte Unwissenheit in dieser Sache, als eine Zuflucht der Gem�thsruhe aus, die sie dem Frager g�be. �Frau Fabia ist nach B�hle gefahren, mit dem lieben Kinde. Dort ist die Gr�finn Frankenstern mit ihrem Herrn Vater angekommen -- und tr�gt Verlangen, ihre gute Freundin hiesigen Orts baldigst zu sprechen. Ein expresser Bote�--� Das Gesicht des Administrators hatte sich w�hrend dieser Nachricht ver�ndert. �Das ist ein gro�es Ereigni�!� unterbrach er die Nonne mit gesenkter Stimme; doch nur mechanisch schien er die Sylbenlaute dieses Wortes auszusprechen, das Muskelspiel seines Mundes schob krampfhaft der getroffenen Wahl des Ausdrucks einen andern unter, und sagte: �das ist ein gro�es Ungl�ck!� Der Nonne ging die Ahnung auf, sie h�tte ihm etwas h�chst Wichtiges mitgetheilt. Da jedoch Niemand, am wenigsten aber ein �ltliches Frauenzimmer, dem Reiz des Bewu�tseyns zu widerstehen vermag, das, was man sagen k�nne, habe Werth f�r den, der es h�re: so konnte auch Schwester Veronica nicht umhin, den Schatz ihrer Neuigkeit in kleiner M�nze auszuz�hlen. Vorerst aber mu�te sich der Administrator auf ihr inst�ndiges N�thigen niederlassen. Er ber�hrte kaum die Kante eines Stuhls, und sa� dennoch wie auf Nadeln. -- Schwester Veronica begann nun: �gestern Abend, da es d�mmerte -- das Schummerst�ndchen bringe ich gern dr�ben zu -- ging ich hin�ber zu den lieben Ihrigen. Es war uns Allen traurig zu Sinne: denn Gregors kleine Julie lag im Sterben -- ich bin, wie Sie sehen daran, f�r ein Todtenkr�nzchen zu sorgen -- die Mutter, hie� es, w�re au�er sich, und man hatte geschickt, Frau Fabia m�gte kommen, und in dieser Angst den armen Leutchen mit Rath und Zuspruch ein wenig beistehen. Sie ist, das mu� man an ihr r�hmen -- von christlicher Geduld und gelassenem Wesen�--� diese Tugenden seiner Schw�gerinn h�tte jetzt schwerlich ein Freund der Wahrheit dem Administrator nachsagen m�gen. Er sah die Nonne mit einem weitschauenden Blicke beschleunigender Aufmerksamkeit an, und es d�uchte ihm, seiner theilnehmenden N�chstenliebe ungeachtet, als ob sie von einem Falle spr�che, der die ersten Eltern nach Erschaffung der Welt betroffen h�tte. �So blieb ich denn,� fuhr die geistliche Jungfrau fort, �mit Josephine allein. Das gute Kind war aber betr�bt und �u�erte sonderbare Gedanken, die ich jedoch f�r weiter nichts hielt, als jenen wehm�thigen Ernst, der ein jugendlich Gem�th ergreift, wenn es den Tod in der N�he wei�, und gute Menschen in Schmerz und Leid um ein Liebstes und Einziges. Dann wird der Gedanke an jede m�gliche Trennung, die uns selbst bevorstehen k�nnte, so nat�rlich. Wenn uns ein Verlust bewegt, dann scheint Alles um uns her zu wanken, und wir umfassen, was uns vorzugsweise am Herzen liegt, nur um so inniger. -- Also wieder auf Josephine zu kommen, so sagte sie: wie weh es ihr thun w�rde, Sanct Capella zu verlassen, wo ihr nur allein wohl w�re. Wie gern sie hier sterben m�gte oder wohnen in dieser Zelle, es ging mir nahe. Ich erwiederte ihr, da� an solch ein Scheiden vor der Hand doch nicht zu denken sey, da� sie mein St�bchen erben solle, mit Allem, wie es steht und liegt.� Das Auge des Zuh�rers schien dies Testament im Innersten seiner Seele aufzunehmen. Sein Blick sp�hte umher, als sch�tzte er die lieben Heiligen allzumal -- und der geringste Gegenstand war durch den Gebrauch ein kleiner Heiliger geworden -- nach ihrem Nennwerthe ab, und tr�ge die stummen Effecten in die Register seines Geistes ein. Dann ruhte sein Auge auf einem umgeschlagenen Notenblatte aus, als notire er dies Adagio, z�hle die Pausen, und vergleiche den letzten hinsterbenden Ton mit der Rede der Erblasserinn, welche mit heiterem todesvertrauten Sinn an ihre Aufl�sung denken konnte. -- Ein anderer Kranz von diesem Myrthenbaume, ein anderer Name in den Anfangsbuchstaben dieser Perlen schwebte ihm in einer gewissen Ideenverwirrung vor. Die W�nsche des jungen M�dchens, welche beide auf bittere Resignation deuteten, griffen schmerzlich an sein Gef�hl, und er schwieg mit einem tiefen Seufzer. �Wie wir noch so �ber mein Verm�chtni� sprachen,� fuhr die Nonne fort: �kam Frau Fabia zur�ck. Sie trug einen Brief in ihrer Hand und begehrte Licht, um ihn zu lesen. Und da sie ihn las -- sehen Sie um Gotteswillen! wird uns die Frau schier ohnm�chtig. Ich kann nicht leugnen, da� mir alle Glieder zitterten. Die Frau Schw�gerinn ist nicht nervenschwach, nein! eine starkm�thige Person, h�uslich erkr�ftiget, gesund an Leib und Seele: so mu�te ihr der Brief hart angekommen seyn. Auch jagt der Sturm das Laub der Espe nicht geschwinder, als das Blatt in ihrer Hand flog. Sie ging alsbald zu Bette, und ich hatte ihretwegen eine unruhige Nacht. Am Morgen in aller Fr�he wollte ich mich erkundigen, wie sie geschlafen: das Zimmer war noch zu. Ich kam wieder und fand es abermals verschlossen; doch vernahm ich drinnen ein leises Gespr�ch und unterschied Josephinens schluchzende Stimme. Nun halte ich Einbruch kaum so schlimm, als Eindr�ngen in das Geheimni� eines Andern, und habe mich mein Lebtag davor gescheut. Das Vertrauen mu� ein Geschenk der Freundschaft seyn, nicht aber eine milde Gabe, die der Ungest�m davon tr�gt, wenn er die Gutherzigkeit �berrascht. -- Ich dachte, es wird wohl an mich kommen. Auch kam Frau Fabia, um mir zu sagen: da� sie f�r diesen Nachmittag nach B�hle fahren w�rde. Josephine stand stumm und bla� wie ein Marienbild daneben, und sah mich nur mit einem barmherzigen Gesichtchen an. Und da die Mutter meinte: sie denke nicht allzusp�t wieder da zu seyn, konnte sie sich nicht enthalten zu weinen, als sollten wir uns niemals wiedersehen. Ich sprach ihr Muth ein und sagte: nun, wir scheiden ja nicht f�r ewig, mein Herzenskind! was w�rs denn auch, wenn Du ein paar Tage dr�ben bleiben m��test? bin ich doch in meiner Jugend, und noch dazu als Braut, auch bei der hochseligen Gr�finn Frankenstern gewesen, und w�rde heut noch Bescheid im Schlosse wissen, und Dir das kleine Gemach zeigen k�nnen, worin ich geschlafen. -- Das schien dem lieben M�dchen denn traut und tr�stlich zu seyn, und ein Mehreres, werther Herr Administrator, w��te ich Ihnen nicht zu sagen.� Es gen�gte jedoch. Der Administrator dankte zerstreut, wechselte in gebundener Rede -- im Sinne der Zur�ckhaltung -- einige Worte; denn es machte ihn beklommen, da� er gegen die herzliche Nonne nicht ganz aufrichtig seyn d�rfte. So war es ihm nicht unlieb, da� der Zufall ihm �ber einen Moment hinweghalf, der sein Zartgef�hl, das der Freundschaft wie der Verschwiegenheit, in die Probe nahm. -- Er ward abgerufen, weil Jemand ihn zu sprechen begehre. Doch als der Administrator in sein Zimmer kam, fand er zu seinem Befremden keinen fremden Zuspruch, sondern seinen Freund, den Major Feldmeister, der im Gleichma� starker Schritte auf und nieder ging. Es ver�ndert seltsam unsere Stimmung, ob wir Besuch in unserm Eigenthum empfangen, oder von Andern darin empfangen werden. Demnach lie� eine gewisse erschrockene Verwunderung, gemischt mit einem dumpfen Gef�hl get�uschten Erwartens, den Administrator an der Schwelle seines Zimmers zur�cktreten, als er die Einquartierung desselben inne ward.�-- �Bitte nicht �bel zu nehmen, Freundchen, da� ich so sans fa�on Eingang gesucht�--� sagte der Major, die Miene des Unmuths an Jenem bemerkend, und ein fremdartiges L�cheln lief hurtig wie Gefl�gel �ber die Furchen seines Angesichts, was in diesem Augenblicke einem Winterfelde glich, matt von der Sonne beschienen. �Den rechten Eingang finden�--� fuhr er fort, �ist schwer, und mancher folgerichtige, bei dem wahrhaftigen Gott! taugt dennoch nichts.� Herr Pr�lat kannte seinen Freund und dessen Redeweise zu genau, um noch eines einleitenden Wortes zu bed�rfen. Eine b�se Ahnung kroch an sein Herz; aber er nahm sich zusammen, und sagte mit stoischer Stimme: �Sie haben mir etwas Schlimmes anzuk�ndigen, Major! fassen Sie Sich in der K�rze, ich bitte! _ich_ bin gefa�t.�--� Diese Voraussetzung brachte den Major aus dem Zusammenhang. In merklicher Verwirrung antwortete er: �Schlimmes? nun ja, aber vermengt mit Gutem, wie uns die bittersten Erfahrungen gereicht werden. Das Schicksal ist ein Mischling, Gl�cklich retournirt, Freundchen? waren Sie schon da, wie die Estafette kam? -- Sehen Sie, da habe ich mir all mein Lebtag eingebildet, ein blasender Postillon m�sse ein Gl�ck verlautbaren: etwa des gro�e Loos -- die Ankunft des K�nigs -- oder einen Ehrenaufzug und dergleichen. Da� eine Hiobspost mit solch fr�hlichem Gebl�se kommen k�nne, das h�tte ich nimmer gedacht. So erinnere ich mich, da�, als ich, ein junger Offizier damals, in B-- stand, hatten wir eine Schlittenfahrt =en Masque= mit solchem Vorklang. Der Zug war originell genug, und wir fuhren, so zu sagen, mit Furcht und Schrecken. Der F�hrer der ersten Dame, ein allerliebstes M�dchen, sch�n wie das Leben, war der Tod!�--� �Major!� sagte der Administrator in sichtlicher Pein, �nochmals bitte ich Sie, sagen Sie mir ohne Bild, ohne Masque, Wessen Tod ich erfahren soll? -- Mein Bruder�--� Es w�re nicht genau zu bestimmen, ob der alte Feldmeister hierbei nickte, oder nur das Haupt senkte, da er alle Allegorien fallen lie�, und einfach sagte: �ja, wozu die vorbereitende Folter und ihren ausdehnenden Grad? Sie sind ein Mann. Ihr Bruder -- ist nicht mehr, und nur an den Ort seiner Bestimmung gelangt, um auf das Schleunigste zu sterben.�--� Alles Blut wich aus den Wangen des Administrators. �Gro�er Gott! mein guter Constanz!� rief er mit blassen Lippen, und f�hlte in diesem herzandringenden Moment, da� Eines Vaters Blut in ihren Adern fl�sse. �Nicht m�glich! und an Sie, Major, ist die Nachricht gekommen?� Es war, als ob ein leiser Zweifel in dieser Frage l�ge. �An mich!� antwortete der ehrliche Alte mit dem Vollbewu�tseyn eines wahrhaften Freundes, �mein Neffe hat es mir geschrieben, da die arme Therese sich au�er Stande dazu gef�hlt, und F��li nicht Zeit gehabt hat. _F��li!_ der Leichtfu� vergi�t zu bemerken, Wer F��li sey, als ob mir wie dem Allwissenden aller Menschen Namen in mein Buch geschrieben w�ren.� Der Major ber�hrte hierauf in K�rze, wie? und wann? der Gemahl Theresens gestorben sey. �Ich tr�ume wohl?� fragte sein Bruder und legte die Hand an die Stirne, auf der noch bleiches Entsetzen schwebte, �wie aber kam der Lieutnant Feldmeister in jene ferne Gegend, und zu einer so herben Dienstleistung?� Es war, als ob er diese sonderbare F�gung im Namen des Verstorbenen �bel n�hme. �Sehen Sie,� erwiederte der Major, �das ist eine merkw�rdige Geschichte, und ich g�be meine Lieblingsschmarre darum, wenn ich in meiner Jugend Logik studirt h�tte. Da k�nnte ich Ihnen Alles fein ordentlich entwickeln, statt da� ich hinten anfange, vorn ein F�dchen abrei�e, -- und so weiter. Der Rudolph hat ein enormes Gl�ck gehabt, was mir bei dieser traurigen Gelegenheit kund geworden, und mein Glaube an die Fama der Estafette gewisserma�en doch Recht. Die Fee Fanferl�sche -- Sie wissen schon -- hat das Zeitliche gesegnet, und ihn zum Universalerben eingesetzt. Das h�tte der Junge wohl nicht gedacht, da�, als er die alte Dame Wischiwaschi aus einer l�cherlichen Verlegenheit empor ri�, und sie vor aller Welt Augen in den Ballstuhl setzte, sie ihn daf�r f�r zeitlebens jeder ernsthaften Verlegenheit �berheben, und so weich setzen w�rde? -- Man sch�tzt ihren Nachla� auf hunderttausend Thaler. Gleichzeitig mit diesem Verm�chtni� erf�hrt er, versetzt zu seyn, worauf er, wie Sie Sich vielleicht erinnern, angetragen, um nicht f�r einen Erbschleicher zu gelten. So spielt der Zufall. Da� der Rudolph grade an den Ort kommen mu�te, wohin Ihr Bruder, begleitet von der lieben Frau, seiner gesandschaftlichen Ordre folgte, scheint mir jedoch nicht von Ohngef�hr. Taugt nichts! rief ich unwillk�rlich aus, wie ich das las. Nun verursacht gro�es Gl�ck auch im besten Falle eine kleine Narrheit. Und wie der Ritter Don Quixote ein Barbierbecken f�r Mambrins Helm hielt, so sieht nun Rudolph einen Damenschuh in Allem, was ihm begegnet. Ich glaube, w�rde die Armee auf Kriegsfu� gesetzt, er s�he sie auf Pantoffeln von Silbermoor marschiren. Der Pantoffelheld! Der!�--� Der Administrator empfand schmerzlich, da� des alten Freundes theilnehmendes Interesse an den gemeinsamen wichtigen Mittheilungen diesmal zu _silbern_ sey, um mit dem seinigen in Einklang zu stehen. In diesen Augenblicken schien ihm kein todtes Metall begl�ckend. Er hatte nur Gef�hl f�r den Verlust eines so kr�ftigen jungen Lebens, welches der Welt und ihren Freuden so im Umsehen entrissen worden war. �Ich kann es noch nicht fassen�--� schob der Administrator in die Pause jenes Ausrufs ein, und sein Ton lie� errathen, da� er von der Rede des Freundes wenig oder nichts geh�rt, und w�hrend ihrer Dauer nur an den Verstorbenen gedacht h�tte. Er sah jetzt auf, in seinem erloschenen Blicke entglomm ein Funke -- und so fragte er: �Sie meinen also, Major, da� Ihr Neffe in Verabredung mit Theresen dort eingetroffen w�re?�--� Der Schatten, der in diesem Gedanken auf die Abwesende fiel, verfinsterte sein Gesicht tief. Aber mit dem Eifer der Selbstentr�stung trat der Major vor ihn hin, und sprach: �da sey Gott f�r! da� ich so etwas nur gedacht, geschweige denn ge�u�ert h�tte. Oder es m��te eine Verabredung der h�heren M�chte darunter verstanden seyn, die vorausgesehen, da� Ihr Bruder sterben, und Therese fremd und verlassen allda, einen Freund brauchen w�rde, der wie mein braver Artillerist f�r sie durchs Feuer liefe. -- Besinnt Euch Freundchen! es w�re ja nicht einmal m�glich gewesen; denn mein Neffe ward fr�her versetzt, als der Legationsrath seine Frau von hier abholte. -- H�tten Sie Acht gegeben, was ich gesagt: so w�rden Sie jetzt h�ren, wo ich hinaus gewollt -- mein Schwadroniren hat mich jedoch zu weit abw�rts gef�hrt. -- Da geht der Rudolph eines Tages �ber den Markt, und st��t auf einen Menschen, der einen Schuh tr�gt. Jener erkennt ihn -- den Schuh n�mlich -- an der Farbe, an dem kleinen polnischen Ma�e; er kennt die Dame, der er geh�rt. Nun l�uft gleichsam dieser niedliche Wegweiser vor ihm her, und f�hrt ihn vor die rechte Schmiede. So ists, Freundchen. Und da� mein Neffe nun der armen Therese beisteht, so viel er kann, ist nicht mehr als billig.�--� Dies Letztere sagte der Major in dem Tone l�blichen Gutachtens, und mit pers�nlichem Accent -- als ob der Lieutnant nur bewogen von der R�cksicht, in welchem Verh�ltni� sein Oheim zu der Familie des Hingeschiedenen st�nde -- sich der jungen Frau angenommen. Dennoch konnte der Administrator ein L�cheln, so bitter als traurig, nicht unterdr�cken, als er sagte: �es w�re dessenungeachtet sehr m�glich, da� mein seliger Bruder so wie die Welt, welche er verlassen, etwas gegen diesen Curator einzuwenden h�tte.�--� Der Major zog die Braunen zusammen, und klemmte die Unterlippe ein. Er f�hlte wohl, da� sein Freund recht hatte; wie h�tte er aber das kleine Unrecht, was in dieser Erwiederung gegen ihn selbst lag, nicht lieber m�nnlich verbei�en als r�gen, und mit der Gereiztheit eines Betr�bten Geduld haben m�gen? Er antwortete demnach langm�thig: �das hat der Rudolph auch bedacht, und deshalb daf�r gesorgt, da� Therese den Gasthof verlie�e. Sie h�lt sich jetzt h�chst wahrscheinlich auf dem Gute der Baroninn Lenau, einer Schwester seiner Mutter auf. Dies war die Intention meines Neffen, als er den Brief an mich geschrieben. Doch die Hauptsache darin h�tte ich beinahe vergessen. Therese l��t Sie flehentlichst bitten, wenn es irgend m�glich w�re, hinzukommen. Sie w��te sich nicht Rath und es g�be Manches zu ordnen, was nur den n�chsten Verwandten zust�nde.�--� Herr Pr�lat sah schweigend vor sich hin. Die Forderung dieser weiten Reise von solch traurigem Anla�, geschah zu einer Zeit, die dem Entschlusse g�nstig war. Sein Herz war ersch�ttert, und nicht von der Seite allein, wo der pl�tzliche Schlag der eben vernommenen Nachricht es best�rzte. Die Zukunft schwebte im Ungewissen -- und es war, als w�re der Bestand aller bisherigen Verh�ltnisse aufgel�st. Dann konnte Sylvius ihn jetzt vertreten. Wer w��te, ob er jemals eine so lange Abwesenheit ohne Zeitverlust f�r sein Amt erm�glichen k�nnte? -- Und wie er auf der Wage der Gedanken alles Schwierige der fraglichen Reise erwog, und dachte, ob er sich auch stark genug dazu f�nde, die kalten Gesch�fte des Verstorbenen zu besorgen, und ein warmes Bad hysterischer Thr�nen hinzunehmen, die Therese etwa vergie�en m�gte, -- f�hlte er mit einem nerv�sen Schauer, da� ein Leben von so verh�ngni�vollem Gewicht, und in ewiger Pendel-Schwingung wie das seines Bruders, den Todten so fr�h hinab ziehen m�ssen. In Folge dieser Betrachtungen sagte er: �seine Rastlosigkeit -- glauben Sie es! hat den armen Constanz aufgerieben.� �Das sag' ich auch!� sprach der Major, �man bekam Schwindel, vom H�ren blo�. Er flog ja, wie auf Fausts Mantel�--� der Hund knurrte -- �still da! Dich meine ich nicht, mein Alterchen -- von einem Ende der Welt zum andern. W�ren wir vom Sch�pfer dazu geschaffen: dann h�tte er uns Fl�gel gegeben wie der Schwalbe, oder uns luftig gemacht wie den Wind. So aber sind wir Wesen mit Fleisch und Bein, und ein standhafter Prinz ist Derjenige, der in der Trag�die dieses Erdenlebens am w�rdigsten aush�lt. -- Wir schreiten bed�chtig einher, oder fahren gem�chlich mit Vieren. -- In der Schrift steht, der Herr habe nicht Gefallen an Jemandes Beinen, noch an der St�rke des Rosses. -- Oft habe ich �ber diese Stelle nachgedacht. Wenn ich die Gicht in meinem Bein sp�rte, da empfand ich, da� der g�tige Gott und Heiland kein Wohlgefallen daran haben k�nnte.� �Und jetzt,� sprach der Administrator, der nur wie im Dunkeln der Gedankenreihe seines alten Freundes gefolgt war, �wo er endlich festen Fu� gefa�t haben w�rde, mu�te mein guter Bruder sterben!� �Ebendeswegen!� erwiederte der Major mit verst�rkter Stimme, �ebendeswegen starb er. Gebt Euch zufrieden, Freundchen! -- Mit aller Hochachtung gegen den Legationsrath gesprochen; aber ein Mann der Ruhe war er nicht, und so machte er sich mit der Schnellpost des Todes davon. Vielleicht war dies der kl�gste Streich des Diplomaten, und jedenfalls besser als ein sp�terer R�ckzug aus dem neuen Hausstaate. Er mogte die alte Urkunde der Liebe hervorgesucht und manchen Buchstaben darin verl�scht gefunden haben. Zum Ehestande dieser se�haften Charge pa�te er nur so wie der Vogel, der sich im Fluge verm�hlt, sein Weibchen dann in irgend einem Neste sitzen l��t, wo dann der Teufel nicht selten ein Ei in die Wirthschaft legt.��-- Hier trat Frau Fabia ein, und bei dem Anblick der frommen Domina des weltlichen Klosterhauses erstarb das b�se Princip dem alten Feldmeister auf der soldatischen Zunge. Er gr��te, schl�pfte zur Th�r hinaus, durch ein unverst�ndliches Murmeln andeutend, er wolle den bewu�ten Brief holen -- und Herr Pr�lat sah sich mit seiner Schw�gerin allein. Er hatte den Wagen nicht kommen geh�rt, ihre Ankunft schien ihm ersehnt, obzwar sie allein kam. Auch entsprach Fabiens Gesicht der Empfindung, welche sie aufnahm. Der strenge Charakter desselben war einem Ausdruck von Schwermuth und Erleichterung gewichen, der sich wechselseitig aufhob, und ein sanftes Ineinanderflie�en von Klarheit und Tr�bsinn �ber ihre Z�ge verbreitete, was Zutrauen einfl��te, sie werde eine schmerzliche Erfahrung eben so wohl zu theilen f�hig seyn, als zu beurtheilen wissen. �Es ist mir lieb, Fabia, da� Du nun da bist!� sagte der Administrator ihr entgegen tretend; aber sein Gru� klang traurig. �Denke nur, mein guter Bruder ist todt! und Therese ist nun eine Wittwe, wie Du!� Frau Fabia erschrak. Alles, was dieser Nachmittag f�r sie enthalten, trat vor der Bedeutendheit dieser Worte in den Schatten; aber ein leises Streiflicht zuckte auf ihren Lippen -- der Geist der Wahrsagung erschien darin, und ein Gedankenblitz des Vergleichs: Therese werde nimmer seyn wie sie. �Um Gott! was Du sagst, mein Bruder!� antwortete Fabia, �und w�re diese Nachricht mehr als ein Ger�cht?� �Diese Nachricht,� erwiederte Jener mit abgeschlossener Gewi�heit in Blick und Ton, �ist diesen Abend durch eine Estafette an den Major gekommen. Constanz ist in der Nacht seiner Ankunft in -- an der Br�une gestorben, und -- also erstickt!� Dies Letztere setzte der Administrator mit erstickter Stimme hinzu. Das Wasser scho� ihm in die Augen, und vor Fabiens Theilnahme, welche sich _m�tterlich_ zu �u�ern pflegte, das hei�t: ob auch zartsinnig, doch �berlegen -- sch�mte er sich der br�derlichen Thr�ne nicht. �Denke Dir das nicht gar so schwarz�--� sagte Fabia leidsam, und bem�hte sich, obgleich unverhehlt der eigenen R�hrung, ihren Schwager zu tr�sten. Sie machte dabei zu Gunsten einer dunklen Stunde eine Kraft geltend, welche gewi� zu den sch�tzbarsten dieser oft verkannten Frau geh�rte. Fabia besa� die Gabe eines wunderbar wirkenden Zuspruchs. Verm�ge solcher Erfahrungen, die, indem sie das Leben tr�ben, den Blick des Geistes sch�rfen, war ihr eine tiefere Einsicht in die Herzen verg�nnt, als diese sonst selten gefunden werden d�rfte, wo es an Weltkenntni� fehlt, die Fabia nicht erwerben k�nnen. -- Zuweilen sogar sprach etwas Sibyllinisches aus ihr. Um ihrer Zuverl�ssigkeit willen glaubte man an sie. Und da Fabia es f�r eine Pflichterf�llung ihrer Religion hielt, sich der Betr�bten anzunehmen: so vers�umte sie keine Gelegenheit es zu thun; in ihrem Benehmen lag alsdann eine schmerzverg�tende Innigkeit, deren sie g�nzlich ermangelte, wo es darauf ankam, sich mit den Fr�hlichen zu freuen. Gegen den Gottesdienst der Freude war Fabia stumpf. Und da sie im Geiste der Zerknirschung den Spruch vor Augen hatte: �ein zerschlagenes Herz wird Gott nicht verachten� --: so war ihr nichts von gr��erem Werth, sich linden und lieblichen Wesens daran zu beweisen, als -- eine Wunde. So ging ihr des Schwagers Leid sehr nahe, und zwar um so n�her, als sie bedachte, er traure jetzt in gleichem Grade wie um ihren Mann. Und obgleich der verstorbene Bruder desselben ihr ein Fremder gewesen: so empfand doch auch sie seinen Tod in einem Nachgef�hl ihrer eigenen Verwittwung. �Mein Herr und Heiland! was ist doch das Leben!� sagte nun Fabia beschaulicher Weise, als der Affect des Schmerzes besprochen schien, �hier stand er noch vor wenig Wochen -- ich sehe ihn leiblich vor mir stehen. Ich habe es Dir nicht sagen m�gen und Keinem; aber der Bruder kam mir �bel vor. Es giebt einen gewissen Verfall des Aussehens, der doch selten tr�gt; inde� w�hnte ich, er w�re nur angegriffen von den Strapatzen seiner Reisen, auch habe ich ihn fr�her nicht gekannt. Glaube nur, Bester! das Zusammenleben mit Therese h�tte nicht mehr gut gethan. Sie waren einander entw�hnt, wo nicht gar fremd geworden. Und was ist denn die Ehe, wenn sie Jahre zul��t, in denen man vergn�gt ohne einander seyn kann, und nach dem Lebewohl vom Munde des Gatten nun wirklich wohllebt? der Ehe Bund ist so enge, da� er alles Fremdartige ausschlie�t, und wo Mann und Weib einander _viel_ zu erz�hlen haben: da f�hlt gewi� Eins f�r's Andre _wenig_.� �Du gehst zu weit, Fabia�--� entgegnete der Administrator, �Tausende von Ehegatten werden durch Pflicht und Verh�ltni� getrennt, und lieben sich dennoch.� Darauf sprach Frau Fabia: �es mag eine Liebe geben, die in der Trennung sogar besser besteht; aber es ist nicht die, welche ich meine. -- Was nun Theresen anbetrifft: so d�rfte ihr ehelich Gef�hl schwerlich unter den ersteren Fall zu rechnen seyn. Wer wei�, wie sehr wir Ursach h�tten, f�r diese Aufl�sung den Herrn zu preisen! -- Du wei�t ja selbst, wie verbitternd Scheidungen anderer Art�--� der Faden ihrer Rede ri� bei dieser geschwisterlichen Beziehung ab, und der Administrator schaute d�ster wie in eine Ferne, der Zukunft oder der Vergangenheit. �Was soll nun aus Theresen werden?� fragte Fabia, und wendete die Richtung ihrer Gedanken, �ohne Verm�gen, ohne einen Halt, der Lust am Flei�, wie jeder Geschicklichkeit ermangelnd, die da Nutzen schafft�--� Der Administrator l�chelte dieser unn�tzen Sorge. �Ich glaube, gute Fabia,� sagte er mit jener Ironie der Duldsamkeit, die nur ganz schwach eine Schw�che andeutet, �_wir_ d�rfen de�halb unbek�mmert seyn. Das Gl�ck selbst scheint sich ihrer angenommen zu haben, und Wen dies sich zu eigen macht, der braucht nichts als ein paar Fl�gel des Leichtsinns, und diese hat Therese schon.� Und nun erz�hlte er seiner Schw�gerinn halblaut, was er vom Major erfahren. Er schlo� mit den Worten: �so l��t sich nun absehen, wie Alles kommen werde. Wenn es nun ein sch�ner Zug von Dir ist, liebe Fabia, da� Du das Ungl�ck achtest, und Dem vorzugsweise freundlich bist, Den -- um in Deiner Sprache zu reden -- _der Herr_ _heim sucht_: so la� uns Theresen mindestens nicht z�rnen, da� sie verdienstlos eine Beg�nstigte scheint; da� noch vor dem Verlust der Ersatz schon Wurzel gefa�t, wie ein neuer Kinderzahn schon gl�nzend dasteht, ehe der erste fast schmerzlos gebrochen. -- Auch das Gl�ck kommt von Gott, und wir schm�hen den Geber, wenn wir vom Gl�cklichen nicht glimpflich denken.� Mit einem bekr�nkten L�cheln antwortete Fabia: �o! ich will ihr alles Gute g�nnen und w�nschen. Der Allwissende sieht ins Innerste, und wei� allein, ob wir treu erfunden werden oder nicht. Da� ich mich fortan auch der leisesten Verurtheilung enthalte: das ist gelobt. Ach mein Bruder! welch ein erfahrungsreicher Tag der heutige! seit gestern Abend ist mein Herz nicht aus der Presse gekommen. Ich war in B�hle -- Du wei�t es. Frankensterns sind da, und die Gr�finn hatte mir geschrieben. Sie ist unschuldig -- und sehr ungl�cklich. Eine Centnerlast ist von meiner Seele gew�lzt; aber ich k�nnte doch nicht sagen, da� mir leicht zu Muthe w�re; denn der Vorwurf, wie Unrecht ihr geschehen, wenn auch in Gedanken nur, dr�ckt mich nieder.� Und nun erz�hlte auch Fabia ihrem Schwager, wie sie die Gr�finn und ihren Vater angetroffen, und wie Albane sich erkl�rt, hinsichtlich jenes emp�renden Verdachts. Sie endete ihren Bericht mit den Worten: �und so hat denn mein Mann um ein Nichtiges sein Leben verk�rzt, und das meine mir verk�mmert!� �Sieh, Fabia!� sagte der Administrator nach einer ernsten Pause, �h�tten wir _die g�ttliche Kraft, einem Menschen zu vertrauen_: dann w�re uns das nagende Gef�hl bitterer und fruchtloser Reue erspart, und wir hielten uns an etwas Besseres, als an Beweise. Unsere Sinne sind falsche Zeugen -- nur das Herz spricht wahr, in dem Glauben an das ewig Gute.� Ein Gedenken an Sylvius, an das, was in seinen eigensten Angelegenheiten ihm einst das Licht dieser Ueberzeugung verdunkelt -- schwebte schatten�hnlich vor ihm auf. �Und Josephine?� fragte er mit verhaltener Stimme. �Sie gr��t Dich -- gr��t Dich tausendmal!� antwortete Fabia. �Sie wird f�r einige Zeit in B�hle bleiben?� fragte der Administrator abermals, und ein Gef�hl, gemischt aus Wunsch und Zweifel, lie� ihn seiner Schw�gerinn diese Antwort in den Mund legen. Aber Fabia sagte nicht ja, nicht nein. Sie legte die Hand an die Stirne, und sprach: �was wird nun Romana dazu sagen? Seine Frau ist ihm so nahe -- und er hat es keinen Gewinn; die Tochter ist ihm entr�ckt, und er mu� es geschehen lassen. Und wenn Albane Josephine nicht mehr von sich lie�e: wer k�nnte es hindern? es ist einmal Ihr Kind!� �Wer es hindern k�nnte?� entgegnete Herr Pr�lat lebhaft und mit W�rme: �_Du_, Fabia! unbeschadet des m�tterlichen Vorrechts ist Josephine auch Dein, durch die treue M�he der Erziehung. Du h�ttest, d�nkt mich, auch ein Wort dagegen zu sagen, da� das arme M�dchen in jener unheimlichen Umgebung verkommen sollte. Josephine ist an uns gew�hnt -- es w�re auch hart f�r den armen Sylvius, wenn er ihre N�he -- dies einzige Gl�ck, was er ohne Vorwurf genie�t -- einb��en sollte.� �Wirst Du mit ihm sprechen?� fragte Fabia mit kranker, krampfhafter Stimme, �mein Kopf gl�ht und h�mmert; ich werde nun gehen, und mir einen Umschlag von Kr�uteressig geben lassen.� Noch eine kleine Weile hielt ihr Schwager sie zur�ck und berieth, auf welche gleichlautende Weise diese unverweigerliche Mittheilung an den Freund beschr�nkt werden k�nnte und m��te. Dann er�ffnete er ihr den Entschlu� zur Reise, was der n�thigen Gestalten wegen auch nicht geeignet war, Fabiens tobenden Kopfschmerz zu beschwichtigen. Es giebt jedoch einen Zustand des Leibes und der Seele, der die Welt in Tr�mmer brechen sieht, ohne etwas mehr als aus Schw�che zu wanken. Mit diesem wankenden Schritte entfernte sich Fabia, und Herr Pr�lat mogte seinem Freunde die Ruhe der kommenden Nacht nicht st�ren. Ihm selbst kam und verging sie schlaflos. Als aber der Morgen fr�hlingshell und heilig erwachte, da ging aus dem Chaos seiner Gedanken ein neues Licht hervor, und der Gott in seinem Busen ordnete die finstern Kr�fte.�-- Nachdem der Administrator nun den Brief an den Major gelesen, und sich gleichsam mit eigenen Augen von dem Geschehenen �berzeugt hatte, sah er die darin enthaltenen Umst�nde wie mit andern an. Gesammelten Geistes hatte er eine lange Unterredung mit Sylvius, und betrieb dann seine Abreise, die in der Fr�he des n�chsten Tages statt haben sollte. Die Offiziere in Corpore kamen, um dem Administrator ihr Beileid bei dem Hintritt seines Bruders zu bezeugen; auch die Nonne, die Repr�sentantinn der schlafen gegangenen Geistlichkeit des Stiftes, fehlte nicht, seinem Verweser ein Wort des Antheils und der Herzlichkeit �ber den Entschlafenen zu sagen. Sie �u�erte sich dabei in der ihr eigenth�mlich milden Gelassenheit, die auf der H�he des Alters und eines erhobenen Charakters mit Ruhe dem Wechsel des Lebens zusieht. -- Veronica sprach: �besinnen Sie Sich einmal, Frau Fabia! sagte ich es nicht immer, da� die arme Therese noch nicht �berhin w�re? solch gl�cklicher Leichtsinn ist oftmals zu gro�er Beschwerde bestimmt, und wer immer lustig und l�ssig seyn will, mu� sich endlich durcharbeiten. Das Leben fordert Ernst, und selbst das Gl�ck ist gewichtig und tr�gt sich schwer, wie vielmehr das Ungl�ck! -- Jener ber�hmte Maler aus Modena, derselbe, der die heilige Nacht gemalt hat, o wundersch�ne! trug sich an einem Geldsack todt. Wollte man Therese anspannen, flei�ig zu seyn, so k�me es mir vor, als s�he ich einen Schmetterling an einer dr�thernen Kette sein Futtern�pfchen ziehen, wie man V�gel abzurichten pflegt. Ich g�nnte es ihr, da� sie sich von Blumen n�hrte.� Ein wenig Wermuth bitterte auf Fabiens Lippen, da sie antwortete: �wenn ich die Schw�gerinn so eitlem Treiben hingegeben sah, so g�nzlich unbek�mmert um das Eine, was Noth ist, dann dachte ich wohl an jene Stelle in den Psalmen, die da hei�t: es wird ein grausamer Engel �ber Dich kommen�--� �Das ist denn der Gasthof zum Engel f�r die Aermste gewesen�--� entgegnete die Nonne mit einem stillen Seufzer. Die beiden Prophetinnen theilten sich fl�sternd mit, was sie von der Zukunft der jungen Wittwe d�chten. Veronicas Schauen war ein gl�ubiges im Geist der Liebe, die allen Menschen Gutes w�nscht, und das Beste g�nnt. Und weil das Versagte uns das H�chste scheint, und die Reinheit des Ideals uns f�r den Nichtbesitz entsch�digt: so that sich der Himmel vor ihr auf, der Himmel auf Erden, als wof�r sie eine Ehe hielt, aus gegenseitiger Neigung geschlossen. Der Fernblick der Frau Fabia hatte die Erfahrung f�r sich. Indem sie wu�te, da� eine Frau auch Tugend und Treue bed�rfe, um ihren Mann auf die Dauer zu fesseln, setzte sie das Gl�ck in den Selbstgenu� eines reinen Bewu�tseyns, und Theresen deshalb in den Fall mancher tr�ben Stunde, die sich von vergangenen Tagen herleite. Frau Fabia mag auf ihre Weise Recht haben. Aber eben so gewi� ist es, da� jenes sch�pferische Genie des Gl�ckes, daraus die Poesie des Lebens, ja, das Leben selbst hervorgeht -- in etwas Unbewu�tem besteht, und da� die Erf�llung unserer Pflichten nicht hinreicht, uns selig zu machen, hier und dort.�-- Unter den Pensionairen des Klosterhauses von Sanct Capella hatte nur Einer keine Notiz von dem traurigen Ereigni� genommen: Hauptmann Moorhausen, und der Administrator, trotz seiner Zerstreuung, ihn doch vermi�t, da der gutm�thige Fabulist einer wahrhaften Theilnahme an Allem, was diese Familie betraf, sonst nie zu ermangeln pflegte. Gegen den Abend -- Sylvius de Romana war von einem einsamen Spaziergange in die Wildni� des Waldes noch nicht zur�ck -- Frau Fabia f�r ihren Schwager mit Einpacken besch�ftiget, und Herr Pr�lat allein in seinem Zimmer, um einiges N�thige f�r seine Abwesenheit zu besorgen; da trat der Hauptmann bei ihm ein. Obgleich Jener verd�sterten Blickes von seinem Schreibpult aufsah, als ob der Flor um seinem Arm ihm vor den Augen l�ge, so bemerkte er doch, er s�he den Hauptmann in der Staatsuniform. Die wei�en Gla�ee-Handschuh, blendend neu, doch mit einem gelblichen Schein vom langen Liegen -- gl�nzten leichenf�rmlich mit gekreuzten Fingern auf dem Invalidenstocke, und deuteten trauerfeierlich auf den Tact der Condolenz, da von festlicher Eleganz anderer Art hier nicht die Rede seyn konnte. Seine Miene dr�ckte den Anstand des Bedauerns, und einen Hinterhalt von Selbstgef�lligkeit und Absicht aus. Er versicherte seine Theilnahme, und gemahnte in dem allegorischen Schwunge, den er dabei nahm, an die Sprache eines altmodischen Neujahrswunsches, der unter seiner Vignette, gepre�t mit den Insignien der Zeitlichkeit, einen Amor mit flammendem Herzen verbirgt, das im Verh�ltni� seiner Gr��e zu dem kleinen Gott jenes zwanzigpf�ndige anschaulich machte, wovon er einst erz�hlt. Der Administrator dankte in K�rze und l�chelnd. Er erkundigte sich nach des Hauptmanns Befinden und sagte, da�, da er ihn diesen Morgen unter den andern Offizieren nicht bei sich gesehen, er beinahe gef�rchtet, Jener, welcher bisweilen an krampfhaften Zuf�llen litt, h�tte sein Zittern wieder bekommen. Der Veteran err�thete, fa�te unter die straffe Halsbinde, r�usperte sich und sprach: �=au contraire=, Werthester! ich war nie ges�nder, und f�hle mich wie verj�ngt. Meine Natur�--� �ist vortrefflich; ich wei� es�--� unterbrach ihn der Administrator, der sich heute nicht stark genug f�hlte, den Kampf mit dem Riesen dieser Imagination zu bestehen. �Von Zittern keine Spur�--� setzte der Hauptmann die Ruhmrede seiner Gesundheit fort, �und nur aus einem festen Grundsatze kam ich nicht fr�her. Mir widersteht die �bliche, oder vielmehr _�ble_ Sitte, da� man mit seiner Theilnahme zudringlich werde, und =en Masse= �ber Einen herfalle, dem ein Trauerfall begegnet ist. Leidtragende m�gten auf diese Weise unterliegen -- und Delicatesse in der Freundschaft geht mir �ber Alles.� �Sie ist die Grazie des Gef�hls�--� entgegnete der Administrator wie mit tr�bem Spott; doch konnte er nicht umhin, in dem, was Moorhausen gesagt, zum erstenmale etwas Wahres zu finden. �Grazie! ja, auf Ehre!� antwortete jener, �das ist das rechte Wort.� Und das fletschende L�cheln, womit er es aussprach, gab den Inbegriff weiblicher Anmuth in die widrige Gewalt eines Fauns. �Diese Eigenschaft,� setzte er mit Grimasse hinzu, �ist jedoch nicht Jedermanns Sache, und ich glaube, ihr verdanke ich es allein, da� mir alle Leute gut sind. Ich mu� etwas Anziehendes an mir haben -- wo aber steckt es? dachte ich oft. Mir selbst unerkl�rbar. Als ich ein Knabe war, schenkte mir eine alte Pathe einen Magnet, in Gestalt einer Seejungfer -- wir k�nnen nicht ableugnen, in manchem Sinnbild wirkt Magie. Mein Gl�ck bei dem sch�nen Geschlecht war enorm -- ich k�nnte Ihnen zum Erstaunen davon erz�hlen.� Herr Pr�lat entsetzte sich vor dieser M�glichkeit und sprach hastig in jener fl�chtigen Tonweise, die nicht zweifeln l��t, man w�nsche verschont zu bleiben: �zu besserer Zeit, Capitain! ein andermal wird mir das viel Vergn�gen gew�hren.� Doch nichtsdestoweniger verfolgte dieser Unabweisliche den Lauf der Rede wie folgt: �die Weiber -- ich sage Ihnen�--� �liefen davon?� fiel der Administrator mit verzweifelndem Humor ein. Der Hauptmann stutzte betroffen, und jener setzte verg�tend hinzu, �ich meine, aus Furcht vor dem Sieger.� �Ah so!� antwortete der C�sar des Invalidencorps, zufriedengestellt, �diese kleinen Feinde wissen sich in ihren Waffen zu behaupten. Doch Wer sich stark f�hlt, der h�te sich nur vor einer Delila, die ihn an die Philister verr�th. Auch dem niedlichsten Satan h�tte ich mich nicht bei einem Haare fassen lassen. -- So oft ich sogar auf eine Dame im Spiel pointirte, Tausend gegen Eins: ich gewann. Aber ein Mann von Ehre benimmt sich auch discret, wo er gewi� ist, sein Fort�ne nicht zu verfehlen.� Der Administrator warf einen vielsagenden Blick auf den kahlen Scheitel dieses Simsons, und rief mit einem stillen Seufzer das Gl�ck an, statt seiner ein Thor der Erl�sung zu ersch�ttern, da� er frei w�rde. Es verlie� sofort seinen Prahler, der den Stuhl heran schob, als wolle er dem Zwecke seines Besuchs n�her kommen -- und entr�ckte ihm das Ziel. �Jetzt freilich,� sprach der Hauptmann, �habe ich manchen bedenklichen Augenblick, da� ich die Gunst der Gelegenheit mir entfliehen lie�. -- Was n�tzt mir all' mein aufgespartes Verm�gen? mein sch�nes Geldchen, und mein Gut? ich genie�e es allein. Das macht gr�mlich vor der Zeit. Ich bed�rfte Jemandes, der mich erheiterte.� Der Administrator l�chelte ein wenig skoptisch, indem er erwiederte: �Wer so Viel in sich tr�gt, wie Sie, d�chte ich, kann kaum in den Fall kommen, durch Gesellschaft zu gewinnen.� �Den Teufel auch, mein Freund!� antwortete der martialische Moorhausen, durch den leisen Stich, der ihm schmeichelnd versetzt worden, empfindlich gereizt. �Ein Mann von so ungeheuern Erfahrungen wie ich, ist nur um so mehr einsam, und bedarf seines Gegensatzes, eines kindlichen Wesens, dem er imponirt, das er gl�cklich macht, und welches ihn erg�tzt -- und so habe ich denn l�ngst reiflich �berlegt und erwogen -- Hm! Hm! es w�re das Zutr�glichste f�r mich, ich heirathete. Nur schwankte das Schiff meiner Gedanken, nach allen Richtungen der Windrose; ich wu�te nicht recht, wohin mich wenden? bis ich denn endlich wie durch einen pl�tzlichen Ruck fest in meiner Wahl geworden bin.� Der Administrator starrte den Hauptmann an. Er dachte an eine Windsbraut, und wie das Schifflein, dem darnach gel�stete, vermuthlich auf eine Sandbank gerathen w�re. So sprach er nicht ohne einen Blick mitleidigen Ernstes auf den k�hnen Segler: �Heirathen? Sie scherzen, Capitain.� �Nicht da� ich w��te�--� antwortete Dieser, und zog die Stirn kraus. �Mir ist wahrhaftig in Gott! nicht spa�erlich zu Muthe. Auch w�re das zur Unzeit, Freund! weil aber die rechte Zeit treffen, ein Punkt ist, den ich stets im Auge gehabt -- weshalb man mich auch beim Regiment _den gl�cklichen Zieler_ zu nennen pflegte: so zog ich mich diesen Morgen in mein Zimmer zur�ck, und wartete bis jetzt. Ist das Gem�th einmal afficirt: so wird auch der beste Mensch leicht in Harnisch gebracht gegen eines Andern Anliegen. Man sagt: Weilen bringt Gefahr; aber die Eile thut es nicht minder. So erinnere ich mich, da� als meine Mutter im Sterben lag -- es dauerte lange, und es ist schrecklich, da� auch Leute von Rang so ringen m�ssen -- kamen Schl�sser, Schreiner, und so weiter -- um die Arbeit f�r die Leiche, die es noch nicht war, zu erbitten. Darob ergrimmte mein Vater dergestalt, da� er einen jener armen Handwerker, die um das liebe Leben zu fristen, dem Tode vorausgeeilt waren, beinahe gemi�handelt h�tte. -- An diese Scene mu�te ich unwillk�rlich denken, da ich Anstand nahm, fr�her als in diesem Augenblick mich Ihrer g�tigen F�rsprache bei der Wittwe Ihres Herrn Bruders zu versichern. Uf! nun war's heraus.�--� Der Administrator zweifelte jetzt nicht mehr, da� Moorhausen den Verstand verloren h�tte. Er meisterte daher sein sprachloses Staunen, und indem er in diese fixe Idee einzugehen schien, sagte er so vern�nftig als m�glich: �in der That, Sie f�hlen fein; es w�re wirklich ein St�ckchen Arbeit, was Sie in Theresens Hand anspr�chen.�--� Ein L�cheln der Selbstzuversicht verkl�rte den alten Ehestandscandidaten. �Sie meinen,� sprach er, �die sch�ne Frau w�rde mir den Kopf warm machen? thut nichts. Die kleine Hexe hat mir's angethan -- werde schon mit ihr fertig werden. Eine Gardinenpredigt h�lt Die nicht, daf�r stehe ich Ihnen. Und diese fatale Theologie macht nur verstockte S�nder und Langeweile. Wir liefern kleine Gefechte, allerliebste Scharm�tzel. Sie giebt mir Eins drauf -- ich aber liebe das.� �Capitain Moorhausen,� versetzte Herr Pr�lat, dessen Stimmung nicht darnach war, diesen Unsinn l�nger auszuhalten, �Sie sind ein eben so einsichtsvoller als expediter Mann. Wie zeitig Sie auch in dieser Angelegenheit kommen, ich habe dennoch Grund zu glauben, es gesch�he in jedem Sinne _zu sp�t_. Sollte meine Schw�gerinn sich wieder verehelichen: so steht ihr der Mann, den sie w�hlt, zweifelsohne schon zur Seite.�--� Dem Hauptmann entfiel der Stock, sein Gesicht verl�ngerte sich zusehends. Der Administrator b�ckte sich nach dem Bambus, und legte ihn in die H�nde, an denen jenes erw�hnte Zittern sichtlich zu werden anfing. Und mit unverkennbarer Redlichkeit redete er sofort: �sehen Sie diese zutrauliche Erkl�rung meiner Seits nicht f�r einen Korb an; auch reiche ich Ihnen hiermit nicht den Stab zum Weitergehen in dieser Absicht. Nein! nur einen St�tzpunkt auf dem einsamen Gange, der unter manchen Umst�nden, und in gewissen Jahren auch sein Gutes hat. Zuweilen borgt der Geist der L�ge die g�ttliche Stimme, welche einst sprach: es ist nicht gut, da� der Mensch allein sey.� Der Hauptmann verstummte. Er bat nur noch, da� sein Vertrauter auch schweigen m�ge. Die Gla�eehandschuh platzten bei dem H�ndedrucke des Abschieds, den er bald darauf nahm. Der Krampf zog ihm die Brust zusammen, das Herz schlug Chamade. Er lie� die Fl�gel tief h�ngen -- und selbst der kleinste Querpfeifer bei seinem ehemaligen Regiment w�rde diesen Preisw�rdigen jetzt nicht �den gl�cklichen Zieler� genannt haben. Josephine war nur ein paar Wochen in B�hle. Obgleich -- nach der Zeitrechnung des Geistes -- fast kein Augenblick verging, in welchem ihre Gedanken nicht hin�ber schwebten nach St. Capella und weiter noch, da sie ihren Schutzfreund auf Reisen wu�te�--: so machte doch ihr jetziger Aufenthalt sein Recht auf dies empf�ngliche Gem�th geltend. Die traumhafte Stille des Schlosses, der melancholische Reiz seiner Umgebungen, die einsiedlerische Schwermuth der Gr�finn, die selbst der Umgang ihres liebensw�rdigen Kindes nicht zerstreuen konnte -- die unheimliche Welt ihres Vaters, welche schweigsam die magischen Kreise zog, wirkte, vereint mit der Stimme der Natur, auf das junge M�dchen, dessen Herz jedem tiefen Eindruck offen war. Der Fr�hling hatte sich inde� entfaltet, und prangte in v�llig aufgeschlossener Sch�nheit. Auch in die dumpfen Zimmer und S�le des herrschaftlichen Hauses von B�hle drang sein milder Hauch, und die warmen Sonnenschatten von den aufknospenden Bl�ttern der Linde spielten an den kalten W�nden, und mischten ihren lebendigen Schein mit dem todten Ernst der Ahnenbilder. Der Brunnenstrahl blitzte vielfarbig, wie ein Ueberflu� von Diamanten, und sein eint�niges Rauschen weckte eine Quelle der Ahnung in dem Herzen seiner d�stern Anwohner, und flo� mit dem Strom von Lust, Leid und Leben zusammen, der die verj�ngte Sch�pfung schwellte. An einem der sch�nsten Abende hob Graf Frankenstern den Blick vom Boden auf, �ber den die Sonne lange goldene Br�cken schlug, so da� die M�glichkeit ihm einleuchtete, sie zu passiren. -- Er hatte den lieben langen Tag mit so tief gesenktem Auge vor sich hin gesehen, als wolle er das R�thsel des Daseyns ergr�nden; doch als jetzt das himmlische Licht �ber diesen Abgrund schien, verlangte er, Josephine solle ihn in den Garten f�hren. Dies war unerh�rt. Seit Jahren hatte der Graf keinen Spaziergang gemacht, und nur den Sitz im Sessel mit dem Polster der Kutsche vertauscht. Freudig gehorchte das M�dchen, und reichte schnell, ehe der Vorsatz ihn gereue, Hut und Stock dar, und schlang ein kleines Tuch von Persischer Seide zur F�rsorge um seinen Hals. Die Gr�finn wollte nachkommen. Vorsichtig leitete Josephine den schwachen Greis die Treppe hinab, und unterst�tzte ihn zart, doch jugendkr�ftig. Seine gleitenden Schritte, das f�hlbare Wanken des verfallnen K�rpers bewegten ihr das Herz im Busen, und ihr elastischer Fu� ging so langsam als m�glich. Der Bediente �ffnete das eiserne Gitterthor und geleitete seinen Herrn mit theilnehmenden Blicken von ferne. Sie traten in den gr�nen Bezirk. Alles stand hier noch unver�ndert; nur die jungen B�ume waren gro� und stark geworden, seit der Graf sie zum letzten Male gesehen, einige hingen voll Bl�then, und schimmerten mit wei�r�thlichen B�scheln lieblich zwischen dem finstern Geh�lz. Josephine athmete tief -- und ein leiser Seufzer, ein Odem von langem Weh, schwebte auf den stummen Lippen des Grafen, und vermischte sich mit der Wonne der s��en, ambrosischen Luft. Beinahe taumelnd vor Schw�che, strebte der Graf doch weiter und weiter, obgleich Josephine ihn bescheiden aufmerksam machte, es m�gte ihm f�r's Erste wohl zu viel werden. So waren sie an einen Platz gekommen, der eine sch�ne Aussicht bot. -- Unter einer breit�stigen Esche winkte ein wei�er Gartenstuhl, so hart und kunstlos, als h�tte ihn ein Eremit geflochten -- zur Ruhe. Der Graf lie� sich mit H�lfe seiner F�hrerinn darin nieder, und Josephine setzte sich schmeichelnd zu seinen F��en. Es war eine kleine Anh�he. Der Wind kr�uselte sanft das gr�ne Meer der Saat, ein lindes S�useln, wie von Geisterfl�geln, regte sich in den Wipfeln des Baumes. Eine ahnungsvolle Stille rings umher! -- Der Graf senkte das Gesicht, um sein Auge an dem frischen Anblick zu st�rken. Er sah die Ernte im Geist -- und die d�nnen Halme seines Haupthaars weheten silberwei� auf und nieder, als w�re das Feld nun reif und der Schnitter in der N�he. �Die Welt ist doch sch�n!� sagte er nach einer beschaulichen Pause, �wenn das Leben so hervorgeht, und Alles wach wird: _wach_!� Und mit fallender Stimme setzte er scheu und furchtsam hinzu: �gehst Du gern schlafen, mein Kind?��-- Josephine fuhr aus tr�umerischem Sinnen empor. Sie antwortete: �ich? wenn ich m�de bin, sehr gern. Der Schlaf, die Ruhe der Wesen, ist etwas recht Holdes. In sanfter Bet�ubung st�rkt sein Labsal. Wer m�gte ihn nicht lieben, diesen Wohlth�ter? -- Auch beunruhigt mich nie ein b�ser Traum -- h�chstens tr�ume ich seltsam. In der verwichenen Nacht w�rmte ich einen Schneek�nig an meiner Brust -- der war erstarrt; pl�tzlich flatterte er auf, und verschwand in den Wolken -- und traurig sah ich ihm nach.� �Schneek�nig?� erwiederte der Graf, �das ist ein kleiner Vogel, nicht wahr?� Und wie aus einem Gekl�ft seines Ged�chtnisses t�nte ein Echo jener Stelle: �der Mensch wird geboren zu leiden, wie die V�gel schweben, emporzufliegen.� -- In vergleichendem Sinne sagte er: �die V�gel des Waldes sind gl�cklicher daran als wir; sie steigen aufw�rts mit fr�hlichem Gesange -- die Tiefe nur ist still und schrecklich. Wer aber schl�ft, ist allein, ist in Gefahr, und schlie�t sich sein Auge, dann�--� Josephine sah mit offenem blauen Auge zu dem Greise auf, der unter einem Schauer verstummte, ehe er noch ausgeredet hatte. Sie sprach mit leidsamem Widerspruch: �das will mir nicht so vorkommen, lieber Herr Graf. Die Menschen sind einsam, und da� sie es _wissen_, ist ihr gr��ter Schmerz. Wer aber schl�ft -- und w�re es auch im Grabe -- genie�t unbewu�t Frieden, und Gott sch�tzt den Schlummer des Gerechten!�--� Graf Frankenstern schien sichtlich ersch�ttert durch diese Rede des M�dchens. Mit zitternder Lippe wagte er etwas auszusprechen, was ein halbes S�culum nicht laut in ihm geworden war: das Bannwort seines D�mons. Er sah Josephine dunkeln Blickes an, und sagte: �so f�rchtest Du Dich nicht vor dem -- Tode -- mein Kind?� Ein unsterbliches L�cheln verkl�rte mit der Abendsonne zugleich Josephinens reine Z�ge. �Nein! gewi� nicht!� versicherte sie mit Innigkeit. �Ich halte daf�r, der Tod sey ein verkannter Engel; kein Bote der Schrecken. Er kommt ja auch nur auf Gottes Gehei�: wie sollte er einer kindlichen Seele nicht willkommen seyn -- fr�h oder sp�t! -- Das kleinste Bl�mchen zerstiebt, und wenn seine Zeit da ist, erbl�het es auf's neue; die Sonne geht unter und sch�ner wieder auf, und das Herz, welches selbst im Traume den kleinen Schneek�nig erw�rmt, sollte erstarren -- und nicht f�r den Himmel schlagen? -- K�nnte ich gl�cklich machen, Alle, die ich liebe, ich g�be gern die kleine Blume meines Lebens hin.� Ein paar Thr�nen rollten, als Josephine dies sprach, von ihren Wangen, und der Thau auf einer jungen Rose gl�nzt nicht sch�ner. Dies war der wunderbare Moment, der eine gequ�lte Seele erl�sete. Der Graf athmete auf mit leisem St�hnen, wie Einer der erwacht, und sprach: �ich sehe ein, da� Du recht hast, mein Kind, und wie bleiern meine Augen geschlossen gewesen. Mir ist, als ob ein Gespenst verschw�nde -- als ob es Morgen w�rde. Mir ist recht klar. Nun will ich erst noch einmal zu leben anfangen. Sieh! was dort so golden funkelt, ist das nicht Sanct Capella? vorhin erkannte ich es deutlich. Wir wollen nun n�chstens einmal hin�ber fahren.� Josephine l�chelte wehm�thig, und das Herz war ihr uns�glich schwer. �Und glaubst Du wohl,� fragte der Greis abermals nach einer stillen Weile, �da� ich die Abendglocke h�re?� Dem M�dchen kam ein Grauen an: es war fast unm�glich in dieser Entfernung. �Ich bin doch m�de von dem kurzen Gange,� sagte er mit matter Stimme, �la� mich ein wenig an Dich lehnen -- oder ist Deine Brust auch krank?�--� Josephine umschlang mit weichem Arm seine Schulter, und dr�ckte das sinkende Haupt sanft an sich. Sie schwieg bange, und schaute ge�ngstet aus, wo die Gr�finn nur bleiben m�ge? Da kam Albane. Das leichte Rauschen ihrer Schritte, den Gang, der ihm so treu durch die W�ste des Daseyns gefolgt, vernahm ihr Vater noch einmal. �Mir d�ucht, ich s�he meine Frau�--� stammelte er kaum verst�ndlich, �warum sprichst Du so leise?�--�--� Und jetzt sprach der Graf nicht mehr, und athmete schw�cher und schw�cher. Die Gr�finn knieete in's Gras und faltete die H�nde; ihr Gebet war ein unaussprechlicher Seufzer. Josephine gl�hte wie eine Fackel. Angst und Abendschein gaben ihr die flammendes Gestalt eines Cherubs. Sie glich dem Genius des Todes, wenn er sich des m�den Menschen erbarmt: dem Sinnbild ihrer eigenen Vorstellung. Mit bebender Hand streichelte sie den k�hlen Scheitel, den der Gedanke verlie�, und dessen Sinne schon geschlossen waren. Sie legte den Finger pr�fend an den Puls der Schl�fe, und fand ihn stockend -- nun stand er stille. �Er ist gestorben�--� sagte Josephine mit der allerleisesten Stimme, als k�nnte ein Laut ihn wecken. Albane schwieg noch immer und weinte nur heftig. So blieb die Gruppe lange in heiligem Verstummen. Jetzt schlief Josephinen der Arm ein; denn der Todte ward starr und schwer. Sie lehnte ihn zur�ck in den Sessel, und die Seinen schauten nun in sein erbla�tes Angesicht. �O mein Vater!� sagte die Gr�finn mit hei�en Thr�nen, �kann man leichter und sch�ner sterben, als Du? Dein ganzes Leben war nur eine Flucht vor Dir selbst, eine Furcht vor dem Tode, und freundlich erschien er Dir, und ereilte Dich zu lieblicher Stunde.� In zerrinnenden Bildern sah Albane sein hartes Geschick und was sie mit ihm ertragen. Und so ergo� ihr gepre�tes Herz sich in den bekannten Strophen: �schlummre wohl inde�, du tr�ge B�rde seines Erdengangs! ihren Mantel deckt auf Dich die Nacht, und ihre Lampen brennen �ber Dir im heil'gen Zelte. -- � Es schien der Gr�finn bedeutsam, da� ihr Vater unter einer Esche verschieden w�re, welchem Holze dieses Baumes man eine wundstillende und schmerzheilende Kraft zuschreibt.�-- Die Sterne brannten schon am Himmel, und ihr feierliches Licht fand jene Gruppe noch unver�ndert. Jetzt fing die Abendluft an k�hl zu werden; die Gr�finn erschauerte in jenem Fr�steln, welches man nur in der N�he des Todes empfindet, und auch Josephinens bl�hende Wange war sehr bla�. -- Auf einen Wink der Ersteren ward der wei�e Gartensessel mit seinem stillen Inhaber sacht und sanft aufgehoben, und nach dem Schlosse getragen. Hier lie� man die Vorh�nge tief herab, und die entseelte H�lle auf ein Lager nieder. Viele Kerzen wurden angez�ndet, auf da� es hell w�rde um den allerdunkelsten Schlaf. Albane und ihre Tochter setzten sich zu beiden Seiten des Verstorbenen, und blieben die Nacht hindurch bei ihm, weil sie f�rchteten, er k�nne im Starrkrampf liegen. H�tte der Graf dies vorausgesehen: der traute Anblick dieser ersten Nachtwache w�rde ihn sein Lebelang beruhiget haben. An der Kerze, welche ihren geheimni�vollen Schein auf seine schweigsamen Z�ge warf, bl�hete ein glimmender Brief -- dies Auge aber war geschlossen, und las keinen mehr. Es hatte sich f�r jenen Freibrief ge�ffnet, der nicht mit Dinte geschrieben ist, oder Funken, oder in den rinnenden Sand der Zeit, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes. Drau�en erwachte der Gesang der Lerche, und vor der goldnen Leuchte des Tages erbleichte das n�chtliche Licht. Ein purpurner Schimmer breitete sich m�hlig �ber den Leichnam aus -- da verlie� ihn die Gr�finn unter den Fl�geln der Morgenr�the, und begab sich zur Ruhe, deren ihre ersch�pften Kr�fte bedurften. Auch Josephine wankte von hinnen, zu versuchen, ob sie ein wenig schlummern k�nne? doch ihre Pulse klopften wie im Fieber, und das Herz schlug hoch und �ngstlich unter dem weichen Sterbepf�hl ihres Gro�vaters. Wie Albane es sich im Stillen gelobt: so geschah es. Die Section des Grafen ward, nachdem der Arzt die Aufl�sung desselben dargethan, ohne Ger�usch vollbracht, und dann -- da kein eigentliches Familienbegr�bni� in B�hle vorhanden war, sein sterblich Theil in Sanct Capella beigesetzt. Das Herz ihres Vaters aber blieb, in einer Urne verwahrt, ihr Eigenthum. -- Um jedes Aufsehen zu vermeiden, ging die Bestattung zu sp�ter Zeit vor sich, und nur das Heer der Sterne gab dem d�stern Leichenzuge Glanz und Geleit. Still, wie der Thau der N�chte sinkt, fielen Albanens Thr�nen, und Josephine dachte mit Wehmuth daran, wie der Graf wenige Augenblicke vor seinem Abscheiden von der Fahrt nach dem Stifte gesprochen.�-- * * * * * Nachdem der Administrator seiner br�derlichen Pflicht vollkommen und nach bester Einsicht gen�gt, kehrte er, zufrieden mit dem Abschlu� dessen, was ihn hierher gefordert, nach seiner Heimath zur�ck. Auf der langen Reise hatte er Mu�e, �ber dies Fragment seines Lebens nachzudenken, und auch die tiefsinnige Neigung dazu. Seine Br�der waren nun beide todt. Die Besch�ftigung mit den Papieren des J�ngstverstorbenen hatte ihn dem Constanz inniger verschwistert, als das Verm�chtni� der m�tterlichen Natur ihn jemals f�hlen lassen, da� sie ihnen Einen Vater gegeben. Er nahm ein besonderes Gef�hl von Einsamkeit mit hinweg -- er stand nun allein. Wunderbar genug war Therese, welche l�nger als zwei Jahre in h�uslicher Verbindung mit ihm gelebt, ihm fast entfremdet worden, im Gegensatz zu der Erfahrung, nach welcher eine Aufl�sung durch den Tod Familienbande selten erschlafft, sondern sie vielmehr enger zieht. Auch h�tte die Weite den Verkn�pfungspunkten ihrer gegenseitigen Anh�nglichkeit wohl am wenigsten geschadet. Ein anderer Schutzfreund nahm sich ihrer innigst an, und solch ein Edelstein f�r weibliche Fassung ist immer ein Solitair. Diese Regel ist ohne Plural.�-- Es lag nicht in Theresens Wesen, Schmerz zu heucheln, mit Thr�nen Prunk zu treiben, oder sich in der Rolle einer Artemisia zu gefallen. Mit bewundernsw�rdiger Gewandtheit ver�nderte sie den Faltenwurf des Trauerflors, und verh�llte nur ganz leicht die Brust, voll von dem Wunsche, das Leben m�glichst zu genie�en, und kaum die Bl��e der flatterhaften Schultern, welche keinen Kummer tragen k�nnten. So hatte die sch�ne leichtsinnige Frau es ihrem Schwager keinen Hehl, da� sie, sobald der Anstand es nur irgend erlaube, den Lieutenant Feldmeister heirathen werde, und sich von diesem B�ndni� des Gl�ckes F�lle verspreche. Mit jenem entziffernden Instinkt der Schlauheit, welche unser Geschlecht in den geheimsten Z�gen eines M�nnerherzens lesen l��t, verschwieg sie ihm die Leidenschaft, welche diese B�rgschaft leistete, und sprach nur von den soliden Eigenschaften des k�nftigen Gatten, von seinem Erbverm�gen, was sie �ber jeden Mangel hinwegsetze und sicher stelle; als ob sie darin die Gew�hr f�nde, welche zun�chst auf dem Grade ihrer eigenen Zuverl�ssigkeit beruhete. �So d�rfen wir auch hoffen,� setzte Therese wie zum Facit der aufgez�hlten Summe ihrer Hoffnungen hinzu, �da� die gute Baronin uns ihr sch�nes Gut vermache. Sie hat schon ein W�rtchen davon gemunkelt. Dann lebe ich den Sommer �ber hier, gl�ckselig wie eine kleine Fee in meinem Blumenreiche. Den Winter aber bringe ich in der Stadt zu. Eine Offiziersfrau steht immer ein wenig auf freierem Fu�, auf halbem Sold ihres Standes gleichsam, und ist von den Philistern entlassen. -- Sieh! so geht bei uns das Spr�chwort in Erf�llung, wo Tauben sind, fliegen Tauben zu.� Der Administrator hing schweigend an diesem geschw�tzigen Munde, dem er so oft ein willigeres Ohr geliehen -- und sprach jetzt wie von einem pl�tzlichen Ingrimm �berrascht: �nun so spanne Deine Tauben vor den Wagen der Liebe, und sorge, da� ihrer keine der Geier hole.� Therese sah ihren Schwager betroffen an. �Bist Du mir b�se, C�lestin?� fragte sie, scheu geworden, �und dem Rudolph bist Du wohl auch nicht gut?� Herr Pr�lat verneinte mit Hitze jede Animosit�t gegen den Nachfolger seines Bruders, und sagte dann: �wie sollte ich Dir z�rnen, Therese? Du bist ein Weib!�--� Er l�chelte bitter. Es lag viel herbe Wirklichkeit in diesem L�cheln, der Zauber jener kleinen einschmeichelnden Gaukeleien, die das Urtheil eines Mannes so leicht verblenden, war verschwunden. -- Er nahm einen k�hlen Abschied von der k�nftigen Frau von Feldmeister; Theresen aber schossen ein paar warme Thr�nen in die Augen. Die Baroninn Lenau empfand, verm�ge der Sympathie ihres Geschlechts, den Kaltsinn, der ihre Schutzbefohlne betr�bte, und sagte, als diese weinte: �das ist nun nicht anders, meine Goldtochter! wenn das Kind todt ist, hat die Gevatterschaft ein Ende.� Theresen aber fiel der Taufstein auf das Herz.�-- Der Administrator hing, wie wir bereits erw�hnt, seinen stillen Betrachtungen nach. Wie anders erschien ihm Therese als sonst! Nicht der Bruder ihres Mannes war in ihm gekr�nkt, sondern der Mann im Allgemeinen. Er bedauerte es nun nicht mehr, da� ein mitleidiger Tod den armen Constanz einer schlimmeren Verk�ltung entrissen. Er dachte an die Worte des Majors. Dabei konnte er nicht umhin, mit inniger Achtung Fabiens zu gedenken. Er gestand sich, da� der pflichtgetreue Sinn einer Frau wohl die Gabe aufw�ge, den Augen eines Mannes zu gefallen, und Theresens Liebreiz sank gegen den charakteristischen Gehalt ihrer Schw�gerinn tief in der Wagschale. -- Doch man vergesse nicht, da� Therese _abwesend_ war.�-- Wenn nun Fabiens Gatte die Augen auf immer vor einem Phantom geschlossen, und Theresens Gemahl einem Schatten nachgejagt, der ihn vor der Zeit ins Grab st�rzte: so mu�te die philosophische Selbstfrage in dem letzten der drei Br�der entstehen: von welchem Geist und Wesen _sein_ Streben sey? Er stieg bis in die Gr�nde seines Herzens hinab, und was er da gefunden, wollen wir einstweilen auf sich beruhen lassen. -- Dort lag seine Jugendliebe unter tiefem Schutt in sich selbst zerfallen; aber der Glaube an diese g�ttliche Kraft stand noch fest, und die Freundschaft unterst�tzte ihn, wenn gleich als Kummers�ule. Die Nachricht von der Ankunft der Gr�finn hatte seinen Freund Sylvius au�er sich gesetzt, und der Administrator ihn in dieser �u�ersten Aufregung verlassen m�ssen. Jetzt dachte er bek�mmert dar�ber nach, was aus diesem ganz einzigen Verh�ltni� nun werden solle? -- In den zartesten Beziehungen hing ein Theil seines eigenen Gl�ckes davon ab -- und nicht der kleinste. Mit aufgehobenem Gleichgewicht seiner Empfindungen kam er in Sanct Capella an, und das Erste was er vernahm, war: da� Graf Frankenstern unterdessen ein stiller Bewohner des Stifts geworden sey. Der Verweser desselben erschrak �ber diesen Verwesenden; denn da� Gr�finn Albane nun wegziehen und ihre Tochter mit sich nehmen w�rde, war die nat�rlichste Ideenfolge; aber sie f�hrte ihn traurig ein. Er trat in das Kloster wie in eine Ein�de. Seine Wohnung d�uchte ihm uns�glich weit, und so war es ihm im Stillen lieb, da� er am Abend seiner Heimkehr mit Fabia nicht ganz allein w�re. Der Major und Schwester Veronica kamen, den Wirth des Hauses willkommen zu hei�en. Der Administrator stattete Bericht ab, jedoch in K�rze, und hier und da sogar abgerissen. Fragen der Frauen, querfeldeingeschoben, konnten den Zusammenhang nicht durchaus erg�nzen, wie sehr es auch der apostolischen Fabia zuwider war, da� ihr Wissen, wie das unser Aller, nur St�ckwerk seyn solle, und wie auch Veronica, die fromme Tochter der Kirche, ihre Abstammung nicht verleugnete, und sich diesmal als Evens Tochter bewies. Wir sprechen die gute Nonne selig, aber von der Erbs�nde einer kleinen Neugier gar nicht frei.�-- Herr Pr�lat lief fl�chtig �ber die Vorg�nge der Krankheit und �ber den H�gel hin, darunter sein Bruder schlief, und hielt sich nur etwas l�nger bei dem Gl�ck des jungen Feldmeisters und dem Gute der Baroninn auf, was auch zu diesem geh�rte. Von Theresen sprach er vermeidlicher Weise so wenig als m�glich. Man nahm das Geschick dieser Beiden als ein entschieden gepaartes an, und stellte unter mancherlei Bemerkungen dieser Ehe das Prognosticon. Der Major hob an: �der Rudolph hat Gl�ck, und ich g�nne es ihm von Herzen, denn er verdient es auch. Er ist ein t�chtiger Mensch, ein ehrenwerther Soldat -- doch mag er sich in Acht nehmen, da� er nicht zu einem verrufenen Regiment komme. Der Pantoffel ist sein Schicksalszeichen -- und die verf�ngliche Devise nicht immer von Kraftmehl. Die Schleifen auf dem Schuh seiner alten Fee waren, wie mir die Obristinn erz�hlte, von gesponnenem Glase. Eine gef�hrliche Masse, das! man macht auch kleine Spr�hteufelchen davon. Und dabei f�llt mir eine merkw�rdige Geschichte ein. Als ich ein Knabe war, lie� ich einst zur Fastnacht einen Reserve-Pfannkuchen in die Tasche schl�pfen, worin solch ein geh�rntes Ding stack. Alsbald fuhr der Gr�nliche durch die geschmorte Rinde in die schwarze H�lle der gegossenen Pflaumen hinein, und that wie zu Hause. Ich aber a� den leidigen Satanas wie zur gesegneten Mahlzeit, und w�rde es bis jetzt noch nicht wissen, wenn mir nicht ein Splitter von diesem heillosen F�llsel die Zunge geritzt h�tte.� �Gott beh�te und bewahre!� rief die Nonne mit frommen Schaudern vor solch leiblicher und geistlicher Gefahr, und die Geberde des Entsetzens wurde in der Mechanik ihrer Finger zu einem Kreuz, �wie war es m�glich, da� Sie ohne Schaden davon kamen?� Der Major lachte und sprach: �Was verdaut man nicht Alles, wenn man jung und gesund ist! -- Mein Vater tobte, da� ich den Teufel im Leibe h�tte; und die Mama kochte ohne Unterla� Milchbrei, den sie mit m�tterlichen Thr�nen salzte. -- Aber um wieder auf das Vorige zu kommen: so will ich von Grund der Seele w�nschen, da� die beiden Leutchen sich vertragen, und einander das Leben nicht versalzen m�gen.� Fabia l�chelte ganz leise. Sie sprach: �Therese l�sset ihre Lindigkeit kund werden Jedermann -- und das K�chenwesen war nie ihre Sache.� Der Administrator bemerkte still, wie seine schriftkundige Schw�gerinn sich glimpflich auszudr�cken w��te, indem sie doch verst�ndlich genug andeutete, da� Coquetterie und Mangel an H�uslichkeit, diese Fehler, welche sie so oft zum Aerger gereizt hatten, der ehelichen Gl�ckseligkeit, von der die Rede war, sch�dlich werden k�nnten. Und wie in unbewu�ter Gewohnheit, sich Theresens anzunehmen, nahm er das Wort und sprach: �der Geist einer guten Ehe kann dessenungeachtet bestehen. Wie manche treffliche Speisemeisterinn kocht Gift, verg�llt ihrem Manne jede Freude, und br�t ihn am langsamen Feuer!�--� �Ach!� entgegnete Veronica, schauernd bei dieser Vorstellung, mit einem k�hlenden Seufzer, �Das kann ich mir schrecklich denken. Zwar in der Welt, sagt man -- soll es da oder dort so seyn. Die Frauen, h�rte ich, trachten nach eitlen Dingen, sind fremd daheim und wissen nicht Bescheid, weder im eigenen Hause noch in der Herzenskammer des Mannes. Sogar die Kindlein -- wenn es nicht etwa b�ser Leumund redet -- sind ihren M�ttern h�ufig eine Nebensache, und �fterer l�stig als lieb.-- Ich bin nur eine Jungfrau -- aber da� mein Geschlecht dahin entartet w�re, scheint mir kaum m�glich. So darf man sich jedoch nicht wundern, wenn heut zu Tage so viele M�nner die sch�nste Gelegenheit links liegen lassen, das g�ttliche Gestift des Ehestands aufheben und leider Gottes! ledig bleiben. Wenn unsere Frauen flei�iger den Himmel bauten: so w�rde sich seltner ein Stein des Ansto�es f�r das Heirathen finden.� Der Major ergriff die heilige Hand der Nonne, und dr�ckte sie etwas derb, wenn auch mit Verehrung, indem er sprach: �Hoch hinaus wollen sie wohl; aber es wird ein Thurm zu Babel daraus, eine Sprachverwirrung ohne Gleichen. Wo eine Frau den Mann verst�nde: da w�re die Loosung: Ein Gott! Ein Herz! Eine Seele! Ein Gl�ck und Ein Grab! -- Dem Himmel sey's geklagt! es lautet anders -- und tiefer besehen, denken sie nur an die Grube. -- _Sie_, Schwester Veronica, wollte ich heute noch ehelichen. Sie w�rden jeden Mann nicht allein gl�cklich gemacht haben, sondern auch _gut_.� Bei dieser Erkl�rung in K�rze err�thete Veronica durch die blasse T�nche des Alters so jungfr�ulich sch�n, als h�tte dies rauhe Betasten ihrer zartesten Gef�hle auf der feinen Zeichnung des Gesichts eine Sp�trose abgerieben. Herr Pr�lat kam ihrer bescheidenen Antwort zuvor und sprach: �an den Motiven zur Ehe mag es zumeist liegen, da� so wenige Segen tragen. Auf welches Fundament werden sie gegr�ndet? -- Ich erinnere mich, da� meine Tante vermittelst einer Karte, der einzigen franz�sischen Leichtfertigkeit, die das plattdeutsche Pfarrhaus aufzuweisen hatte, die innersten Herzensgedanken jedes Br�utigams in der Gemeine heraus brachte, indem sie dabei ein Spr�chelchen im Munde f�hrte, wovon ich nur den Anfang noch wei�: der Eine thuts um der Ducaten, der Andre um ein sch�n Gesicht -- wobei der Onkel, wenn er guter Laune war, die Reihenfolge unterbrach, und mit poetischer Freiheit darauf reimte: _gerathen_ -- _nicht!_ -- Zw�lf Ausspr�che enthielt dies psychologische Orakel. _Zw�lf?_ lieber Gott! das sind falsche Apostel. Legion hei�t ihre Zahl, und dann w�re der Einzige noch nicht darunter, auf den sich bauen l��t: _wahre Liebe_!� �Wahre Liebe!� wiederholte der alte Feldmeister, und es war, als ob das leise Spottl�cheln, welches ihm auf der b�rtigen Lippe schwebte, jenes Wort mit der Andacht des Gef�hls ausgesprochen -- hohnneckte. �Es ist damit,� fuhr er fort, �wie mit dem alleinseligmachenden Glauben: wie Viele bekennen sich blo� �u�erlich dazu, ohne diese g�ttliche Mutter des Heils im Geist und in der Wahrheit zu verehren. Die Mehrzahl der M�nner besteht aus heimlichen Mohamedanern -- getaufte Weiber in Massen sind dem heidnischen G�tzendienste zugethan; in der Ehe aber herrscht das Judenthum vor, und der Erl�ser wird da tagt�glich gekreuziget, so da� ihm die Lust zur Auferstehung wohl vergehen m�gte.� �Wer Sie so h�rte, Herr Major,� entgegnete hierauf die Nonne, welcher es leise be�ngstigte, so oft ein religi�ses Bild, behuf der Rede gebraucht ward, �der sollte glauben, Sie spr�chen aus Erfahrung. Und doch wei� ich von guter Hand, welch ein friedliches Stillleben Sie mit Ihrer lieben seligen Frau gef�hrt haben, wie man diese allgemein als eine ganz vortreffliche Dame ger�hmt -- der Meriten ihres Ehemannes zu geschweigen.� Dieser verbindliche Ausfall auf den seinigen, womit Veronica weiblichen Sinnes sich erwiedernd zeigte, schien von niederschlagender Wirkung auf den Major zu seyn. Die Menschen an ihre Verdienste wie an ihre Verluste zu erinnern, erreicht fast immer den Zweck, sie aus den Vortheil des Angriffs in jene leidsame Stellung zu versetzen, die der Geschmeichelte wie der Ger�hrte unwillk�rlich annimmt. -- Die buschigen Braunen des Majors zogen sich zusammen, und seine Augen wurden feucht; das sanfte Bild seliger Tage schwamm in seinem Blick. Mit schwankender Stimme antwortete er: �meinen Sie, Schwester Veronica, da�, wenn jene Erfahrung meine eigene w�re, ich sie ausgesprochen haben w�rde? -- Meine Frau war gut und brav, und als sie todt war, da merkte ich erst, wie sehr sie es gewesen. -- Doch de�halb widerrufe ich kein Jota von dem Obigen. Gott besser's! es ist an der Zeit.� Es war auch an der Zeit, dies Gespr�ch zu enden. Fabia, verstimmt durch die Vertheidigung des Schwagers, die er der abwesenden Therese nicht minder als der gegenw�rtigen angedeihen lie�, hatte kein Wort mehr gesagt. Ihr d�uchte, sie h�tte die Kosten dazu getragen. Sein Urtheil schien ihr eine Geringsch�tzung derjenigen Verdienstlichkeiten zu enthalten, in denen sie sich auszeichnete. Sie w�nschte, er m�gte einmal zu der Einsicht gelangen, wie hoch eine gute Wirthinn zu halten sey. Sollte dies jedoch geschehen: so mu�te er die treue Fabia vermissen. Und indem der Major davon sprach, da� er die abgeschiedene Gattinn erst vollkommen gew�rdiget, regte dies den Gedanken in ihr an, zu scheiden. Sie legte in gekr�nktem Geiste das Amt der Schl�ssel nieder, und ahnete nicht, da� diese Handlung in der Idee der Wirklichkeit nur um einen leisen Schritt vorauseilte. * * * * * Noch immer hatte Gr�finn Albane sich entschieden geweigert, ihren Gemahl zu sprechen, weil sie sich die Kraft dazu nicht zutraute. Sylvius, der das Heil seiner Beruhigung daran zu kn�pfen schien, da� seine Frau ihm angeh�re, lie� nicht ab mit Dringen, und setzte alle H�lfsmittel in Bewegung. Fabiens Zureden sch�rte den Funken, der in der Asche glomm, worin Albane b��te -- und Josephinens r�hrende F�rsprache gewann endlich ihrem Vater die hei�ersehnte Gunst. Der Tod des Vaters hatte seine Tochter dergestalt ersch�ttert, da� sie glauben mogte, die heftige Bewegung, in welche die Zusammenkunft mit ihrem Gemahl sie versetzen mu�te, werde drein gehen. Und so war der Entschlu� dazu gleichsam ein Abschlu� aller bisherigen Verh�ltnisse, und sogar erforderlich, um Josephinens willen. In der Stunde, worin die Gr�finn ihren Gemahl in B�hle erwartete, sa� sie am offnen Fenster und allein, von jener s�uselnden und summenden Fr�hlingsstille tr�umerisch umwebt, welche aus dem Schlaf des Herzens, aus seinem innersten D�ster herauf, Gef�hle der Vergangenheit beschw�rt. Als sie den Hufschlag seines Pferdes vernahm, stand der Schlag in ihrem Busen stille, und nicht dies Herz selbst, nur ein Seufzer flog ihm entgegen. Jetzt h�rte sie seinen Schritt auf der Treppe -- sein N�herkommen -- Zeit und Erfahrung hatten m�chtige Fortschritte gemacht, seit sie den Besuch ihres Gemahls zum letztenmale in Bonna empfangen: dennoch drang dieser vertraute Hall wie einst an ihre Seele, und keine Empfindung, �ber welche er sonst Macht ge�bt, konnte ihm entweichen. Er trat langsam ein, Albane zitterte heftig, unverm�gend sich aufrecht zu erhalten. Sylvius blieb wie gefesselt und gebannt an der Th�re stehen, und warf einen unaussprechlichen Blick nach der geliebten Gestalt, welche sein gewesen war -- und eine weite w�ste Welt lag zwischen ihnen. �Albane!� sagte er leise, und ein paar gro�e Thr�nen rollten �ber seine Wangen, �bin ich Dir gar nichts mehr?�--� O! welch ein Zauber liegt in der Stimme eines Menschen, der uns theuer ist oder war! -- Solch eine Stimme enth�lt den Schl�ssel zu jedem Geheimni� der Harmonie, und kann, ob sie durch tausend Mi�verh�ltnisse hindurch kl�nge, nie zu einem Mi�laut f�r die Seele werden, darin einmal ihr Echo wohnte. Sylvius hatte seinen Jahren voraus gealtert, und Der, den die Morgenr�the der Jugend einst zu den G�ttern erhoben, zeigte sich gebeugt von menschlicher Schwachheit; aber die Stimme war ihm geblieben, mit der er die Geliebte einst bewegt, da� ihr unsterblicher Antheil der seine w�rde.�-- Die Gr�finn wendete sich nach ihm um, mit einem L�cheln der Verzeihung, der Abgeschiedenheit -- wenn wir so sagen d�rfen; es war das geistigselige L�cheln eines Schattens, was auf ihren Lippen schwebte, die so wenig eines Lautes m�chtig schienen, wie ein k�rperloses Wesen der Rede f�hig seyn mag. Endlich entrang sie ihnen die Kraft dazu, und sprach mit bebendem Munde: �vielleicht, Sylvius, w�re es besser gewesen, wir h�tten die _begrabene Liebe_ fr�herer Jahre ruhen lassen�--; aber, da es einmal Dein Wunsch war, da Du meinst, es werde zu Deinem Frieden gereichen, da� Du mich s�hest, so komm doch n�her und la� uns freundlich zusammen sprechen!� Diese Antwort zerri� Romanas m�nnliche Seele. Was ist das _Z�rnen_ der Liebe gegen die stille Freundlichkeit der erkalteten! -- Wir bemerken dabei, wie es Albanen selbst in dieser Minute nicht m�glich war, ihr Geschlecht zu verleugnen, und in den ersten Worten, die sie zu ihrem Manne sprach, seit sie ihn in den Armen einer Andern gesehen, etwas Anderes zu fassen, als jene Erinnerung. Sylvius verstand seine beleidigte Gattinn augenblicklich. Da� Albane jedoch ihrer Weiblichkeit ein Gen�ge leistete, ermannte ihn. Gefa�t entgegnete er nun: �ja, theure Albane! es ist die Bedingni� meines Fortlebens, und der Ruhe, welcher ich noch irgend theilhaft werden kann, da� ich Dir sage, auf welche Weise Du Zeuginn jener unseligen Scene geworden bist, in der Du mich betroffen. Du wirst mich dann vielleicht weniger schuldig finden, als Du w�hntest, und mindestens -- wie Dein Gef�hl auch entscheide -- mich bedauern m�ssen. H�re mich gutwillig an!� Hierauf erz�hlte Sylvius de Romana seine Geschichte mit Tony von Sch�tz, einfach und wahr. Er verschm�hete, nach edelsinniger Art, Alles und Jedes, was jenem Verh�ltni� zur Besch�nigung dienen k�nnen. -- Diese Mittheilung hatte nicht den Stoff, aber seine Kraft, ihn zu bew�ltigen, ersch�pft; und so eilte er zum Schlu� und sprach: �Du wei�t nun Alles -- und doch auch _Nichts_: denn ich kann Dir nur die _�u�ern_ Beziehungen nachweisen, die mich in jenes Netz verlockten. Gott aber, der es einst aufl�sen wird vor Deinem Blick, sieht ins Innerste, und wei�, da� ich Dich, das Weib meines Herzens! nur allein geliebt, und ewig lieben werde. W�re es Dir nicht m�glich, einen fl�chtigen Augenblick zu vergessen, in welchem Du an mir zweifeltest? -- Dein Vater ist nun todt. Was hindert Dich noch, f�r den Rest unseres Daseyns mein zu seyn, zu der �ffentlichen Rechtfertigung unseres geheimen B�ndnisses, und -- lass' mich es hinzuf�gen: zu dem Gl�ck unseres Kindes?�--� Die Gr�finn athmete tief. Sie sch�ttelte leise den Kopf, l�chelte weinend und verneinend und sprach: �der Himmel sey mein Zeuge! ich z�rne Dir nicht. Auch m��te ich mich zuvor selbst anklagen, denn mein Wegbleiben gab Dich ja frei. Doch jedes Zur�ckgehen ist unm�glich, des griechischen S�ngers Gattinn verschwand vor einem R�ckblicke. Ein erstorbenes Gef�hl l��t sich nicht wecken -- und jenes, mit welchem ich mich die Deinige wu�te -- ist todt. Aber Deine Freundinn bin ich noch -- Deine beste Freundinn! ja, Sylvius, die will ich immer bleiben. Mache kein so ungl�ckliches Gesicht, Lieber! frage Dich selbst, ob wir verdient haben, mit einander gl�cklich zu seyn? -- Die Ehe ist ein Verh�ltni� der Heiligkeit, nicht aber der Heimlichkeit, und Gott ist gerecht. Nach seinem unerforschlichen Gesetz und Willen m�ssen Diejenigen ein Gl�ck verschm�hen, welche es sich anzueignen wagten, ohne h�here Befugni�, als die der Leidenschaft. -- Wir vers�hnen den Himmel durch ein freiwilliges Opfer. So werden unsere V�ter uns von dorther segnen; hier glaubten wir dieser Weihung entbehren zu k�nnen, als das Band der Stola uns zusammenf�gte. Ich werde nach Bonna ziehen, Sylvius! in jenes Haus, worin Du gelebt hast, und mich geliebt -- mich allein. Still, mein Freund! ich glaube Dir. -- Der Majoratserbe �berl��t mir das kleine Witthum, und diese Angelegenheit ist l�ngst berichtiget. G�nne es mir auch, in Frieden einsam zu seyn, und die stille Freude _meiner_ Liebe. -- Ich werde in Deinem Cabinet schlafen, an derselben Stelle, wo Dein Bett gestanden, und die alte Einrichtung wie zu den Zeiten Deines Vaters herzustellen suchen. So werde ich Deine Hausfrau seyn, ohne Gemahl -- wie ich Deine Gattinn war, ohne Dein Haus zu kennen. Ein Theil jener fr�heren s��en T�uschungen wird mir wiederkehren, der Traum Deiner N�he wird mich begleiten und begl�cken, und so werden meine Tage gleichm��ig hinrinnen, wie das B�chlein unter dem Kreuze, welches dort die Wache h�lt.� �Albane!� rief Sylvius mit heftigem, mit hei�em Schmerz, �Du rei�est mir mein Herz entzwei, und ich wei� nicht, ob g�tiger als grausam? Vermag nichts, Dich zu bewegen, da� Du anderes Sinnes w�rdest?� �Du solltest dies nicht einmal w�nschen, viel weniger fragen�--� antwortete die Gr�finn bedeutsam. �Sieh es doch ein, mein Sylvius, es geschieht zu Deinem Besten, da� ich mich Deinem Wunsche weigere. Willigte ich in Dein Begehr, es th�te nimmer gut. Nur auf _jene_ Weise k�nnen wir vereint seyn -- sonst nicht. S�nke ich in Deinen Arm: ein Gespenst, Dir innig angeschmiegt, scheuchte mich zur�ck, und so oft ich die Ebereschen Fr�chte tragen sehe, w�rde mein Herz bluten.� -- Und Wer m�gte sie z�hlen, die Tropfen Herzblut, welche bei dieser Erinnerung der tiefen Wunde enttr�ufelten, die Albane geschlossen w�hnte? -- Doch nur ihre abgeh�rmte Wange war ger�thet, und hellblinkende Tropfen standen in ihren Augen. Sylvius empfand, obwohl durch die Verh�rtung des Vorwurfs, etwas vom Zartgef�hl dieses Wehes, und wie jene Stunde nimmer ausgel�scht werden k�nne. -- Und w�hrend eine unsichtbare Feder in der Canzlei seiner Gedanken diesen Ausspruch unterzeichnete, strebte er mit �berredenden Worten noch dagegen an. Er erinnerte seine Frau an Josephine, und wie das Verh�ltni� des M�dchens sich bei dem Zwiespalt der Eltern nun gestalten solle?�-- �Sieh!� antwortete die Gr�finn mit nachsinnender Miene, �auch die Mutter mu� b��en, was sie gegen ihre Pflicht als Tochter gefehlt. Es ist als ob das liebe Kind mir nicht angeh�rte. Nur was man selbst gebildet hat, daran glaubt man ein Recht zu haben. -- Josephine scheint sich im Stift sehr gl�cklich zu f�hlen, so k�nnte sie zun�chst unter Deiner Aufsicht dort bleiben. Noch bin ich durch die verh�ngni�volle letztere Zeit zu befangen, als da� ich sogleich das Beste ausfinden k�nnte; aber Gott wird Alles zum Guten leiten!�--� �Wenn Du auf diese Weise am Ende bist�--� entgegnete Sylvius, �so d�rfte meines Bleibens in Sanct Capella nicht mehr lange seyn, und ich ziehe noch einmal von hinnen. Ruhe zu erwerben, hoffe ich nicht; aber vielleicht eine Ruhest�tte. Du erwartest vom Zufall, er solle sich Josephinens annehmen, da Du selbst das nat�rlichste Gl�ck abweisest?� -- Die Gr�finn schwieg, und antwortete nur mit einem schmerzlichen L�cheln. Dann sagte sie: �ich liebe Josephinens Gl�ck mehr als das meine -- _darin_ f�hle ich mich wenigstens als Mutter.� Ohne da� Beide es merkten, verl�ngerte sich dies Gespr�ch bis in den d�mmernden Abend hinein. Jetzt stand Sylvius auf. Es war Albanen, als sollte sie ihn halten, so hatten sich w�hrend ihres trauten Zusammenseyns abgerissene F�den aus dem Gewebe ehemaliger Beziehungen leise wieder angekn�pft: denn der Geist der Liebe -- auch einer abgeschiedenen -- webt gesch�ftig. �Es wird mir nicht leicht, zu scheiden�--� sagte Romana mit einem Ton, der diese Versicherung beglaubigte, �meine F��e sind wie Blei, und versagen mir ihren Dienst -- und das Herz ist mir noch schwerer. Darf ich Dich wiedersehen, Albane?� Er sah sie dunklen Blickes an. Das Auge der Gr�finn gl�nzte, ein Sonnenschein verschwundener Tage war darin; ein Strahl von Freude drang tief in Sylvius Herz. Sie antwortete: �wenn es Dich tr�sten mag�--: so sollst Du mir willkommen seyn.� Darauf fa�te er ihre zarte Hand, woran kein Trauring blinkte -- er ergriff sein einstmaliges Eigenthum so furchtsam, wenn auch innig, wie man die letzte Hoffnung zu fassen wagt, und f�hlte einen leisen Druck der seinigen. Dieser elastische Druck hob mit �berirdischer Federkraft den Stein von seinem Herzen, von der Th�r der begrabenen Liebe -- und ein Engel des Trostes, mit Fl�geln, sich zum Himmel seiner Heimath aufzuschwingen, ging daraus hervor. * * * * * Der Administrator stand in vollem Anzuge vor dem Spiegel. Er wollte nach B�hle hin�ber fahren, und der Gr�finn seine Aufwartung machen, deren Schicksal mit dem der Seinen in wundersamer Verbindung zu stehen schien. Vielleicht h�tte das Interesse f�r diese Bekanntschaft ihm dennoch Zeit geg�nnt; aber das Verlangen dr�ngte ihn, Josephine wieder zu sehen. Das Zimmer war voll Sonnenglanz -- Herr Pr�lat aber blickte auf keine Weise verblendet, die sch�ne m�nnliche Gestalt musternd an, welche auch ein m��iger Grad von Selbstgef�lligkeit tadellos gefunden haben w�rde. Er schaute vielmehr �ber aller Welt Eitelkeit hinaus, sich selbst so forschend ins Auge, als sollte ihm in diesem Spiegel der Seele die Wahrheit eine Gestalt gewinnen -- und seine Finger knitterten noch an den F�ltchen der feinen Halsbinde, w�hrend er gleichg�ltig dazu aussah, und gleichsam unbewu�t der verbessernden M�he, die er sich gab, nur an die Falten seines Herzens dachte. Er stand so ernst dabei wie auf dem Katheder. -- Doch pl�tzlich schien unser Professor der Psychologie sein Studium zu wechseln, daran zu erkennen, da� er die Farbe wechselte, und da� ein so entz�cktes L�cheln in seinem Gesicht aufging, als ob er einen Stern aufgehen s�he. Und wirklich war dem so. Die Th�re ging auf, und im Hintergrunde des Spiegels -- als h�tte, Der hinein sah, eben eine Frage an den Himmel gerichtet -- erschien ein zauberhaftes Bild. Vor diesem Glanz jugendlicher Sch�nheit, erh�ht durch einen Schimmer �berirdischer Freude, den die Trauer nur wie ein W�lkchen umd�sterte -- verschwand Alles. �Josephine! mein einzig M�dchen!� rief der Administrator mit dem hellen Laut wonniger Ueberraschung, �wo kommst Du her? eben wollte ich nach B�hle.� Sie lag in seinen umschlingenden Armen, ihr Herz schlug an dem seinen -- und onkelhaft dreist k��te er die s��en Lippen. -- Dieser Ku� -- die gl�ckselige Innigkeit dieses Moments, beraubte das M�dchen der Sprache. �Ach! k�nnte ich Dir doch nur meine Freude aussagen, da� ich wieder hier bin!� sagte sie mit einer Stimme, die diesem Wunsche entsprach, �Seit ich wu�te, da� Du da bist, Onkelchen, hatte ich keine Ruhe mehr. Ich qu�lte die Mutter -- sie sagte, es schicke sich nicht. Dies Wort wollte mir nicht zu Sinne. Ich bin ja das Kind des Hauses -- sagte ich -- da mu�te sie endlich meinen Bitten nachgeben.� Herr Pr�lat l�chelte begeistert. �Du Herzenskind!� sagte er ger�hrt. �Also h�lt die Gr�finn doch so viel auf Anstand?� Man glaube nicht, da� in dieser Frage der mindeste Vorwurf f�r die arme Albane lag. Nein! nur eine leise Verwunderung, da� bei dem einsamsten Ungl�ck noch dieser Sinn f�r das Schickliche gefunden w�rde. �Nun, so ist es mir lieb,� setzte er schnell hinzu, �da� ich nicht z�gern wollen, mich ihr vorzustellen. Du siehst, ich bin darnach angethan -- nur mit der Halsbinde konnte ich wie gew�hnlich nicht zurecht kommen.� �Das sehe ich!� sagte Josephine lachend, und schickte sich an, nachzuhelfen. �Es ist nicht allzusch�n gerathen. Dieser Zipfel hier, nimm es mir nicht �bel! sieht so pedantisch aus, wie die Schlafm�tze des ehrw�rdigen Ludimagister in Leidthal. -- Ist es denn so schwer, solch ein Kn�tchen zu kn�pfen?� Aurorens Rosenfinger verbreiteten keine lieblichere Helle, als das Licht, welches dem Administrator w�hrend dieser verf�nglichen Minute aufging. Sie standen wie ein trautes Ehepaar. Er hatte seine H�nde an Josephinens schlanken Leib gelegt, die schwarzen B�nder ihres Hutes bewegten sich unter _seinen_ tiefen Odemz�gen -- _ihr_ Athem spielte f�hlbar wie ein laues L�ftchen, und immer w�rmer wurde ihm ums Herz. Er lie� sie zierlich gew�hren, und verhielt sich schweigsam und lauschend. Die magische Schleife war nun gesch�rzt -- legen die Grazien jemals eine Cravatten-Fabrik an: so wird man das Modell dazu finden.�-- �Auf _bindende_ K�nste�--� �u�erte Herr Pr�lat etwas gepre�t, �versteht Dein Geschlecht sich schon am Besten. Josephine!� er hob das M�dchen zu sich empor, ��berhebe mich k�nftig dieser M�he -- heirathe mich, liebe, theure Seele!�--� �Onkel!� rief Josephine, und machte sich von ihm los. Ihre jungfr�uliche Wange gl�hte zwischen Schaam und Z�rnen. Sie hielt diese Sprache f�r einen Scherz. �Ich bin Dein Onkel nicht!� entgegnete Jener heftig, �diesen Titular-Verwandten hat Dir Fabia aufgedrungen, um den Unterschied unserer Jahre durch geh�rigen Respekt hervorzuheben. Aber Dein Mann kann ich werden, wenn ich Dir anstehe, Du mein Liebstes! -- Ich dachte immer, Du w�rst mir gut -- so k�nnten wir zusammen bleiben, lebenslang -- und Alles bliebe beim Alten.� Da lag das M�dchen an seiner Brust und stammelte: �wenn es wahr w�re -- o Gott im Himmel!� �Es ist wahr!� wiederholte der Administrator im gef�hltesten Entz�cken dieser Versicherung, und dr�ckte das holde hingebende Wesen innigst an sich, �ich liebe Dich redlich, Josephine! und will Dein bester Freund auf Erden seyn. Doch frage Dein Herz! ich m�chte es nicht r�uberisch an mich rei�en, aus freier Wahl sollst Du es mir schenken -- oder versagen. Wer wei�, ob ich Dir nicht zu ernst bin, zu kr�nklich -- oder was Du sonst an mir etwa auszusetzen h�ttest. Mir hast Du nur Einen Fehler, meine s��e Kleine! -- Du bist noch sehr jung -- aber ich finde Dich gewachsen.�--� Er l�chelte wie ein Liebender, indem er den schlanken Wuchs des M�dchens mit einem langen Blicke ma� -- �nicht nur wirklich ein St�ckchen, seit ich Dich nicht gesehen, sondern �berhaupt allen Forderungen und W�nschen an meine k�nftige Frau v�llig gewachsen.� In reizender Verwirrung antwortete Josephine: �es mag vielleicht geziemend seyn, da� ein M�dchen an sich h�lt: ich gebe Dir mein Ja ohne Weiteres. Wen k�nnte ich lieber haben? -- Alle meine W�nsche sind erf�llt. In diesem Augenblicke wei� ich es erst ganz, wie ungl�cklich ich geworden w�re, wenn ich Dich und dieses geliebte Haus auf immer verlassen m�ssen! Jetzt bin ich Dein!�--� Sie warf sich mit dem Ausdruck der liebevollsten Hingebung in seine Arme. -- Er umpfing sie jauchzend, und der Spiegel verdoppelte ein B�ndni�, magisch geschlungen, in dem einfachen Gl�ck der Herzenseinigung, dem einzigen, was es auf Erden wie im Himmel giebt.�-- Beide hatten in diesen seligen Minuten weder an die Gr�finn, noch an Fabia, oder Sylvius gedacht, die doch auch ein W�rtchen dazu sagen k�nnten. Es giebt einen Instinkt der Ahnung f�r unser Geschlecht, welcher uns einem unwillkommnen Vertrauen entrinnen l��t, wenn es unser Herz etwa wie ein Pfeil treffen k�nnte. -- Auch Frau Fabia entrann auf leiser aber sicherer Spur Dem, was ihr Schwager ihr zu sagen hatte. Josephine fl�chtete mit ihrem Gl�ck in das Betst�bchen der Nonne, und legte das Bekenntni� desselben auf diesem jungfr�ulichen Hausaltare nieder. -- Sylvius war nicht daheim. Zeitiger, als es n�thig gewesen, brach Josephine auf, und der Administrator begleitete sie. �H�tte ich doch nicht geglaubt,� sagte das M�dchen mit jener Traulichkeit, in welcher auch die sch�chternste Verlobte sich dem ausschlie�endsten Vertrauen ann�hert, woran der Geliebte ein Recht hat, �da� ich einmal Gott danken w�rde, von Sanct Capella weg zu kommen, und heute ist mir so. Ich konnte kein Auge aufschlagen -- Fabia hat mir die heimliche Braut ansehen m�ssen. Lieber! vers�ume doch ja nicht, sobald als m�glich mit ihr zu sprechen. Ich thue es bei der Mutter, und davor bangt mir weniger.� �Meinst Du,� fragte Herr Pr�lat, �der b�rgerliche Eidam werde der Gr�finn genehm seyn? -- wenn diese Hoffnung nur nicht allzukindlich ist, Josephine!�--� Das M�dchen kopfsch�ttelte zu diesem Zweifel und sprach: �Du kennst die Mutter nicht, mein Freund! -- Sie ist so g�nzlich ohne Anspruch und Eigensucht -- Fabia hingegen�--� Josephine fl�sterte diese Worte, �neigt ein wenig zur _Eifersucht_, und es ist eine ganz andere Zuversicht, die ich zu Jener habe als zu dieser. Ewig werde ich Fabien dankbar seyn: denn sie hat mich treu erzogen, und ohne sie w�re ich nimmer nach Sanct Capella gekommen; aber das Blut aus meinen Adern wollte ich verstr�men, da� ich die theure Albane nur einmal l�cheln s�he.� Der Administrator entdeckte noch an demselben Abend auf einem einsamen Spaziergange dem Freunde sein Herz. Sylvius nannte sich seinen gr��ten Schuldner, und gab ihm damit das gelegene Wort zur Hand. �Wir k�nnten sehr bald mehr als quitt werden�--� gab ihm jener zur Antwort, �Du nahmst mir einmal die Braut -- gieb mir Deine Tochter zur Frau: so bin ich nicht mehr Dein Gl�ubiger, sondern schulde Dir zwiefach.� �Wenn dies Dein Ernst ist�--� entgegnete Herr de Romana, �so nimmst Du einen Kummer von meinem Herzen, und Niemand kann bei diesem Interesse des Deinigen froher betheiliget seyn, als ich. Es ist mir eine Sorge gewesen, das M�dchen werde die Jugend hink�mmern, bei der traurigen Mutter, und mit all seiner Liebensw�rdigkeit der Bestimmung des Geschlechts verloren gehen. Was wird aber Albane dazu sagen? und bist Du Josephinens Neigung auch gewi�?� �Ich denke doch!� antwortete der Br�utigam l�chelnd, �so gewi� man irgend einer weiblichen Neigung seyn kann.�--� Ein leiser Seufzer verwebte sich dieser bedingten Voraussetzung. �Auch hoffe ich,� setzte er hinzu, �das Kloster werde mich sch�tzen, das Invalidencorps -- und endlich die fromme Veronica. Wisse! ein Engel der Treue wohnt in der Nonne, und wird, wenn diese seine kleine Herberge einst zusammenbricht, den Ort nicht verlassen, den er so lange heimlich gesegnet. -- Sieh, Freund! ich habe Zeit gehabt, reiflich dar�ber nachzudenken, welche Eigenschaften der Frau einen Mann vor allen gl�cklich machen k�nnen, und da ist denn bei meinem Denken und Sinnen nur jener Satz heraus gekommen, den ich mir gemerkt: da� sich auf der Erde in jedem Beisammenleben der Kopf ersch�pft, Witz und Phantasie und Verstand, nur aber nie ein gutes Herz, das eine ewige Quelle ist.� Romana schwieg, und sein Freund fuhr nach einer Weile fort: �aus welchen wunderbaren Stoffen besteht eine einzige Mischung, die wir Liebe nennen! glaubst Du wohl, Sylvius, da� jene sympathetische Regungen der Freundschaft f�r Dich, nur zarter -- mich zuerst an das M�dchen kn�pften? die magnetische Kette der Gef�hle, wie weit auch angelegt, l��t uns empfinden, wo unser Herz stark ber�hrt war. Was mich ferner mit z�rtlicher Innigkeit f�r das M�dchen erf�llt, ist nicht die holde Bildung allein, sondern auch der Einflu� ihrer Bildnerinnen. Darunter d�rfte Fabiens der bedeutendste gewesen seyn, und Fabia ist mir doch sehr achtungswerth.� �Und das mit Recht�--� erwiederte Sylvius. �Sie geh�rt meines Erachtens zu den unerkannten Gr��en. Ihr Charakter, nur etwas zu schroff f�r eine Frau, ist ein Fels f�r das Vertrauen. Ich sch�tze Fabia sehr hoch.� Der folgende Morgen war schon weit vorger�ckt, ohne da� Herr Pr�lat einen Augenblick finden k�nnen, in welchem seine Schw�gerinn zu sprechen w�re. Frau Fabia schien von kleinen gesch�ftigen Sorgen umringt, so da� sein Vertrauen nicht Raum gewann; eine finstere Zerstreuung in ihrer Miene lie� ihn den heitern Muth nicht sammeln, mit ihr �ber eine Sache zu reden, die ihm mehr am Herzen lag, als was zu Nutz und Frommen seiner H�uslichkeit geschehen m�gte. Ihr Blick sogar war vermeidend -- und wich ihm aus. Endlich haschte er den g�nstigen Moment und sprach: �g�nne mir ein paar Minuten, Fabia! ich habe Dir etwas Dringendes zu sagen.� Fabia machte ihre Hand, welche er sanft gefa�t hatte, leise los, setzte sich nieder, jedoch mit jener Art, die es deutlich macht, da� man sich nur auf fl�chtiges Verweilen einlassen k�nne und wolle, und sagte: �nun, so lasse doch h�ren, wie _dringend_ das sey, was ich vernehmen soll.� Der Administrator war um seine Fassung zu dem Vortrage, er wu�te nicht wie? -- Er antwortete mit merklicher Verlegenheit: �Deine Stimmung Fabia, ist meinem Wunsch nicht freundlich, und wirkt auf mich zur�ck. Ich wollte Dir eben er�ffnen, da� ich -- da� Josephine�--� Fabia l�chelte, ihre Gesichtsfarbe war bl�sser als gew�hnlich. Sie sprach: �das k�me zu sp�t, Freund -- die Gr�finn hat mir diesen Morgen geschrieben, da� Du ihrer Tochter den Antrag zur Heirath gemacht. Sie giebt Dir ihre Einwilligung; ich aber habe nichts zu geben, als den Wunsch, da� der Herr Alles wohl gelingen lasse!� Und w�hrend Fabia diese Worte sagte, zerrann ihre Stimme und das L�cheln ihres Mundes in Wehmuth, in _Wermuth_ -- und ihr Schwager, erstaunt �ber die Taubenpost der weiblichen Mittheilung, f�hlte ein hei�es bitteres Aufwallen in seinem Herzen, �ber das er nicht ganz klar werden konnte. Er nahm noch einmal ihre Hand in die seinige und sagte mit ergreifenderem Ton: �Fabia, es scheint, Du z�rnest mir. Glaube nicht, da� ich Dir zur�ckhaltend eine Absicht verschwiegen -- ich bin mir keiner bewu�t gewesen. Der Gedanke war nur ein Blitz, in welchem mir einleuchtete, Josephine werde als mein Weib mich gl�cklich machen. Und wenn diese Hoffnung wirklich wird, Wem werde ich es verdanken als Dir? Du hast das M�dchen erzogen. Dein frommer, fester Geist wird fortwirken zu meinem Gl�ck. Ich denke, wir wollen freundlich zusammen leben -- nicht?�--� Fabia sah ihn verdunkelten Auges an. �Nein, Bruder!� antwortete sie mit jener Bes�nftigung und Ruhe, die nur der Selbstgewi�heit angeh�rt: �das w�rde nimmer gut thun. Das taugt nichts -- w�rde der Major sagen�--� Fabia l�chelte bei diesen Worten noch einmal, und zwar sehr schmerzlich. �Darum entlasse mich, Lieber! ich lasse Dir daf�r meinen besten Segen. -- Jenes Geheimni�, was mich unter Deinen Schutz stellte, ist gel�s't -- Was sollte Dich hinfort noch an mich binden? -- Dein Herz hat an Einer Pflicht genug, und diese umfa�t der Trauring. Ich werde mit der Gr�finn ziehen. Die arme Albane w�re ja sonst ganz verlassen, und es ist billig, da� ein treues Gem�th ihr vergelte, was sie an dem Vater gethan. Der Herr hat den Willen dazu mir in den Sinn gegeben.� Der Administrator stand stumm und sah zu Boden. Fabia fuhr nach einer kleinen Pause mit steigender Bewegung fort: �wir wollen nach Bonna. Dort hat die Gr�finn einen Wittwensitz, den sie schwerlich tauschen m�gte um einen Thron, das Vaterhaus ihres Gemahls, Heiland genannt. Dort ist mein Platz. _Hier_ w�rde ich �berfl�ssig seyn, das macht alt vor der Zeit. Die Heimath aber giebt auch in sp�ten Tagen einen Theil der Jugend zur�ck. Ich werde die Wohnung meiner guten Eltern wiedersehen, und jener harmlosen Zeit gedenken, wo ich darin gl�cklich war. Ich werde in der N�he ihrer Gr�ber leben -- und den Garten des s�dlichen Daches pflegen, den der selige Oberf�rster Romana angelegt -- die Sonne mag jetzt wohl eine W�ste darauf bescheinen. -- Ich bin alsdann -- Du wei�t es -- an geeigneter Stelle, und gleichsam wie auf meines Zions Zinnen.� �Fabia!� antwortete ihr Schwager von einer seltsamen R�hrung bew�ltiget, �besinne Dich anders -- bleibe bei mir! es wird sich f�r die Gr�finn ein Ausweg treffen lassen. Du bist mir nothwendig geworden, Du geh�rst zu meinem Gl�ck. Auch ist Josephine noch so jung und unerfahren, als da� sie Deines Rathes nicht wohl entbehren k�nnte.� �Sie hat _Dich_!� entgegnete Fabia mit einem Nachdruck, der alles Weitere behob, �und also den Rath und den Helfer dazu. Und was wirthschaftliche Leistungen anbelangt, darauf legst Du ja so wenig.� Auch Fabia, meine Leserinnen, war eine _Frau_, und nur ein weiblicher Engel w�rde es verschm�ht haben, ein verkanntes Verdienst geltend zu machen. Es ist eine g�ttliche Sph�re, allwo der Ruhm verschwindet, den wir vor den Menschen haben und vor uns selbst. Wir aber leben auf der m�ngelvollen Erde, niedergehalten von dem Bed�rfni� menschlicher Schwachheit. Das alte Lied des Lebens singt uns in _getragenen_ T�nen ein. Es war nur ein Aufschwung unterdr�ckten Gef�hls, in welchem Fabia sich im Geist ihrer Sinnesweise zu erheben glaubte. Der Administrator dachte beklommen dem Entschlu� seiner Schw�gerinn nach, denn es fiel ihm in Wahrheit schwer, sie k�nftig zu vermissen. Seine br�derliche Freundschaft f�r die getreue Fabia lie� ihn nicht ergr�nden, aus welchen Ursachen sie so fest auf dem Abschied beharre. Es giebt nur Einen Dietrich, dem kein Aufschlu� widersteht, der sich ohne Schwierigkeit in den Besitz der geheimsten Gedanken setzt. -- Die Geheimnisse der Seele liegen unter magischem Schutz, und nur durch ihn selbst k�nnen sie beschworen werden.�-- Freilich sah Herr Pr�lat ein, da� Fabia, im Ganzen genommen, Recht h�tte, da� ihre h�usliche Unfehlbarkeit, Josephinens sch�chternen Versuchen, als Hausfrau f�r sich allein zu stehen, hinderlich seyn w�rde; da� die Gr�finn Jemandes bed�rfe, der mit zarter achtsamer Sorge um sie sey -- und wie es in der religi�sen Bu�fertigkeit von Fabiens Character liege, sich selbst zur S�hne zu geben, f�r das Unrecht, was Dieser geschehen; -- aber dennoch gestaltete sich dies Verh�ltni� nicht nach seinem Wunsch, und es war ein Zwiespalt in seinem Herzen, als ob eine Flamme sich trenne.�-- Frau Fabia nahm sich zusammen, auf da� sie ein achtungsvolles Gedenken mit hinweg n�hme. Sie ordnete alles mit Umsicht, und stimmte nicht daf�r, da� die Hochzeit weithin aufgeschoben w�rde. -- Aus der Ferne kamen Briefe, welche den Zeitpunkt von Theresens zweiter Verbindung um nicht viel sp�ter anberaumten. Dann wollten die Neuverm�hlten im Herbst zum Besuch nach Sanct Capella kommen. Major Feldmeister verj�ngte sich vor Vergn�gen. Er h�tte sich beinahe von seinem Sprichwort entw�hnt, denn er fand gut, wie das Schicksal seiner Freunde sich gewendet hatte, und -- Alles taugte ihm.�-- Hauptmann Moorhausen sprach von einem Urlaub �ber Winter. Vielleicht wollte er im gigantischen Eise seines Gutes die Schaamr�the abk�hlen, womit er der Ehewerbung gedachte, und in diesem zersprungenen Weltspiegel nur ein Bild schauen, wie der Krystallpallast seines Wunsches, aus dem Frost des Alters erbaut, zu Wasser geworden w�re.�-- Den Tag vor der Hochzeit brachte Fabia ihr Haushaltungsbuch ihrem Schwager, ihm Rechnung abzulegen; zu gleicher Zeit entledigte sie sich des Amtes der Schl�ssel. Die Redlichkeit, womit sie beides gef�hrt, gab diesem kleinen Act etwas Feierliches. �Fabia!� sagte der Administrator ger�hrt, �wollte Gott! mein Facit w�re einst dem Deinen gleich, und wir Alle k�nnten in der Rechnung bestehen, wie Du! -- Wie treu hat Deine liebe Hand auf meinem Nutzen gesehen! der Himmel m�ge Dich daf�r belohnen!� Er k��te die n�tzliche Rechte mit einer gr��eren W�rme als der Dankbarkeit -- und diese zuverl�ssige Hand zitterte ein wenig.�-- Am Morgen der Trauung -- Josephine war nur wenige Tage vorher von B�hle nach dem Stift zur�ckgekehrt -- brachte Schwester Veronica ihrem Liebling den Brautkranz. Sie waren allein. Mit zitternder Stimme sagte sie: �Josephine! mein theures Kind! hier bringe ich Dir den Kranz, von _meinen_ H�nden sollst Du ihn empfangen.� Das zarteste jungfr�uliche Bewu�tseyn lag in diesen Worten. �Und indem ich Dir ihn aufsetze�--� die Nonne that es mit leisem Beben, �ist es mir, als w�rde mein liebes Kloster mir wieder eingesetzt. Liebe und Treue sind doch Alt�re, die der Himmel aufrecht h�lt! -- Als ich im Fr�hling die Zweiglein von der Myrthe schnitt, zu dem Todtenkr�nzchen f�r die kleine Julie, und Perlen dazu f�delte: wenn mir das der Baum damals gesagt h�tte! -- Auch in diesen habe ich Perlen geflochten, Freudenperlen! Segensthr�nen! trage ihn zu lebensl�nglichem Gl�ck! die Krone der Unschuld, die Dir Dein Engel reicht, _die_ tr�gst Du ewig! -- Heute f�hle ich wieder wie gro� Gott ist! wie gut! -- Ich bin Jungfrau, und Dein br�utlicher Anblick l��t mich das Entz�cken einer Mutter empfinden. Ich werde nun nicht einsam sterben; Du, geliebtes Kind, wirst mir meine Augen schlie�en -- und dann den Ring erben.� Josephine umschlang die Nonne, und dr�ckte schon jetzt, sanft k�ssend, die weinenden zu, das heilige Verm�chtni� zu besiegeln. Sie war eine Erbinn dieses Herzens und seines Friedens. [ Hinweise zur Transkription Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt. In dieser Transkription werden _gesperrt_ gesetzte Schrift sowie Textanteile in =Antiqua-Schrift= hervorgehoben. Der Text des Originalbuches wurde grunds�tzlich beibehalten, einschlie�lich uneinheitlicher Schreibweisen wie beispielsweise "irdisch" -- "irrdisch", "ist's" -- "ists", "Lieutenant" -- "Lieutnant", "Obristin" -- "Obristinn", mit folgenden Ausnahmen, Seite 6: "Aufsicht" ge�ndert in "Aussicht" (ohne Aussicht auf eine andere Versorgung) Seite 18: "nnd" ge�ndert in "und" (und fragte ihn um seine Meinung) Seite 19: "�" hinter "Freundes." entfernt (und Romana lag in den Armen seines Freundes.) 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ZWEITER THEIL. *** ***** This file should be named 50128-8.txt or 50128-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/5/0/1/2/50128/ Produced by The Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by The Internet Archive) Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. 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